Mit an die 300 Gästen brach die Aula der städtischen Realschule Balve fast aus allen Nähten, alle Sitzplätze waren belegt, sodass einige Besucher stehen mussten. Sie alle waren gekommen, um sich von Pfarrerin Antje Kastens zu verabschieden, die von Superintendentin Martina Espelöer entpflichtet wurde.
1958 in Espelkamp geboren, absolvierte Antje Kastens ihr theologisches Studium in Münster, Oberursel, Heidelberg und Tübingen. Anschließend schloss sich das Vikariat in Tübingen an, wo sie dann auch als Pfarrerin ordiniert wurde. Später war Kastens Kindergarten-Pfarrerin für 30 Einrichtungen im Kirchenkreis Lübbecke und Kurseelsorgerin in Bad Holzhausen. 20 Jahre, Ihre längste Zeit, verbrachte sie als Gemeindepfarrerin in Preußisch Oldendorf, bevor sie dann vor sechs Jahren in die evangelische Kirchengemeinde Balve wechselte. Häufig war die verheiratete Mutter zweier Töchter auch als Kurseelsorgerin auf Baltrum tätig. Nun geht sie in den Ruhestand und zieht mit der Familie nach Bad Essen, wenngleich nach eigener Aussage ein Stück des Herzens auch in Balve bleibt.
Mit in die Verabschiedung eingebunden waren Pfarrer Thomas Ehlert und Pfarrer Dr. Hans Lohmann sowie neben der Superintendentin auch noch Gemeindepädagoge Sven Körber. Letzterer, der nunmehr nach dem Weggang von Kastens mit Pfarrer Ehlert zusammen als Interprofessionelles Pastoralteam vor Ort in Balve Ansprechpartner ist, übernahm die Begrüßung. Dabei ging er auf den Wochenspruch aus 2. Timotheus 1, 10b als Kern des Evangeliums ein. Die Schriftlesung aus dem 2. Timotheus 1, 7-10, oblag hingegen Pfarrer Ehlert.
Und dann kam der Moment, Pfarrerin Antje Kastens betrat für ihre letzte Predigt in Balve das Podest. „Was für ein berührender Moment!“, so Kastens sichtlich gerührt. „So viele liebe Gesichter!“, fuhr sie fort und man spürte sofort, wie sehr ihr die Balver ans Herz gewachsen sind.
In ihrer Predigt bezog sie sich auf Hebräer 10, 35-36: „Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. Geduld aber habt ihr nötig, auf dass ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt“. Laut Kastens solle man auch Vertrauen haben, wenn man meint, Gott sei verborgen. Und für besonders wichtig erachtet sie es, sich gegenseitig in Zeiten des Zweifels zu helfen. „Gott sucht und findet uns“, ermutigte sie ihre Zuhörer zum Aufbruch in Ungewisse. Mut, Vertrauen und Geduld habe es stetig für ihren Beruf gebraucht. Bildlich unterstrich sie ihre Ausführungen mit einem persönlichen Erlebnis. Seinerzeit war sie zu Studentenzeiten mit ihrem Mann auf einer Wanderung im Maggiatal im Tessin, wo der Weg sie auch auf eine Probe stellte.
„Ich werde euch jetzt alle vermissen“, mit diesen Worten endete sie und überreichte noch ein Bild mit dem Wort „Vertrauten“, es soll als Erinnerung an sie einen Platz in der Gemeinde finden. „Ich bin heute vor allem eines: Im Rückblick dankbar, dass Gott Vertrauen sich wirklich lohnt“, so Kastens im Pressegespräch.
Bei der Entpflichtung richtete Superintendentin Martina Espelöer das Wort an die Anwesenden und an Antje Kastens. „Sie hat die Gemeinde aufgebaut.“, betonte Espelöer dabei mehrfach. Einen Satz, den Kastens so ungern hört, verstand sie sich doch mit den Ehrenamtlichen um sich herum immer als Team.
Espelöer ließ die Zeit von Kastens in Balve Revue passieren. Sie sei in schwierigen Zeiten gekommen. Corona, Flutkatastrophe und Ukrainekrieg nannte sie unter anderem als Herausforderungen, denen sich Kastens während der Dienstzeit in Balve stellen musste. Das alles brachte sie jedoch nicht davon ab, auf die Menschen zuzugehen und dies auch auf die katholischen Glaubensgeschwister – denn Ökumene schrieb Kastens stets groß.
Einen Dank sprach Espelöer Kastens dafür aus, dass sie zusammen mit dem Presbyterium intensiv an einer Nachfolgelösung gearbeitet habe und die Gemeinde ermutigte die Superintendentin indes, sich mit dem neuen interprofessionellen Pastoralteam hoffnungsvoll auf den Weg zu machen. Mit Segenswünschen wurde Kastens anschließend entpflichtet.
Auf einen Empfang mit vielen Grußworten verzichtete man in Balve bewusst. Stattdessen waren die Grußworte und guten Wünsche vorab in einem Buch zusammengetragen worden, sodass sich Antje Kastens diese in einer ruhigen Stunde einmal durchlesen kann. Nach dem Abschiedsgottesdienst wurde indes gefeiert und es bestand noch die Gelegenheit zur Begegnung.