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Pfarrstellenplanung im Fokus (Frühjahr 2021)

Im Kirchenkreis Iserlohn mit seinen aktuell 25 Kirchengemeinden sollen in den kommenden zehn Jahren zehn Pfarrstellen eingespart werden. Das sieht die Stellenplanung vor, die jetzt der Kreissynode vorgelegt wurde. Außerdem beschäftigte sich das Kirchenparlament mit dem Gesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt, den Kindertagesstätten und Wahlen.

Freitagnachmittag, 14 Uhr. Für den Beginn einer Kreissynode sind viel zu viele Parkplätze am und rund um das Varnhagen-Haus in Iserlohn frei. Auch sonst ist es vergleichsweise ruhig, keine Kleingruppen im Gespräch vertieft vor dem Eingang stehend. Einzig ein böiger Wind lässt das Tuch der Kirchenfahne flattern und schlägt die Halterung unrhythmisch gegen das Metall des Fahnenmasts. Der Saal des Varnhagen-Hauses, wo sonst die gut 100 Synodenteilnehmer/innen dicht an dicht sitzen, lässt heute viel Raum. Raum für den engeren Kreissynodalvorstand um Superintendentin Martina Espelöer und – unfreiwillig im Zentrum – für die Übertragungstechnik. Die Frühjahrssynode 2021 ist, der Corona-Pandemie geschuldet, die zweite vollständig digitale Synode – inklusive Wahlen.

Die Situation der anhaltenden Corona-Pandemie und die Aufgabe der Kirche in diesen ungewöhnlichen Zeiten stellte Superintendentin Martina Espelöer in den Mittelpunkt ihres Berichts, angelehnt an die Jahreslosung: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist (Lukas 6,36). Auch in der Pandemie gehöre es zum Wesen der kirchlichen Verkündigung, das Wort des Evangeliums nach oben zu stellen. Mehr denn je fragten Menschen nach den Werten kirchlichen und diakonischen Handeln, suchten nach Orientierung und Trost. Da dürfe sich Kirche trotz zurzeit wenig stattfindender Präsenzgottesdienste nicht zurückziehen. Die Superintendentin sprach auch von den Herausforderungen, die die Corona-Pandemie mit sich bringt: „Eine sich ständig beschleunigende Gesellschaft mit einem nahezu grenzenlosen Lebensstil wird mit ihrer Verwundbarkeit und der menschlichen Endlichkeit konfrontiert. Und jeder von uns ist Teil davon.“

Superintendentin Pfarrerin Martina Espelöer eröffnet die Synode.

Der Kirchenkreis und die Gemeinden stellten sich den Herausforderungen und nutzten aber auch die neuen, digitalen Möglichkeiten: „Und dann hat es auch bei uns ,Zoom gemacht‘“, bemühte Espelöer den Refrain aus dem Klaus-Lage-Song „1000 und eine Nacht“ mit Blick auf die digitale Tagungsform, die die Superintendentin wie auch die anderen Beteiligten, mit Hilfe von David Heuer und seiner professionellen Tagungstechnik, bereits routiniert beherrschten.

Zwischenberichte bekamen die 94 stimmberechtigten Synodalen gleich zu mehreren Prozessen, die bereits angestoßen sind:

Die Pfarrstellenplanung sieht vor, in den kommenden zehn Jahren zehn der derzeit 36 Stellen in den Gemeinden abzubauen. Diese Planung geht von einem Rückgang der Gemeindegliederzahlen aus, legt das Verhältnis auf 1 Pfarrstelle je 2.700 Gemeindeglieder zu Grunde und berücksichtigt, dass zumindest derzeit zu wenig Absolventen das Predigerseminar verlassen. Superintendentin Espelöer rief die Kirchengemeinden dazu auf, vor dem Hintergrund dieser Planung Ideen und Konzepte zu erarbeiten; außerdem berichtete sie aus einem zu diesem Zeitpunkt noch unveröffentlichten Papier der Landeskirche, in dem die Möglichkeit von „interprofessionellen Pfarrteams“ eröffnet wird. Dieses Konzept, das die gemeinsame Arbeit von Pfarrern/Pfarrerinnen, Gemeinde-Schwestern und Gemeindepädagogen vorsehe, baue gut auf dem im Kirchenkreis Iserlohn bereits begonnenen Weg des „kirchlichen Feldes“ auf.

