Oberstes Entscheidungsgremium der EKvW tagt erstmals in neuer Wahlperiode
Die Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen tagt seit Sonntag und noch bis Mittwoch in Bielefeld. Die Kirchenleitung sowie Vertreterinnen und Vertreter der Kirchengemeinden, Kirchenkreise und evangelisch-theologischen Fakultäten befassen sich vier Tage lang mit gesellschaftspolitischen und kirchenrechtlichen Themen. Auf der Tagesordnung für Plenum und Tagungsausschüsse stehen auch Entscheidungen über den landeskirchlichen Haushalt sowie Wahlen für zwei Neubesetzungen in der Kirchenleitung. Mit dabei ist auch eine Delegation des Evangelischen Kirchenkreises Iserlohn mit Superintendent Oliver Günther.
Für viele der Synodalen ist es die erste Landessynode. Rund ein Drittel der 153 stimmberechtigten Mitglieder sind neu in das oberste Beschlussgremium der Landeskirche entsandt, nachdem sich in diesem Jahr turnusgemäß die Presbyterien und Kreissynodalvorstände in den 431 westfälischen Gemeinden und 26 Kirchenkreisen neu konstituiert hatten. Neben dem Superintendenten nehmen für den Kirchenkreis Iserlohn Pfarrer Tom Mindemann, Ralf Micha, Marie Bienefeld und Jörg Freiburg teil.
Kirche in Vielfalt
Schwerpunktthema der diesjährigen Herbstsynode ist „Kirche in Vielfalt“. Superintendent Oliver Günther: „Auf der Landessynode erlebe ich meine Kirche, die mir unendlich am Herzen liegt, in großer Vielfalt. Meine Kirche ist bunt und lebendig. Das erleben zu dürfen und selbst ein Teil davon sein zu dürfen, lässt mich dankbar sein und weckt Zuversicht. Denn Vielfalt ist in unserer Kirche kein Luxus, sondern nach biblischem Vorbild Basis einer Gemeinschaft, in der Differenzen den Unterschied machen, weil sie uns zu ‚einem Leib mit vielen Gliedern‘ verbinden.“
Der Superintendent beschäftigt sich im Personalausschuss unter anderem mit der Personalplanung und dem Personalschlüssel 1 zu 4000 ab 1. Januar 2026. Tom Mindemann befasst sich im Gesetzesausschuss unter anderem mit dem Kirchengemeindeleitungserprobungsgesetz und mehrgliedrigen pfarramtlichen Verbindungen. Ralf Micha wirkt im theologischen Ausschuss mit, Marie Bienefeld im Nominierungsausschuss, der die Wahlen von zwei neuen Mitgliedern für die Kirchenleitung vorbereitete. Jörg Freiburg, der im normalen Berufsleben für die Sparkasse Iserlohn arbeitet, sitzt im Finanzausschuss, in dessen Zuständigkeitsbereich das Haushaltssicherungskonzept der Landeskirche fällt, eines der bestimmenden Themen der Synode. „Nun arbeite ich für drei Tage nicht in meiner Sparkasse. Ich verbringe drei Urlaubstage in Bielefeld. Arbeite aber hier im Ausschuss so wie im Büro. IT-Konzept der EKvW, IT-Sicherheit und IT-Einkauf. Aber auch Haushaltssicherung, Prozessoptimierung und Bilanzkritik. Es ist spannend, meine Erkenntnisse aus einem langen Berufsleben nun auch bei der Weiterentwicklung meiner Kirche einzusetzen“, so Freiburg.
Die Dringlichkeit vieler Themen wurde im Präsesbericht von Ulf Schlüter deutlich, der als theologischer Vizepräsident das vakante Amt aktuell übernimmt. Er bescheinigte der Landeskirche, sich in einer „multiplen Krise“ zu befinden. Sie umfasse unter anderem das Thema ‚Finanzkrise und Haushaltssicherung‘ und erfordere einen umfassenden Transformationsprozess. „Seien wir nicht töricht, seien wir klug – verändern wir uns“, appellierte Ulf Schlüter an die Mitglieder des obersten westfälischen Kirchengremiums. Vieles indes sei in Westfalen schon in Bewegung – auf allen Ebenen, und nicht erst seit gestern. Letztlich müsse sich die Arbeit immer an der Aufgabe orientieren, dass Kommunikation des Evangeliums gelingt.
Haushaltssicherungskonzept soll bis 2028 greifen
Die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) steht weiterhin vor einem harten Sparkurs. In seiner Haushaltsrede nannte Dr. Arne Kupke vier Hauptfaktoren für die finanzielle Misere: „Zur stagnierenden Wirtschaftslage und den mangelnden Steuern kommt bei uns der demographische Faktor der evangelischen Kirchenmitglieder hinzu. Wir werden jedes Jahr weniger und damit sinkt unsere Finanzbasis Jahr für Jahr. Die Kirchenaustritte steigern diesen Effekt, in letzter Zeit leider deutlich.“ Eine weitere Belastung sei die Krise der staatlichen Haushalte, da viele kirchlich-diakonische Einrichtungen und Arbeitsfelder auf staatliche Förderung angewiesen seien. Mit der vorläufigen Haushaltsführung wurde im vergangenen Jahr die Notbremse gezogen. Und durch das aktuelle Haushaltssicherungskonzept (HSK) soll der landeskirchliche Haushalt bis 2028 ausgeglichen werden. Trotz eines jährlichen Planungsdefizits von jeweils etwa 25 Millionen Euro. Um das zu erreichen, wird weiterhin massiv gespart.
Zwei neue Mitglieder für Kirchenleitung
Diplom-Kaufmann Ralf Henning Krause und Sozialmanagerin Uta Schütte-Haermeyer wurden von der Synode in die Kirchenleitung gewählt. Beide wurden mit großer Mehrheit in ihre neuen Ämter entsandt.
Ralf Henning Krause wird künftig in hauptamtlicher Funktion in der Kirchenleitung Verantwortung übernehmen. Als Oberkirchenrat folgt er auf den Juristen Hans-Tjabert Conring, der nicht erneut für das Amt eines Oberkirchenrats kandidierte, wohl aber als Dezernent und Landeskirchenrat weiterhin im Kollegium, dem hauptamtlichen Leitungsgremium des Landeskirchenamtes, mitwirken wird. „Mit Ralf Henning Krause wird erstmals ein Ökonom hauptamtliche Kirchenleitungsfunktion in Westfalen übernehmen. Da bin ich gespannt, ob er neue und starke Akzente im Bereich ‚Finanzen und Prozesse‘ in die tägliche Arbeit in der Landeskirche einbringen kann“, kommentiert Jörg Freiburg.
Uta Schütte-Haermeyer wird als ehrenamtlich tätiges Mitglied den Sitz in der westfälischen Kirchenleitung übernehmen, der im November vergangenen Jahres durch den Rücktritt des Juristen Michael Bertrams vakant geworden war.