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Nicht vom Gegenwind verwehen lassen

v.l. Dr. Tabea Esch, Superintendentin Martina Espelöer, Präses Annette Kurschus, Ellen Gradte und Hartmut Görler nach dem Gottesdienst

Das Ordinationsjubiläum zahlreicher Pfarrerinnen und Pfarrer der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) wurde am 22. Februar in Villigst gefeiert, darunter auch vier Pfarrerinnen und Pfarrer aus dem Evangelischen Kirchenkreises Iserlohn. Menschen, die sich seit 10 Jahren, aber auch seit bis zu 65 Jahren in den Dienst Gottes gestellt haben und Tag für Tag das Evangelium verkünden, ihrer seelsorgerischen Pflicht nachgehen, lehren und unterrichten. Für diese Leistung dankten Annette Kurschus, Präses der EKvW und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche von Deutschland (EKD), und Oberkirchenrätin Katrin Göckenjan-Wessel in einem gemeinsamen Festgottesdienst. In ihrer Predigt machte Annette Kurschus auf Gegenwind im Alltag aufmerksam. Mit der richtigen Motivation schaffe man es, sich in den Gegenwind zu legen und voranzukommen – mühselig, aber man kommt voran.

Unter den Jubilaren war auch Superintendentin Martina Espelöer. Die studierte Sozialpädagogin und Theologin wurde am 21. Sonntag nach Trinitatis, am 19. Oktober 1997, in der St. Petri Kirche in Dortmund ordiniert. Thema an diesem Sonntag war die Feindesliebe, damals wie heute eine wichtige Stärke, gemeinsam für den Frieden und die Versöhnung zusammenzuhalten. Seit ihrer Ordination ist ihr der Bibelvers Jeremia 15, 16 besonders wichtig: Dein Wort ward meine Speise, sooft ich’s empfing, und dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost; denn ich bin ja nach deinem Namen genannt, Herr, Gott Zebaoth.

Nach Dortmund ging Espelöer nach Ahlen in den damaligen Kirchenkreis Hamm. Die Jugend liegt ihr damals wie heute am Herzen, so veranstaltete sie mit ihren Konfis ein Erlebniswochenende zum Thema Wasser, Erde, Luft und Feuer. Gemeinsam unter freiem Himmel zu schlafen, auf dem Boden, am Lagerfeuer Lieder zu singen und Stockbrot zu rösten oder eine Kanutour auf dem Wasser zu unternehmen, das waren Eindrücke, die sie in all den Jahren nicht vergessen hat. 2007 beim stürmischen Kyrill riss es fast das Kreuz auf der Ahlener Pauluskirche herab und es musste gesichert und schließlich demontiert werden. Gemeinsam mit Mönchen der Abtei Königsmünster in Meschede schmiedeten sie ein neues Kreuz, welches in einem feierlichen Akt auf die Kirche kam.

Drei Jahre später wurde sie zur Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Iserlohn gewählt. Schöne Momente erlebte sie im Zusammenhalt des Kirchenkreises und den vielen Menschen, die sie in den Gemeinden, in den Synoden und in der Verwaltung begleiten durfte. Besonders hervorzuheben sind die Kirchenkreisveranstaltungen zum Barrierefreien Kirchentag oder zum Lutherjubiläum 2017. Besonders wichtig ist für Martina Espelöer die diakonische Arbeit am und für den Menschen. Einmalig im Kirchenkreis Iserlohn ist die Einführung des „Zehnten“: 10 Prozent der Kirchensteuereinnahmen gehen in die diakonische Arbeit. Auch Espelöer wies darauf hin, sich nicht vom Winde wegwehen zu lassen. „Halten wir uns an der Botschaft der Hoffnung und des Friedens fest, davon sollten wir uns nicht abbringen.“

