Wenn Chormusik Kreis zieht: Jugendchortag Westfalen in Iserlohn
Der erste reine Jugendchortag überhaupt in Westfalen wurde nunmehr Ende September in der Obersten Stadtkirche in Iserlohn veranstaltet. Rund 150 Teilnehmende im Alter von 10 bis 20 Jahren plus Betreuende machten den Tag zu einem Erlebnis, was es so schnell nicht wieder im Evangelischen Kirchenkreis Iserlohn geben wird. Größtenteils waren es Nachwuchschöre aus der Landeskirche, aber auch ein weltlicher Chor sowie ein katholischer Chor waren vertreten.
Die Premiere des Jugendchortages stand dabei unter dem Motto „Kreise und dies zog sich wie ein roter Faden durch den ganzen Tag. Es wurde im Kreis gesungen (Circle-Singing) und auch die Predigt beim öffentlichen Abschlussgottesdienst drehte sich um Kreise – sei es runde oder welche mit Delle, offene und geschlossene.
Veranstaltet wurde der Jugendchortag vom Chorverband in der Evangelischen Kirche Deutschlands (CEK) und vom Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung
in der Evangelischen Kirche von Westfalen (IAFW). Bei letzterem ist auch die Iserlohner Kirchenmusikdirektorin Ute Springer tätig, ihr oblag vor Ort auch die Organisation der Veranstaltung. „Ich bin stolz und froh“, so Springer angesichts der Tatsache, dass der Jugendchortag in Iserlohn veranstaltet wurde und dank tollem Team zu einem grandiosen Tag wurde – und das nicht nur für den heimischen jungen Chor „5nach5“.
Nach dem Ankommen und der Begrüßung standen zwei interessante Workshops mit exzellenten Dozenten auf dem Programm. Einerseits bot Patrick Jaskolka-Hampe aus Münster unter dem Titel „#joy, sing & pray“ Chorsingen an und andererseits offerierte Prof. Elisa Läubin aus Hannover „Circle-Singing und Chorimprovisation“. Dabei hatten die beiden renommierten Dozenten brandneue Literatur mit im Gepäck. Und gerade beim Circle-Singing konnten die Teilnehmenden in unbekannte Singwelten aufbrechen, Neues entdecken und ausprobieren sowie Mut zum Improvisieren erlernen. Ein gemeinsames Mittagessen stärkte die große singende Gemeinschaft und bot Gelegenheit, sich untereinander auszutauschen.
Für den öffentlichen Abschlussgottesdienst, der natürlich mit viel Musik gespickt war und bei dem neben Ute Springer auch Kirchenmusikdirektor und Kreiskantor Hanns-Peter Springer an den Tasten mitwirkte, konnte Carsten Haeske (IAFW) für die Predigt gewonnen werden, während die Liturgie von Kirchenrat und Dezernent Dr. Jochen Arnold übernommen wurde.
Vor dem Gottesdienst ließ es sich Superintendent Pfarrer Oliver Günther nicht nehmen, ein paar Grußworte zu sprechen. „Es ist mir eine Ehre, dass ihr hier seid“, freute sich der Superintendent über die vielen Nachwuchssänger. In seiner Ansprache unterstrich er, wie wichtig der Einsatz aller, der Jugendlichen im Speziellen, sei. Schließlich würde die Welt sie brauchen und auf sie warten, weil von ihnen unter anderem eine Hoffnung ausgehe.
Kirchenrat und Dezernent Dr. Jochen Arnold freute sich in seiner Begrüßung auch, dass so viele junge Chöre das Angebot wahrnahmen. Er verdeutlichte, worum es im Gottesdienst ging: Um Kreise, in die man hineingehört und andere mit hineinziehen soll, schließlich solle niemand außen vorgelassen werden.
Die Predigt von Carsten Haeske kam mit wenig Worten aus, dafür ausdrucksstark mit Schauspiel. Er fing zunächst mit dem perfekten Kreis des Archimedes an. Im Anspiel ging es dann um Jesus, der den Kreis öffnet, um diejenigen in den Kreis zurückzuholen, die herausgefallen sind – und das nicht aus Mitleid, sondern aus Würde. Das Verhalten von Jesus ziehe andere mit sich. Haeske ermunterte seine Zuhörer, hinzuschauen, wenn andere außen vorstehen würden und etwas zu sagen, wenn andere ungerecht behandelt werden. Gott mache den Kreis groß und jeder einzelne helfe dabei mit.
Aber nicht nur in Iserlohn wurde gesungen. Der CEK lud schließlich bundesweit unter dem Motto „Life is a circle“ zu sechs Jugendchortagen nach einheitlichem Konzept ein. Bestandteil der Jugendchortreffen war dabei jeweils die Fortbildung zum Circle-Singing für die Jugendlichen und ihre Leitungspersonen. Idee hinter dem Jugendchortreffen war, dass die Jugendlichen das gute Gefühl gemeinsamen Musizierens mit vielen anderen in einer vollen Kirche erleben und Motivation für ihre Chorarbeit tanken.
Text und Foto: Annabell Brock







