Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Iserlohn tagt im Varnhagensaal
Mit einem Gottesdienst in der Bauernkirche begann am Samstag, 5. April, um 8 Uhr die Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Iserlohn. Das Interprofessionelle Pastoralteam Hemer-Ihmert-Lendringsen gestaltete den Gottesdienst, in dem Marie Bienefeld und Anna Hartmann in den Kreissynodalvorstand eingeführt wurden. Beide sind durch den Kreissynodalvorstand über das Jugendbeteiligungserprobungsgesetz berufen worden. Ein hoffnungsvolles Zeichen vor Beginn der Tagung, auf der viele herausfordernde Themen der Zukunft auf der Tagesordnung stehen.
Die Synodaltagung wurde dann um 9:45 Uhr im Varnhagensaal eröffnet. Nach Feststellung der Beschlussfähigkeit gab es ein Novum: Zum ersten Mal überbrachte Dechant Andreas Schulte vom Dekanat Märkisches Sauerland ein Grußwort. Die katholische und evangelische Kirche seien durch ein gemeinsames christliches Fundament verbunden. In einer Zeit, in der die Welt vor vielen Herausforderungen steht, sei es umso wichtiger, darauf aufbauend gemeinsam zu agieren, so Schulte. Superintendent Oliver Günther bekräftigte, dass es im Kirchenkreis bereits eine gute und fruchtbare ökumenische Zusammenarbeit gibt. Anschließend überbrachte Dr. Christof Grote, Superintendent des Nachbarkirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg, mit dem der Evangelische Kirchenkreis Iserlohn einen Gestaltungsraum bildet, sein Grußwort. Als Gestaltungsraum sei man bereits an vielen Stellen miteinander verbunden, mit der gemeinsamen Verwaltung, gemeinsamen Pfarrstellen, dem gemeinsamen Schulreferat und der gemeinsamen Verantwortung für Haus Nordhelle. Beide Kirchenkreise seien mit ähnlichen Themen beschäftigt. Es sei wichtig, nicht in eine Resignationsschleife zu verfallen, sondern gemeinsam Kirche zu gestalten.
Bericht des Superintendenten
Superintendent Oliver Günther ging in seinem Bericht anschließend der Frage nach: „Was ist Wahrheit?“. Er ging zunächst auf die besorgniserregenden Entwicklungen in der Gesellschaft ein: Fake News, das Erstarken rechtsextremer Kräfte, Klimawandel, zunehmende Armut für viele Menschen und eine hohe Verschuldung für kommende Generationen. Es lohne sich für die Kirche, dieser Frage, die schon Pontius Pilatus an Jesus Christus richtete, nachzugehen.
Hinter dem biblischen Verständnis von Wahrheit stehe ein Beziehungsbegriff, erörterte Günther. Wie wichtig die Beziehungsebene der kirchlichen Arbeit vor Ort sei, sei in den Berichten aus den Gemeinden deutlich geworden, auf die er beispielhaft einging. An vielen Stellen gibt es hoffnungsstiftende Aufbrüche, jedoch stellte die notwendige Transformation auch eine große Herausforderung für alle Haupt- und Ehrenamtlichen dar. „Ich nehme zunehmende Reform-Müdigkeit wahr“, so Günther. „Sorgsam und achtsam mit den Menschen umzugehen, die sich in Haupt- und Ehrenamt engagieren, ist eine Aufgabe, der ich zukünftig mehr Aufmerksamkeit widmen möchte.“
„Ihnen ist abzuspüren, wie sehr Ihr Herz an unserer Kirche, an Gemeinde und Gemeinschaft hängt“, sagte der Superintendent. Die Berichte zeugten von einem sehr realistischen Blick, einer hingebungsvollen Leidenschaft und großen Bereitschaft, aber auch von einem Bedürfnis nach Orientierung, Richtung und Klarheit: Wo soll es hingehen? Ein Ziel, für das es sich lohnt, unsere Kirche zu transformieren. Der Transformationsprozess fokussiere sich auf vier Dimensionen, die sich auch in den Themen der Synode widerspiegeln: Finanzen, Gebäude, Personal und Strukturen.
Damit dieser Prozess jedoch gelingen könne, brauche es aber noch eine weitere Transformationsdimension, die Thermik, so der Superintendent, der zuvor von seiner Beobachtung einer Schar Gänse berichtet hatte, die scheinbar ziellos umherschwirrten. Sie stellten sich jedoch als Kraniche heraus, die den thermischen Auftrieb nutzen, um innezuhalten, Kraft zu tanken und sich anschließend neu zu formieren.
„Weil diese unsere Kirche schon in fünf Jahren so tiefgreifend anders sein wird, als wir sie jetzt kennen, müssen wir die Wahrheits- und damit die Identitätsfrage klären: Hinter welchem theologischen Zielfoto von Kirche 2030 können wir uns gemeinsam und überzeugt versammeln?“ Jesus Christus habe seinen Jüngern die Antwort auf die Frage bereits gegeben: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ Auf dieser Grundlage könne auch im Kirchenkreis die Transformation gelingen, so der Superintendent. „Machen wir uns also auf den Weg, stellen uns den Aufgaben, in dem wir uns gemeinsam formieren und von der Thermik unseres Glaubens tragen lassen“, so Oliver Günther.
