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Segen für sieben neue Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger im 15. Blaulicht-Gottesdienst

„Warum ich die Ausbildung zum Notfallseelsorger gemacht habe? Ich arbeite in einem Transportunternehmen und unterwegs auf der Straße erlebt man immer wieder wie wichtig die Helfer und Helferinnen der Notfallseelsorge in Krisensituationen für alle Beteiligten sind. Das war für mich Motivation auch dabei zu sein.“ „Bei uns in der Familie gab es mal einen Unfall und ich habe erlebt, wie gut es tat, dass uns eine Notfallseelsorgerin begleitet und unterstützt hat. Das war eine so eindrückliche und hilfreiche Erfahrung, die ich gerne jetzt an andere weitergeben möchte.“ Zwei Stimmen aus dem Kreis der sieben Neuen, die beim Blaulicht-Gottesdienst in der Fahrzeughalle der Feuerwache-Süd der Freiwilligen Feuerwehr Hemer Löschgruppe Ihmert eingesegnet wurden. Eine weitere Absolventin konnte leider bei der Einsegnung nicht anwesend sein.

Von hinten gesehen liest man auf ihren Westen einfach Notfallseelsorge. Doch von vorne sind es Menschen, die sich als Person mit eigener Geschichte in einen ganz besonderen Dienst am Menschen stellen. Eine einjährige Theorieausbildung zur Notfallseelsorgerin und zum Notfallseelsorger mit praktischen Elementen liegt hinter ihnen. Und zu den ersten Einsätzen im sogenannten „Hucke-Pack-Modell“, wurde ihnen eine erfahrene Notfallseelsorgerin als Begleitung und Unterstützung zur Seite gestellt. Nun wurden sie in diesem 15. ökumenischen Blaulicht-Gottesdienst offiziell in die Teams in Iserlohn / Hemer (sechs) und in Menden (eine) unter der Beteiligung durch den Diakon Manfred Seithe, Notfallseelsorge-Beauftragter im Bistum Paderborn, sowie Dunja Fricke und Simone Steckhauer aus dem Notfallsorgeteam, aufgenommen. Pfarrerin i.R. Gudrun Siebert, als Synodalbeauftragte für Notfallseelsorge im Kirchenkreis Iserlohn, segnete gemeinsam mit Superintendent Oliver Günther, der früher selbst in der Notfallseelsorge tätig war, die Sieben für ihre neue Aufgabe. Im Anschluss bekamen sie ihre Urkunden überreicht.

„Siehe, ich habe dir geboten, dass du getrost und unverzagt seist. Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der HERR, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.“ Jos 1,9

Ein Vers aus dem Propheten Josua, der auf der Urkunde als wichtige Zusage an die Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger abgedruckt ist und über den Pfrn. i.R. Gudrun Siebert an diesem Nachmittag gepredigt hat.

Ein Schlüsselsatz der Ermutigung den Gott zu Josua sagt, nachdem Mose, der alte Anführer der Israeliten, gestorben war. Er soll die Israeliten nun in das neue Land führen. Für Josua ist dies eine schwierige und Angst einflößende Situation, die ihn unsicher macht, denn er hat eine schwere Aufgabe vor sich. Es ist eine Situation, die auch auf die Notfallseelsorge übertragbar ist.

„Seine Wahrheit ist Schirm und Schild, dass du nicht erschrecken musst vor dem Grauen der Nacht!“ (aus Ps. 91, der im Gottesdienst gebetet wurde.)

365 Tage, rund um die Uhr, haben immer Notfallseelsorgerinnen /-selsorger Bereitschaft und sind von den Einsatzleitstellen der Feuerwachen zum Einsatz abrufbar. Werden sie gerufen, wissen sie nicht, was auf sie zukommt, wie die Situation vor Ort ist und in welcher Verfassung sie Menschen dort antreffen. Anspannung entsteht, vielleicht kommt auch mal Unsicherheit vor der neuen Herausforderung auf. 

