Engel der Kulturen in Iserlohn angekommen
Er ist ein Symbol für Frieden, Menschlichkeit und den interreligiösen Dialog: Der Engel der Kulturen ist in Iserlohn angekommen. Seit Dienstagmittag ziert die Bodenintarsie den Alten Rathausplatz, nachdem zuvor eine etwa 1,50 Meter große Skulptur quer durch Iserlohn gerollt wurde. „Wir sind alle sehr stolz und froh, so ein wichtiges Kunstwerk in Iserlohn zu haben“, sagte Superintendentin Martina Espelöer zum Auftakt der Kunstveranstaltung vor der Iserlohner Rathaus.
Dort hatten sich neben den bildenden Künstlern Gregor Merten und Carmen Dietrich, den Initiatoren des Kunstprojekts, zahlreiche Vertreter:innen aus Religion, Politik und Gesellschaft eingefunden, genauso wie viele Schul- und KiTa-Kinder. Die stellvertretende Bürgermeisterin Eva Kirchhoff begrüßte die Künstler in Iserlohn, die den Engel der Kulturen bereits seit 2008 in verschiedene Städte bringen. Insgesamt 142 Städte sind bereits eingebunden, neben vielen deutschen Städten unter anderem auch Istanbul, Brüssel und Tel Aviv.
Das Kunstwerk ist ein Zeichen des Friedens zwischen den Religionen und Kulturen. Der Ring symbolisiert die eine Welt, in der alle Menschen leben, die drei Symbole der abrahamitischen Religionen sind in den Ring eingelassen. Keines sticht hervor, keines kann herausgenommen werden, ohne das gesamte Kunstwerk zu beschädigen. „Mitmenschlichkeit und Achtung vor der Schöpfung prägen die von allen gebildete Mitte“, so die Künstler zu ihrem Werk, „Wir sind einander verbunden und werden nur gemeinsam und friedlich die Zukunft gestalten können. Diese Botschaft soll nun dauerhaft in Iserlohn sichtbar sein, freute sich Kirchhoff.
Die runde Form des Kunstwerkes erinnere an den Runden Tisch der Religionen, erläuterte Superintendentin Martina Espelöer. Dort haben die verschiedenen Religionen gleichberechtigt einen Platz und können miteinander ins Gespräch kommen. Dabei gehe es vor allem auch um Respekt, so die Superintendentin und ließ anschließend einige Kinder zu Wort kommen, die erklären durften, was das für sie bedeutete. „Jeden so behandeln, wie man behandelt werden möchte“, antwortete ein Schüler.
Anschließend begann die Prozession durch die Iserlohner Innenstadt. Zunächst ging es zur Bauernkirche, wo Pfarrer Dirk Ellermann auf die anderen Religionen und deren Stätten in der Nähe hinwies. Er erklärte, dass das Wort Engel „Botschafter“ bedeute und dass er davon überzeugt sei, dass bereits viele Engel unter uns seien, die sich für ein friedliches Miteinander einsetzen – zum Beispiel durch die Erschaffung solcher Kunstwerke.
Danach ging es zum Mahnmal am Poth, wo Pfarrer Dr. Gottfried Abrath die Bedeutung des Denkmals erläuterte und auf die Verbrechen während der NS-Zeit hinwies. Nur wenige Meter entfernt wurden jüdische Mitbürger festgehalten und anschließend vom Bahnhof aus abtransportiert. Es sei wichtig sich zu erinnern und um Vergebung zu bitten, nur dann könne man sich auch wieder vertragen, so Abrath. Wie schon vorm Rathaus erschuf Gregor Merten unter Beteiligung der Kinder einen Abdruck des Engels der Kulturen aus Sand. Die KiTa-Kinder wiederum verzierten diesen mit selbstgebastelten Engeln im Kleinformat, was die Künstler selbst sichtlich begeisterte.
Schließlich ging es dann zum Alten Rathausplatz, wo der Höhepunkt der Kunstaktion bevorstand. Das Projekt ist städteübergreifend angelegt. In der aktuellen Stadt wird eine neue Intarsie gefertigt, die dann wiederum in der nächsten Stadt in den Boden eingelassen wird. Das für Iserlohn bestimmte Exemplar stammt aus Hückelhoven. Am Alten Rathausplatz wurde dann der Ring für eine neue Intarsie vorbereitet, in dem verschiedene Akteure das Muster einbrannten – unter anderem auch die Superintendentin. Pfarrer Bernd Neuser, der zuvor für den Runden Tisch der Religionen ein paar Worte gesprochen hatte, durfte die innere Form dann mit einem großen Hammer herauslösen.
Diese inneren Formen aus allen Städten sollen eines Tages in Jerusalem ausgestellt werden und so an diesem für die abrahamitischen Religionen so bedeutsamen Ort an die Botschaft des friedlichen Zusammenlebens erinnern. Die Intarsie, die aus dem in Iserlohn entstandenen Ring gefertigt wird, soll voraussichtlich in Kassel landen.
Dass der Ring mit den drei religiösen Symbolen einen Engel bildet, ist übrigens Zufall – oder Fügung – verriet die Künstlerin Carmen Dietrich im Rahmen der Veranstaltung. Superintendentin Martina Espelöer dankte den Künstlern zum Abschluss für ihr Engagement. „Eine Stadt braucht Symbole des Friedens, die uns daran erinnern, was wir im Herzen wirklich wollen“, so Espelöer.