Bei den 22 Kindertageseinrichtungen, die im Trägerverbund zusammengeschlossen sind,  geht es um die künftige Struktur; die Überlegungen dazu sind derzeit noch nicht abgeschlossen. Eine Möglichkeit wäre eine Verbandslösung, womöglich gemeinsam mit den Nachbarkirchenkreisen Lüdenscheid-Plettenberg und Arnsberg-Soest; aber auch eine Andockung an die Diakonie Mark-Ruhr sei denkbar. Ziel bei allen Strukturüberlegungen blieben evangelische Kindergärten „mit hochwertiger pädagogischer Arbeit“ und einem „religiösen Bildungsauftrag“.

Das sicher sensibelste Thema der Tagung betraf das neue Kirchengesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt in allen kirchlichen Arbeitsbereichen. Das Gesetz sieht u. a. einen Schulungsplan für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter/innen vor; alle Mitarbeitende müssen ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen und eine Selbstverpflichtung unterschreiben. Eine Fachgruppe soll bis zur Herbstsynode ein Schutzkonzept für den Kirchenkreis zur Beschlussfassung vorlegen.

Die Kreissynode setzte ihre Neuordnung des Ausschusswesens um, und berief die Mitglieder in ihre acht Ausschüsse und setzte die Synodalbeauftragungen in Kraft. Die Konstituierungen werden nach den Osterferien in Online-Sitzungen vorgenommen.

Zur neuen stellvertretenden Synodalassessorin wählte die Kreissynode die Pfarrerin Dr. Tabea Esch (Kirchengemeinden Hohenlimburg und Berchum); Esch erhielt 59 Stimmen und setzte sich gegen Pfarrer Uwe Krause (Kirchengemeinden Dahle und Evingsen) mit 33 Stimmen durch. Als stellvertretender Synodalältester wurde Jan Bekaan (Presbyter Kirchengemeinde Elsey) in den Kreissynodalvorstand gewählt. Die Einführung wird am 19. April im Rahmen einer Zoom-Konferenz vorgenommen. Alle drei Kandidaten verfolgten die Synode in jeweils eigenen Räumen im Kreiskirchenamt und kamen zu ihren Vorstellungsreden vor die Kamera ins gegenüberliegende Varnhagen-Haus.

Eine extrem erfreuliche Zahl konnte Superintendentin Espelöer zum Spendenaufruf gegen Mangelernährung von Kindern und Jugendlichen in den afrikanischen Partner-Kirchenkreisen Boende und Lofoy (Kongo) mitteilen: Der Kirchenkreis hatte 5.000 Euro bereitgestellt, die wegen ausgefallener Präsenzveranstaltungen wie dem Jahresempfang und von Weihnachtsfeiern nicht ausgegeben wurden. Durch die Spenden sind daraus 18.000 Euro geworden. „Unser Dank gilt allen, die dazu beigetragen haben“, freute sich Superintendentin Espelöer über die Summe.

Mit Blumen und Dankesworten verabschiedete Martina Espelöer vor der Synode ihre langjährige Mitarbeiterin in der Superintendentur, Bettina Koch, die im April in Ruhestand geht; die Synode war also die letzte Tagung, die Koch mit vorbereitet hat. Gleichzeitig stellte die Superintendentin Kochs Nachfolgerin, Birgit Sauerwein, vor. Blumen und Dank gab es am Ende auch für Espelöer selbst; ihr Stellvertreter, Synodalassessor Thomas von Pavel, dankte der Superintendentin für die souveräne Leitung der zweiten digitalen Kreissynode. Von Pavel: „Du treibst uns an und bringst uns nach vorne – auch digital!“