„Ist da ein solcher Zuspruch nicht naiv?“, fragt Pfrn. i.R. Siebert und beantwortet ihre Frage zunächst rein praktisch. „Die, die den Vers auf die Urkunde gesetzt haben, haben sich dabei etwas gedacht.“ Denn der Vers ist gerade für Menschen, die die Aufgabe der Notfallseelsorge übernommen haben, ein großartiges, bestärkendes Wort, eine Zusage und ein Gebot! Ein Angebot gegen die Angst in der Herausforderung, denn in ihrem Einsatz sind sie nie allein. Gott gibt die Zusage, dass er da ist! Auch in den schlimmen Erfahrungen, den schrecklichen Erlebnissen, im Zuhören und dem Aushalten der Verzweiflung. „Du musst nicht verzagen, auch wenn es im Augenblick nicht spürbar ist, kannst du mit Mut in die Zukunft sehen.“

„Noch will das Alte unsre Herzen quälen, noch drückt uns böser Tage schwere Last“

Keine Notfallseelsorgerin und kein Notfallseelsorger kann ein Unglück ungeschehen machen und hat auch keine Antwort auf die Frage „Warum?“ Aber sie und er können da sein, die Situation im Zuhören, Schweigen, Zuspruch aushalten und die Menschen in ihren Krisen begleiten. Ihr Wissen und ihre Erfahrung aus der Zusage Gottes können sie weitergeben und sich und andere darin stärken lassen. Auch wenn die Nähe Gottes nicht immer wahrnehmbar ist, so berichten Menschen über Generationen hinweg, nicht erst seit Josua, wie sich Türen und neue Wege geöffnet haben. Mit dem Vertrauen auf Gott kann dies einfacher gelingen.

Einer davon war Dietrich Bonhoeffer, der trotz seiner Zweifel und Fragen und der Verfolgung durch die Nazis, bis zur Ermordung, sein Vertrauen auf Gottes Gegenwart nicht aufgegeben hat.

„Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar“

Seine Überzeugung und seinen Zuspruch hat er in dem Gedicht: „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ niedergeschrieben, das gerade auch an Menschen in der Notfallseelsorge eine hoffnungsvolle Zusage ist. Begleitet von Hauptkommissar Daniel Henkel am Keyboard wurde es im Gottesdienst gesungen, bevor es auch als Schmuckkarte untereinander zur Erinnerung an diesen Tag verteilt wurde.

Neben dem Dank an die acht Frauen und Männer, von denen sieben nun das Team in Iserlohn/Hemer auf 23 ehrenamtlich Aktive in der Notfallseelsorge aufstocken, gab es auch einen besonderen Dank an Hauptkommissar Daniel Henkel durch Pfrn. i.R. Gudrun Siebert, der mit seinem Keyboard die Gottesdienste seit Jahren ehrenamtlich, musikalisch gekonnt, gestaltet. Ein weiterer Dank ging an Pfrn. i.R. Gudrun Siebert für ihre engagierte und kompetente ehrenamtlichen ausgeführte Synodalbeauftragung für Notfallseelsorge im Kirchenkreis Iserlohn.  Pfr. i.R. Hartmut Marx, Polizeiseelsorger und ihr Vorgänger in dieser Aufgabe überreichte ihr als Dank einen Blumenstrauß.

Die Notfallseelsorge gibt es im Bereich Iserlohn / Hemer seit 2002. Wurde sie in den Anfangsjahren von hauptamtlichen Notfallseelsorgerinnen / -seelsorgern versehen, wird sie seit 2011 fast ausschließlich von ausgebildeten Ehrenamtlichen durchgeführt. Wer Interesse hat, sich zu engagieren und bereit ist, eine entsprechende Ausbildung zu machen, kann sich an Gudrun Siebert oder Frank Rüter (https://www.kirche-iserlohn.de/seelsorge-und-beratung/notfallseelsorge) wenden.

Im Anschluss an den Blaulichtgottesdienst bestand bei einem Leberkäsbrötchen und Getränken die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Bernhard Laß

Bernhard Laß

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