Zum Inhalt springen

Zum 50. und 70. Jubiläum der Kantorei

H-Moll-Messe von Bach auf höchstem Niveau

In ganz anderer Besetzung, denn 20 Jahre machen in einem Chor viel aus, aber mit großer Strahlkraft und Begeisterung, bot die Kantorei Iserlohn mit ihren Unterstützern einen Abend der Spitzenklasse und beschenkte sich selbst und die Gemeinde mit dieser überaus gelungenen Aufführung zum 70. Jubiläum. 

„Verstärkt“ wurde der Chor durch die beiden bereits vertrauten Solistinnen Cornelia Samuelis (Sopran) und Franziska Orendi (Alt). Daniel Tilch (Tenor) und Florian Dengler (Bass) traten zum ersten Mal in der Obersten Stadtkirche Iserlohn auf. Begleitet wurde die Kantorei von dem Kammerorchester „La Réjouissance“ aus Detmold, das sich aus Absolventen der Musikhochschule zusammensetzt.

Grußworte von Superintendent Oliver Günther

Nach der Begrüßung durch KMD Ute Springer richtete Superintendent Oliver Günther Grußworte an die Besucher. Er würdigte die Leistung aller Beteiligten, sich auf diese Herausforderung einzulassen. Eine Kirche, die Tradition lebe und gleichzeitig den Aufbruch wage, sei eine lebendige Kirche. Da sei ihm um die Zukunft hier nicht bange.

Meisterwerk eines Komponistenlebens

Mit der H-Moll-Messe hat J. S. Bach eine Gesamtschau der musikalischen Möglichkeiten der damaligen Zeit geboten: Duette und Arien in den verschiedensten Barockstilen, Elemente aus dem Früh-, Hoch- und Spätbarock, alte deutsche Polyphonie, italienisches Concerto wie bei Vivaldi zu finden, unzählige kunstvolle Fugen – die ganze Bandbreite seines Könnens hatte er in diese H-Moll-Messe gelegt. Bach gliedert die h-Moll-Messe in vier Teile und insgesamt 29 Sätze.

  • Missa: 1733
  • Symbolum Nicenum: 1748
  • Sanctus: 1724 (am 1. Weihnachtstag uraufgeführt)
  • Osanna, Benedictus, Agnus Dei et Dona nobis pacem: 1748

Künstlerisches Testament Bachs

Nur ein Teil der Sätze, mit denen Bach die Dresdner ,,Missa“ vervollständigte, ist komplett neu komponiert: ein Großteil der Sätze ist viel früher und für andere Zwecke geschaffen und im Parodieverfahren umgearbeitet worden. Die H-Moll-Messe darf somit durchaus als künstlerisches Testament Bachs verstanden werden, in dem er die Kunstfertigkeit einer nun zu Ende gehenden musikgeschichtlichen Epoche zusammenfasst. Eine Herausforderung selbst für die in kniffeligen Stoffen erfahrene evangelische Kantorei. Gut neun Monate hatten sich die SängerInnen außerhalb der Ferienzeiten auf das Stück eingestellt und es sich intensiv erarbeitet. 

Konzentration und Kondition erforderlich

Die H-Moll-Messe gehört zu den anspruchsvollsten Kompositionen für Chöre. Der Chor bestreitet den größten Teil der Messe. Dies erfordert Kondition und Konzentration. So gab es nur zwei sehr kurze Pausen zum Nachstimmen, zum kurzen Sitzen für den Chor, zum kurzen „Strecken der Glieder“ im Besucherraum. Zwei intensive Stunden, die allen viel abverlangten und am Schluss in Erleichterung endeten. Die Anspannung der Akteure wurde von langanhaltenden stehenden Ovationen des Publikums belohnt. Alle Beteiligten waren auf ihre Art überwältigt von diesem Abend. Es wurde deutlich: Mit KMD Ute und Hanns-Peter Springer im besten künstlerischen Alter, erfahren und innovativ zugleich, werden Chor und Zuhörer noch so manch herausragendes Konzert gemeinsam erleben. Seit 2001 ist das KMD-Ehepaar in Iserlohn tätig. Man darf hoffen, dass es zum 75. Jahrestag der evangelischen Kantorei eine Neubearbeitung der H-Moll-Messe in der Obersten Stadtkirche geben wird.

Bettina Pelters

Bettina Pelters

Autorin

Fotos: Igor und Max Karacic und Oliver Günther