Zum Inhalt springen

„Nicht der Pfarrer, sondern Jesus ist der Mittelpunkt der Gemeinde“

Am 1. September 2015 trat Pfarrer Manuel Janz seinerzeit seinen Dienst in der evangelischen Kirchengemeinde Deilinghofen an. Jetzt verlässt der 63-Jährige Hemers Osten und die rund 2400 Gemeindemitglieder und wird seinen Ruhestand in der Nähe von Karlsruhe genießen.

In Dortmund geboren, schloss sich für Janz nach dem Abitur ein Vorstudium der Sprachen Griechisch und Hebräisch in der Lüneburger Heide an. Danach studierte er in Münster, Tübingen und Erlangen Theologie. 1985 nach dem Abschluss des Studiums ging es für das Vikariat nach Lüdenscheid, wo er auch seinen Entsendungsdienst versah. 20 Jahre war er schließlich Pfarrer in der Christus-Gemeinde Lüdenscheid, eher ihn 2009 eine Berufung an die Diakonische Gemeinschaft in Nürnberg als theologischer Leiter ereilte.

„Für die letzte Phase meiner Arbeit wollte ich dann zurück an die Basis“, beschreibt Janz den Schritt, sich damals in Deilinghofen beworben zu haben. Schon damals war es klar, dass es vor dem Ruhestand die letzte Stelle sein sollte. Die Rückkehr nach Westfalen war für ihn schön.

„Es ist üblich, dass der Pfarrer die Gemeinde verlässt, wenn er in den Ruhestand wechselt“, erläutert Janz. Seine Ehefrau Christiane hat noch Verwandtschaft im Karlsruher Raum, daher zieht es das Ehepaar dorthin. „Der Neustart zu zweit“, wie ihn Janz beschreibt, soll im Eigenheim, das sich derzeit noch im Bau befindet, stattfinden. Selbstverständlich haben die beiden erwachsenen Töchter darin aber immer einen Rückzugsort.

Einige Umzugskisten sind bereits gepackt. Bis der eigentliche Umzug erfolgt, wird aber noch etwas Zeit vergehen. Am 28. Oktober endet die Dienstzeit offiziell, dann schließt sich noch Urlaub an und Anfang 2023 startet dann der Schritt in ein neues Kapitel.

Auch wenn das Ehepaar Janz dann vielmehr Zeit für die geliebten Freizeitaktivitäten wie Wandern oder Radfahren hat, werden sie Deilinghofen sicherlich vermissen. „Manch anderes wird sich ergeben“, ist Janz sich sicher, dass er gewiss im Ruhestand keine Langeweile bekommt. Gerne liest er auch und plant das Verfassen von theologischen Fachartikeln.

„Ganz viel“, schießt es auch ihm heraus, auf die Frage, was er vermissen wird, und ergänzt: „Die Menschen, die uns ans Herz gewachsen sind.“ In Deilinghofen hat Familie Janz eine schöne erfüllte Zeit verbracht, der Pfarrer fand hier ein hoch engagiertes, geistlich motiviertes Presbyterium vor. Außerdem wird er nach eigener Aussage vermissen, Gemeinde aktiv zu gestalten und das gerade in Puncto Kreativität. Zuvor immer in der Stadt aktiv, war Deilinghofen als Dorf sicherlich eine Umgewöhnung. „Dorf tickt anders“, so Janz. Wenngleich sieben Jahre im Verhältnis eine kurze Zeit sind, so waren es intensive Jahre. Dabei erinnert sich Janz an Gemeindefeste, das Lutherjubiläum, den Aufbau vom Café International und Mitarbeiter-Freizeiten. In seine Dienstzeit fällt auch die Anstellung der Jugendreferentin. Gemeinsam wollte man Akzente setzen, wurde dann aber jäh von Corona ausgebremst.

Ein Bibelvers, der Pfarrer Janz seit seiner Ordination 1988 stets begleitete, findet sich im Johannes-Evangelium, wo Jesus an die Jünger gerichtet sagt: „Nicht Ihr habt mich erwählt, sondern ich habe Euch erwählt“. Andere mit dem Glauben anzustecken war Janz jeher ein Anliegen.

Jetzt fand die Entpflichtung statt. Zunächst wurde in der Stephanuskirche zu einem feierlichen Gottesdienst mit Ehrengästen eingeladen, dabei übernahm der CVJM Posaunenchor Deilinghofen die musikalische Untermalung. Die Predigt bezog sich auf die Geschichte des Gelähmten aus dem Markus-Evangelium Kapitel 2, 1-12. Ein letztes Mal predigte Janz vor der Gemeinde und machte den „Schäflein“ dabei deutlich, dass nicht der Pfarrer der Mittelpunkt der Gemeinde ist, sondern Jesus. Eine Tatsache, die die Gemeinde wahrlich auch ermuntern sollte, jetzt in der Vakanz weiterzumachen. Zunächst einmal werden Prädikanten, Pfarrer im Ruhestand und Ehrenamtliche die Zeit ohne Pfarrer im Dorf überbrücken.
Superintendentin Martina Espelöer oblag es, die Entpflichtung vorzunehmen und ein paar Worte an Janz und die Gemeinde zu richten. „Der Schritt in den Ruhestand – Sie werden Vieles hinter sich lassen an aktiver Gemeindearbeit, aktivem Nachdenken über Strukturen und Gemeindeaufbau, auch diesen Ort Deilinghofen und den Kirchenkreis Iserlohn werden Sie Anfang nächsten Jahres hinter sich lassen“, so Espelöer. Was aber bleibe, sei das Wort Jesu. Des Weiteren lobte sie seine geleistete Arbeit: „Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Gemeinde systematisch aufzubauen. Jeder und jede sollte mündig und verantwortungsvoll einen Platz in der Gemeinde annehmen können.“

Nach dem Gottesdienst lud das Presbyterium zum Empfang ins Martin-Luther-Haus ein. Dort erwarteten die 55 Gäste, darunter Weggefährten von Janz, Mitarbeiter der Gemeinde und Vertreter der Dorfvereine, eine Laudatio von Ingo Figge, dem Vorsitzenden des Presbyteriums. Mit Bildern ließ er Janz’ Wirkungszeit in Deilinghofen Revue passieren. Es schlossen sich weitere Grußworte an. Nicht nur über lobende Worte, sondern auch über Abschiedsgeschenke konnte sich Janz freuen. Neben einem Abschiedsalbum von allen Gemeindegruppen gab es unter anderem noch ein Kreuz und eine kulinarische Stadtführung, damit er seine zukünftige Heimat noch besser kennenlernt.

Annabell Jatzke

Annabell Jatzke

Autorin