Offener Antwortbrief zur Entwicklung in Bredenbruch
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Eltern und Familien rund um Bredenbruch,
ganz ehrlich?!
Es tut mir sehr leid! Von Herzen und aufrichtig!
Mir tut es leid, dass wir als Evangelische Kirche die Kita in Bredenbruch nicht fortführen können. Mich schmerzt es sehr, dass wir Vertrauen verloren haben und dass Menschen enttäuscht wurden. Es bedrückt mich, die Verantwortung dafür zu tragen, in der öffentlichen Kommunikation versagt zu haben. Es tut mir aufrichtig leid, dass wir Sie als Familien mit unserer Entscheidung vor große Herausforderungen stellen und Ihnen eine immense Zumutung abverlangen. Verstehen Sie es bitte auch als öffentliche Entschuldigung, wenn ich sage: Es tut mir leid!

Wo stehen wir nun und wie geht es weiter?
Der Ev. Kirchenkreis Iserlohn wird die Trägerschaft der Kita in Bredenbruch aufgeben. Derzeit finden im Hin-tergrund konstruktive, offene und vertrauliche Gespräche mit dem Elternbeirat statt. Dafür bin ich sehr dankbar. Wir erarbeiten nun gemeinsam ein Konzept, wie ein geordneter Rückzug des Kirchenkreises aus der Träger-schaft aussehen könnte. Die Vorschläge, die der Elternbeirat entwickelt hat, lassen sich gut mit den Überlei-tungskonzepten, die wir entworfen haben, in Einklang bringen. Hier zeichnet sich also nun ein gemeinsamer Weg ab. Ich bitte Sie allerdings um Geduld. Wir sind zuversichtlich, dass wir in der nächsten Woche einen tragfähigen Kompromiss vorstellen können, der den unterschiedlichen Interessen und Bedürfnissen gerecht wird. Wir haben vereinbart, über einzelne Zwischenergebnisse Stillschweigen zu bewahren, bis die Beratungen abgeschlossen und abgestimmt sind. Daran werden wir uns halten. Was ich zum jetzigen Zeitpunkt jedoch sagen kann, ist folgendes: Es geht darum, unsere Entscheidung so umzusetzen, dass wir in dieser Umbruchphase für die Kinder eine gemeinsame Lösung finden, die ein möglichst hohes Maß an pädagogisch verlässlicher Begleitung und Kontinuität ermöglicht und zugleich die nötige Zeit verschafft, die es braucht, um diesen Umbruch gestalten zu können. Was das genau bedeutet, werden wir gemeinsam mit dem Elternbeirat in die Öffentlichkeit hinein kommunizieren, wenn die Gespräche abgeschlossen sind.
Warum müssen wir die Trägerschaft aufgeben?
Das ist komplex und kann nicht in wenigen Sätzen erklärt werden. Im Hintergrund stehen intensive Gespräche und Beratungen, an denen auch die Stadt und das Jugendamt beteiligt wurden. Drei Gründe kommen hier zusammen: Das Kitafinanzierung des Landes NRW ist nicht auskömmlich für eine kleine Einrichtung. Für eine Erweiterung der Platzzahlen in der Einrichtung an diesem Standort gibt es gemäß Jugendhilfeplanung keinen Bedarf. Das Gebäude erfordert hohe Investitionssummen, die durch rechtliche Vorgaben und pädagogische Anforderungen erfüllt werden müssen.
Wir übernehmen als Kirche u.a. im Bereich der Kita-Arbeit eine staatliche – genauer gesagt eine kommunale – Pflichtaufgabe der Daseinsversorgung. Das tun wir gerne und voller Überzeugung, mit Leidenschaft und Hingabe. Wir übernehmen diese Aufgabe im Auftrag und anstelle des Staates. Dafür erhalten wir öffentliche Mittel, die uns zur Verfügung gestellt werden. Diese Mittel decken allerdings nicht alle Kosten. Wir müssen einen Teil der Kosten aus eigenen Mitteln tragen. Und das ist auch gut und richtig so. Im Kirchenkreis Iserlohn investieren wir pro Kindergartenjahr für alle Einrichtungen in unserer Trägerschaft für den laufenden Betrieb rund 1,1 Mio. Euro aus Eigenmitteln. Für die Qualifizierung der Gebäude und Liegenschaften der sechs Kindertageseinrichtungen auf dem Stadtgebiet Hemer hat der Trägerverbund bereits 1,6 Mio. Euro investiert.
Die Kirche ist jedoch kein staatlicher Akteur. Wir müssen mit dem Geld auskommen, das uns durch unsere Mitglieder zur Verfügung gestellt wird. Weniger Mitglieder bedeuten weniger Einnahmen. Weniger Einnahmen bedeuten, dass wir weniger ausgeben können. Wir dürfen keine Schulden machen, um unsere laufenden Aus-gaben zu decken. Wir unterliegen der Finanzaufsicht und dürfen nur das Geld ausgeben, das wir tatsächlich haben. Zugleich müssen wir mit der Entwicklung umgehen, die im Moment alle trifft und betrifft: die Ausgaben steigen in allen Bereichen. Der Kirchenkreis Iserlohn unterliegt der Haushaltssicherung. Unsere Finanzreserven haben wir aufgebraucht. Ich stehe als geistliche Leitung in der Pflicht und in der Verantwortung, die Konsolidierung unserer Haushalte zu schaffen.
Deshalb haben wir lange und intensiv mit der Stadt Hemer beraten, welche Möglichkeiten es geben könnte, die Kita am Standort Bredenbruch mit einer stärkeren finanziellen Beteiligung der Kommune fortzuführen und welche Alternativen der Betreuung es geben könnte. In diesen Gesprächen ist deutlich geworden und gemeinsam vereinbart worden, dass nach Abwägung aller Möglichkeiten eine Fortführung der Kita Bredenbruch in unserer Trägerschaft nicht möglich ist. Auch die Kommune hat für sich keine Möglichkeit gesehen, diese Aufgabe zu übernehmen. Unsere Bemühungen, andere Träger zu finden, sind ebenfalls gescheitert.
Unser Ziel: Wir werden einen mit dem Elternbeirat abgestimmten Vorschlag vorlegen können, der ein geordnetes Auslaufen der Einrichtung gewährleistet.
Damit ist längst nicht alles gesagt, geklärt und erklärt. Das weiß ich. Verlorenes Vertrauen ist damit auch noch bei weitem nicht wieder hergestellt. Und wir müssen auf dem weiteren Weg konkrete Lösungen entwickeln, weitere Fragen klären und beantworten. Aber das Entscheidende ist, dass wir nun gemeinsam daran arbeiten. Das ist ein gutes Signal, das mich zuversichtlich stimmt – trotz aller und in allen Schwierigkeiten, mit denen wir umgehen müssen. Für die vertrauensvollen, offenen und konstruktiven Gespräche mit dem Elternbeirat be-danke ich mich von Herzen und bitte Sie alle, liebe Eltern und Familien, um die Zeit, die es jetzt braucht, diesen Weg gemeinsam vorzubereiten.
Oliver Günther, Superintendent des Ev. Kirchenkreises Iserlohn