An diesem Tag kam aber auch alles zusammen: Erntedankfest, die Einführung von Pfarrerin Gabriele Watermann in die Erlöser-Kirchengemeinde und die Einführung des IPTs in eine sogenannte „wechselseitige pfarramtliche Verbindung“. Doch der Reihe nach:
Drei Gemeinden entschieden sich zum IPT
Vor gut einem Jahr hatte sich das Presbyterium der Erlöserkirche auf den Weg gemacht und den Kolleg:innen der Maria-Magdalena Gemeinde Iserlohn Heide / Sümmern einen Kooperationsvorschlag unterbreitet. Die freundliche Aufnahme und die offenen Arme ermutigten zum zweiten Schritt: Beide Presbyterien schlugen den Kolleg:innen der Johanneskirche am Nußberg in Iserlohn vor, ebenfalls in die wechselseitige pfarramtliche Verbindung einzutreten. Ein halbes Jahr lang gab es strukturelle Gespräche und Planungen bis am 20. März 2023 in der Kreuzkirche Sümmern die Vereinbarung von allen drei Presbyterien unterschrieben werden konnte.
Tom Mindemann fasste es zusammen: „Ich habe Bock auf Team.“
Es folgte die Ausschreibung der IPT-Stelle, in die Jugendreferent Daniel Stadie nach Sichtung der Bewerbungen berufen wurde. Am 21. August wählte das Presbyterium der Erlöserkirche Gabriele Watermann zu ihrer Pfarrerin, da Pastor Dr. Gottfried Abrath gerade in den wohlverdienten Ruhestand ging. Pfarrerin Gabriele Watermann ist ein vertrautes Gesicht in der Gemeinde, war sie doch von Juni 2016 bis März 2018 bereits im Entsendedienst hier tätig. Nun aber wurde sie an diesem Tage zur ersten weiblichen Pfarrperson der Erlöser-Gemeinde.
Die Heilige Schrift: -Wege-
Daniel Stadie war in den drei Gemeinden bereits mit einem Stundenanteil als Jugendreferent tätig in der Konfirmandenarbeit. An diesem Tag wurde er nun als Diakon und Gemeindepädagoge eingeführt in dieses IPT. Superintendentin Martina Espelöer sprach den drei Gemeinden ihren Dank aus, sich so frühzeitig auf diesen kreativen Weg gemacht zu haben. Und sie erläuterte den Anwesenden: Ein IPT sei ein Interprofessionelles Pastoral-Team. Nur mit den drei Pfarrpersonen wäre dies kein IPT. Erst die weitere Person mache das Team zu einem IPT. Denn Daniel Stadie bereichere das IPT als Diakon / Gemeindepädagoge. In dieser Konstellation handeln fortan drei selbständige Gemeinden, als wären sie eine. Martina Espelöer betrachtete: Dies sei ein Lernweg, Schritt für Schritt mit der Bereitschaft von allen, zusammen loszugehen mit der Zuversicht, den gemeinsamen Weg zu finden. Es sei ein wenig wie beim „Auszug aus Ägypten“. Auch damals galt es für das Volk, widrige Wegstrecken zu bewältigen, dabei eng zusammenbleibend und wohlwollend miteinander umgehend. Superintendentin Espelöer stellte fest: „Die Heilige Schrift“ könnte den Untertitel „Wege“ tragen. „Die Bibel war und ist manchmal viel moderner, als wir ahnen“.
„Walk and talk“
Die Superintendentin wolle dieser „Weggemeinschaft IPT“ an diesem Tag drei Dinge mitgeben für ihre künftigen „walk and talk“:
Den Segen, der sich auf möglicherweise entstehende Wunden lege zur Heilung.
Als sichtbares Zeichen einen Picknick-Rucksack, in dem sich außer der zu sehenden Flasche Wein und dem Brot (in Form von haltbaren Brotchips) ganz viele nützliche Dinge befinden, die die vier unterwegs gebrauchen können.
Und einen Rat: „Vertrauen Sie aufeinander und auf Gottes Licht. Wirtschaften sie immer so, dass sie nicht nur immer etwas übrighaben, sondern sogar etwas zu verschenken haben: Geld und Zeit und ein Lächeln.“
Der reiche Kornbauer
Dazu passte perfekt die Erzählpredigt von Pfarrerin Watermann, die die Geschichte vom reichen Kornbauern vortrug. Viele Mitmach-Lieder brachten die Anwesenden in Bewegung. Es wurde erkennbar, welche Gottesdienstform der neuen Pfarrerin am nächsten liegt. Wie in einem Familiengottesdienst brachte sie mit viel Schwung ihre Botschaft zu den Menschen vor ihr: Das „letzte Hemd“ habe keine Taschen, es gälte im Hier und Jetzt das richtige Maß zu finden, dies sei die wichtige Voraussetzung, um im Leben und am letzten Tag des Lebens zufrieden zu sein.
„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“ (Martin Buber)
Der frischbenannte Diakon und Gemeindepädagoge Daniel Stadie setzte an diesem Punkt an und zitierte Martin Buber: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“ Er lud ein zu einer nächsten Begegnung: Ende Oktober wird im Varnhagenhaus Iserlohn „Real Live“ als Film gezeigt für ältere Jugendliche bis ältere Menschen im letzten Lebensabschnitt. Philipp Mickenbecker hat nach dem Abitur mit seinen Freunden Projekte durchgeführt, wie: Ein U-Boot bauen aus Badewannen, eine fliegende Badewanne und anderes mehr. Philipp Mickenberger erkrankte an Krebs, wurde durch diese Projekte mit seinen Freunden getragen. (Der Film enthält ungeschützte Aufnahmen aus dieser Zeit.) Für Philip wurde auf diese Weise das Evangelium in seiner pursten Art spürbar, stellte Daniel Stadie die Entwicklung vor. Philipp ist im Film und im Leben voller Zuversicht. Er verspürt Leid in sich und gleichzeitig tiefen Frieden. Damit tröstet er seine Freunde, als er „seine letzte Reise antritt“ und es wird einsichtig, wie wichtig die eingangszitierte Erkenntnis von Martin Buber für uns alle ist: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“
Lernkurve der geladenen Gäste im Gemeindesaal nebenan
Die Gäste setzten dies gleich um, indem sie von der Kirche in den benachbarten Gemeindesaal wechselten. Pfarrer Christian Mayer trug mit dem spontan gegründeten Maria-Magdalena-Chor einen zuvor nicht eingeübten Danksagungs-Rap an Pfarrerin Watermann vor. Dank für die gemeinsame Zusammenarbeit bislang in der MMG und Vorfreude auf die gemeinsame Zusammenarbeit im IPT.
Jörg Chilla war für die verhinderte Leitung des Jugendreferates, Katja Pischke, gekommen und bot seine Interpretation des IPTs an, in dem er drei gleiche Bälle unterschiedlicher Farbe und einen weiteren Ball anderer Struktur „ins Spiel brachte“. Dies und eine „Wundertüte“ überreichte er dann den vier Hauptpersonen, denn auch das IPT sei eine „Wundertüte“ und alle Anwesenden seien gespannt auf die Entwicklung. Der überaus lebendige Einführungs- und Erntedank-Gottesdienst war in den folgenden zwei Stunden bei Kaffee und Kuchen Gesprächsthema Nummer eins. Den Aufbruch verbanden dann viele Besucher gleich mit ihrem Aufbruch in die Herbstferien, in den Urlaub, auf ihren eigenen Weg für die kommenden Tage. „Weg und Begegnung“ eben.