Ein kleines Heimspiel hatte Pfarrerin Ellen Gradtke. In Bochum, Amsterdam, Hamburg und Marburg Theologie studiert, ihr Vikariat in Dortmund gestaltet und schlussendlich am 27.09.1997 in Villigst ordiniert. Und seitdem spürt man in Ellen Gradtke ihre Leidenschaft für die Arbeit mit jungen Erwachsenen, aber vor allem auch für das Unterrichten. Seit 2012 ist sie Bezirksbeauftrage für den Evangelischen Religionsunterricht an unseren Berufskollegs, darüber hinaus unterrichtet sie an einer Kaufmannschule Religion. Ihre schönsten Erinnerungen sind geprägt von ihrer Arbeit mit ihren Schülerinnen und Schülern. Ob sie zusammen ein Projekt auf die Beine gestellt haben und hinterher im Rahmen eines Wettbewerbes einen Preis gewannen, oder der ZDF-Fernsehgottesdienst im Januar 2016 in Menden, in denen christliche und muslimische Schüler:innen auftraten. Aber auch ins Radio schaffte es Pfarrerin Gradtke mit ihren Schüler:innen, in zwei Radiosendungen befassten sich die Schüler:innen mit dem Thema Sterbehilfe, Leben nach dem Tod und warum „alte“ Schullektüre nicht langweilig ist.

Pfarrerin am Berufskolleg, mit Schülerinnen und Schülern unterschiedlichster Herkunft und religiösen Einstellungen und wo die Institution Kirche manchmal auch feindlicher betrachtet wird, natürlich herrscht für Ellen Gradtke reichlich Gegenwind. Aber davon lässt sie sich bis heute nicht abbringen, sondern beweist Standfestigkeit und erklärt, warum Kirche damals wie heute wichtig ist und warum es nötig ist, Religionsunterricht im Fächerkanon der Schulen zu haben.

Auch Pfarrer Hartmut Görler hatte ein Heimspiel. Zwar studierte er in Wuppertal, Tübingen und Bochum und hatte ein freiwilliges Jahr in einer Schule in Botswana/Afrika gemacht, aber seit 2016 ist er Pfarrer in Schwerte, somit liegt die Villigster Kirche liegt in seinem Wirkungsbereich.

Als Student und junger Pfarrer erlebte Görler viel, so war er neben seinem FSJ in Afrika auch in Bethel beim Gemeindedienst für Mission, Ökumene und Weltmission tätig oder auch Pfarrer in Bukoba/ Tansania. Nach seiner Rückkehr schlug er seine Zelte in Schwerte auf, um dort u.a. für die gesamte Gemeinde für die Kinder- und Jugendarbeit tätig zu sein.

Sein schönster Moment fand in einem Altenheim statt, als eine sterbenskranke Frau, welche wohl seit längerem nicht mehr sprach mit ihm gemeinsam das Vater Unser betete.

Während seiner Zeit in Fröndenberg spürte er den Gegenwind seitens der Landeskirche. Presbyterium und örtliche Schule wollten ihn als Schulpfarrer in einem Bauwagen auf dem Schulhof, nur die Landeskirche konnte sich zu diesem Zeitpunkt dabei nichts vorstellen.

Unsere jüngste Jubilarin wurde 2013 ordiniert. Nach ihrem Studium in Marburg und Münster schlug es Dr. Tabea Esch zum Vikariat in die Ev.-Ref. Kirchengemeinde Hohenlimburg. Nach ihrem Vikariat verschlug es sie in den Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg, dort war sie in zwei Kirchengemeinden tätig und hatte einem Seelsorgeauftrag in einem Hospiz. 2014 verschlug es sie zurück nach Hohenlimburg und wurde dort eingeführt. Zusätzlich ist sie seit drei Jahren Dozentin am Predigerseminar in Wuppertal mit den Schwerpunkten der Seelsorge, Diakonie und Kasualien. Neben Hohenlimburg betreut sich ebenfalls die Ev.-Ref. Kirchengemeinde in Berchum.

Für Tabea Esch gibt es viele Glücksmomente in ihrer Zeit. Diese Momente sind die, in denen man mit Menschen in Berührung kommt, sei es bei der Konfirmandenarbeit, bei Tauffesten, Trauungen und Beerdigungen. Oder einfach zwischendurch oder bei einem Besuch. Windig wurde es auch, allerdings nie Gegenwind, sondern Rückenwind. Gestärkt von Ihrer Arbeit mit dem Rückhalt ihrer Gemeinde(n) erreicht Tabea Esch in ihren Gemeinden jede Menge gute Arbeit.

Tim Rothe

Tim Rothe

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