Live on Air aus der Bauernkirche – Rundfunkgottesdienst über die Liebe
Etwas Nervosität schwangt am Sonntagmorgen beim Gottesdienst in der Bauernkirche mit, war man doch live on Air bei WDR5. Damit beim Rundfunkgottesdienst alles perfekt ablief, gab es bereits samstags eine Durchlaufprobe, welche den Beteiligten die ganz große Aufregung etwas nahm. „Kameras sind ja zum Glück nicht dabei“, so Superintendent Oliver Günther, dem die Liturgie und Predigt oblag, wobei er von Lektorin Diana Naumann unterstützt wurde. Für den Superintendenten selbst war es eine Premiere: „Ich habe noch nie einen Rundfunkgottesdienst gemacht“.
Ein Live-Gottesdienst im Radio hat schon so seine ganz eigenen Spielregeln und Erfordernisse. In diese führte der stellvertretende Evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR, Pfarrer Dr. Titus Reinmuth, die Besucher zuvor ein. So erklärte er den Gottesdienstbesuchern beispielsweise, dass wenn das weiße Licht angehe, die Livesendung beginne. „Wir sind im Radio heute der evangelische Gottesdienst, wir vertreten die evangelische Kirche!“, motivierte Reinmuth alle, lautstark mitzusingen und zu zeigen, was in der Iserlohner Bauernkirche so los ist. Angesichts des guten Gelingens bei der Generalprobe am Vorabend zeigte er sich zuversichtlich: „Wir werden das gut hinbekommen“.
Rund 400.000 Zuhörer verfolgen sonntags den Rundfunkgottesdienst, der bei WDR5 und im NDR läuft. Einige schalten ein, während sie am Frühstückstisch sitzen, andere hören beispielsweise auf der Fahrt zu Verwandten im Auto zu.
Mit dem aufgezeichneten Glockengeläut der Bauernkirche und der Ansage aus dem Funkhaus startete dann die Übertragung. Zunächst begrüßte Reinmuth anschließend die Zuhörer. Dabei erklärte er Wissenswertes zur Bauernkirche, bevor er dann den Titel des Gottesdienstes „Bis zum Mond und wieder zurück!“ erläuterte. „Im Mittelpunkt steht die Liebe. Die Liebe ist der Herzschlag des Glaubens. Wo Liebe ist, halten Menschen zusammen, wo Liebe ist, können Menschen Erfahrungen mit Gott machen.“, so Reinmuth. Biblisch angelehnt war der Titel an den 1. Johannesbrief, in dem es heißt: „Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ Liturgie und Predigt spürten dieser Glaubenserfahrung nach. In Zeiten von Kriegen, Hass und Gewalt hat es die Liebe es oft schwer und wer der Liebe folgt, kommt an der rauen Wirklichkeit des Lebens nicht vorbei. Warum es sich dennoch lohnt, ihr zu folgen, davon erzählte der Gottesdienst mit teils sehr persönlichen Erfahrungen, an denen Superintendent Oliver Günther die Gläubigen teilhaben ließ.
Zunächst ging Superintendent Günther auf seine Tochter im Teenageralter ein. Unzählige Male habe er ihr früher die Geschichte „Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab?“ vom großen und kleinen Hasen erzählt, daraus habe sich gar ein Ritual entwickelt. Ihre Liebe zueinander reiche laut dem stolzen Vater bis zum Mond und zurück. Und damit war Superintendent Günther bei Neil Armstrong, dem ersten Mann auf Mond, und seiner Sehnsucht. Er habe seinerzeit 1969 Spuren hinterlassen. „Welche Spuren werden Sie hinterlassen, liebe Gemeinde, liebe Hörerin, lieber Hörer? Welche Erinnerung werden die Menschen von Ihnen im Herzen bewahren, die Sie lieben? Welche Liebesgeschichte können Sie erzählen? Und zugleich: Welche Glaubensgeschichte begleitet Sie, stärkt Sie?“, so fragte Superintendent Günther anschließend direkt in seiner Predigt und schlug den Bogen wieder zur Liebe.



Für die emotionale, musikalische Gestaltung des Gottesdienstes hatten sich zwei Chöre zusammengefunden: Einerseits der Jugendchor „5nach5“ und andererseits der PopChor „RiSE UP!“. Stimmgewaltig begeisterten die insgesamt etwa 50 Sänger und Sängerinnen. Saxophon spielte Instrumentalist Wim Wollner, an der großartigen Grenzing-Orgel war zudem Kirchenmusikdirektorin Ute Springer zu hören, während ihr Mann, Kirchenmusikdirektor Hanns-Peter Springer, die musikalische Gesamtleitung innehatte. Die Chöre, darunter auch die drei Solisten Ella Grete, Lewin Klein und Nele Dahmen, sorgten für eine lebendige liturgische Zwiesprache mit der Gemeinde, die singend und betend natürlich voll miteingebunden wurde. Unter anderem wurden „You Raise Me Up“ von Rolf Lovland und Brenda Graham sowie John Rutters „Look at the World“ dargeboten. Direkt ans Herz ging auch der Beatles-Klassiker „All you need is love”, der zwischen den Predigtteilen präsentiert wurde.
Während es für Superintendent Oliver Günther und Kantor Hanns-Peter Springer nach der Übertragung noch ans Hörertelefon ging, genossen die Gottesdienstbesucher aus der Bauernkirche schon beim Kirchencafé im Lutherhaus eine Tasse Kaffee. Wer jetzt Interesse bekommen hat, sich den Rundfunkgottesdienst aus der Bauernkirche anzuhören, der findet ihn unter https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-gottesdienst/audio-evangelisch-bauernkirche-iserlohn-100.html in der Mediathek.
Text: Annabell Brocke