In kleinen Gruppen fanden sich die Mitglieder der Synode in der Folge zusammen, um über das Gehörte zu sprechen – ein weiteres Novum. Die Frage, die auf diese Weise beraten werden sollte, lautete: „Wie leben und gestalten wir unseren Markenkern?“
Diese Frage eröffnete in den Gruppen und auch im Plenum eine rege Diskussion. Es ergaben sich weitere Fragen, jedoch auch Ideen und konkrete Vorschläge, wie der weitere Weg der Transformation gemeinsam beschritten werden kann. Ein roter Faden in den Wortbeiträgen war die Überlegung, wie Hauptamtliche, Ehrenamtliche, aber auch die verschiedenen Gruppen der Gesellschaft dabei mit einbezogen werden können. Pfarrer Matthias Börner, theologischer Geschäftsführer der Diakonie Mark-Ruhr, versicherte zum Abschluss dieses Punktes noch einmal, dass im Rahmen der Arbeit der Diakonie die Kirche täglich bei vielen Menschen in schwierigen Lebenssituationen präsent ist.
Klimaschutzgesetz
Ralf Micha berichtete danach vom Klimaforum zum Klimaschutzgesetz der EKvW. „Natürlich ist Klimaschutz eine ureigene christliche Aufgabe“, stellte er zu Beginn fest. Klimaschutz könne der Kirche auch dabei helfen, ein positives Signal nach außen zu senden. Vieles werde in den einzelnen Kirchengemeinden auch bereits für den Klimaschutz getan. Der Superintendent stellte anschließend das Konzept für den Kirchenkreis Iserlohn vor, um das Gesetz umzusetzen, nach dem 4 Prozent der Kirchensteuerzuweisungen für den Klimaschutz eingesetzt werden müssen.
Im Kirchenkreis Iserlohn soll es ein Antragsverfahren geben. Anträge sollen vor einer Klimaschutzmaßnahme beim KSV gestellt werden. Grundsätzlich sollen Kirchengemeinden dabei nur auf das eigene Sparbuch zugreifen dürfen, im Einvernehmen sind jedoch auch gemeinsame Maßnahmen oder Finanzierungen über Gemeindegrenzen hinweg möglich. Zukunftsgebäude und Pfarrhäuser kommen für Maßnahmen in Frage, Renditeobjekte hingegen nicht. Die Maßnahmen müssen nachweislich dazu beitragen, die Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren. Mögliche Projekte können zum Beispiel eine energetische Gebäudesanierung oder die Umstellung auf klimafreundliche Heiztechnologie sein. Der Klimaausschuss kann die Gemeinden dabei unterstützen, geeignete Maßnahmen zu identifizieren und auf den Weg zu bringen.
Der Beschlussvorschlag wurde einstimmig angenommen.
Haushaltskonsolidierung der Kreissynodalkasse
Nach der Mittagspause stand das Thema Finanzen auf dem Plan. Die Kreissynodalkasse würde ohne Gegenmaßnahmen bis zum Jahr 2028 ein Defizit von etwa 300.000 Euro aufweisen. Die Gründe dafür liegen im Verlust von Gemeindegliedern, geringeren Kirchensteuereinnahmen und gleichzeitigen Kostensteigerungen. Der Kreissynodalvorstand muss deshalb bis 2028 diese 300.000 Euro einsparen. Die Kreissynode beauftragt per Beschluss nun den KSV, die notwendigen Maßnahmen umzusetzen.
Stiftung Diakonie
Volker Holländer, kaufmännischer Geschäftsführer der Diakonie Mark-Ruhr, stellte dann die geplante Gründung einer Diakoniestiftung vor. Die Stiftung soll zum einen freie Mittel akquirieren, zum anderen steuerrechtliche Vorteile beim Umgang mit Gebäuden bieten. Stifter sollen die Evangelischen Kirchenkreise sein, die auch jetzt schon hinter der Diakonie Mark-Ruhr stehen, so auch der Evangelische Kirchenkreis Iserlohn, wo die Diakonie Mark-Ruhr mit der Gründung eines Waisenhauses durch Jacob Griesenbeck 1776 ihre ältesten Wurzeln hat. Das Kapital kommt von der Diakonie Mark-Ruhr selbst und fließt über die Kirchenkreise in die Stiftung. Er bat die Synode zunächst um die Unterstützung der Idee, konkrete Schritte sollen in Zukunft folgen.
Wahlen
Am Nachmittag standen Wahlen für verschiedene Gremien an. Für den Kreissynodalvorstand wurde Petra Humbeil-Barsch aus der Kirchengemeinde Hemer als Vertreterin für den 2. Synodalältesten Dr. Richard Bräucker gewählt. Als 2. stellvertretende Landessynodale wurde Heidrun Brucke aus der Kirchengemeinde Ihmert gewählt. Verwaltungsleiter Bernd Göbert und Olaf Krähahn wurden in den Verwaltungsausschuss der Gemeinsamen Kirchensteuerstelle. In den Ausschuss für Seelsorge und Beratung wurden Simone Stegbauer aus dem IPT Hemer-Ihmert, Pfarrerin Claudia Bitter aus der Kirchengemeinde Schwerte und Julia Ducke, Gemeindeschwester in Ausbildung aus der Kirchengemeinde Ergste gewählt.Pfarrer Dr. Björn Corzilius aus der Kirchengemeinde Lendringsen, der die Vorschläge für den Nominierungsausschuss vorstellte, wurde in den Leitungsausschuss Jugend gewählt. Gabriele Osing aus der Kirchengemeinde Menden wurde in den Finanzausschuss gewählt. Pfarrerin Bettina Roth-Tyburski aus der Christus-Kirchengemeinde wurde als Mitglied in den Oikos-Ausschuss gewählt. Sie erhielt außerdem eine zusätzliche Synodalbeauftragung für den christlich-jüdischen Dialog, den sie im Team mit Pfarrer Frank Fiedler wahrnehmen wird.


