Die Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Iserlohn tagte am Mittwoch, 3. November, in der St. Viktor-Kirche in Schwerte. Zum ersten Mal seit Herbst 2019 trat das höchste Leitungsorgan des Kirchenkreises damit wieder in Präsenz zusammen. Der besondere Ort bringe die Bedeutung des Zusammenkommens zum Ausdruck, sagte Superintendentin Martine Espelöer zur Begrüßung und bedankte sich bei der Evangelischen Kirchengemeinde Schwerte für die Gastfreundschaft sowie bei der Synodalen Britta Radix für die Idee.
Pfarrer Hartmut Görler eröffnete die Synode mit einer Andacht. Er sprach über die Dinge, die ihn in der vergangenen Zeit beschäftigten: Corona und Unwetter, verbunden auch mit ganz persönlichen Schicksalsschlägen, sowie Abschied – ein Thema, das in Bezug auf die Anzahl der Pfarrstellen auch die Synode noch beschäftigen sollte. Aber er sprach auch von Neuanfang und leitete damit perfekt über in die thematische Arbeit der Synode. Begleitet wurde die Andacht von Kantorin Clara Ernst an der Orgel.
Nachdem Synodalassessor Thomas von Pavel die Anwesenheit überprüft hatte, stellte die Superintendentin die Beschlussfähigkeit der Synode fest und leitete zur Tagesordnung über. Wie immer stand bei der Herbstsynode die Haushaltsplanung an. Verwaltungsleiter Bernd Göbert erläuterte in seiner Haushaltsrede die finanzielle Situation des Kirchenkreises. Dabei muss mit geringeren Einnahmen aus den Kirchensteuern in Höhe von etwa 555.000 Euro gerechnet werden. Ca. 2000 Gemeindeglieder hat der Kirchenkreis Iserlohn verloren, mehr als der landeskirchliche Durchschnitt.
Haushalt 2022
Göbert sprach auch den Pfarrstellenüberhang im Kirchenkreis an. Zur Finanzierung wird eine Rückstellung in Höhe von 337.960 Euro aufgelöst. Insgesamt wird ein Jahresergebnis von 77.500 Euro festgestellt, das durch eine entsprechende Erhöhung des Eigenkapitals ausgeglichen wird. Die Synode stimmte dem Beschlussvorschlag zu.
Die Superintendentin betonte in diesem Zusammenhang, dass der Pfarrstellenüberhang nur aufgrund der strukturellen Veränderungen zustande kommt, er spiegele nicht den tatsächlichen Bedarf wider. Sie verwies bereits auf die Interprofessionellen Pastoralteams (IPT), über die die Synode später noch debattieren sollte. Das Konzept IPT biete die Chance, handlungsfähig zu bleiben.
Anschließend stellte Göbert den Haushaltsplan der Kreissynodalkasse des Evangelischen Kirchenkreises Iserlohn vor, der ein Defizit von 193.390 Euro festgestellt wird, das durch eine Verminderung des Eigenkapitals ausgeglichen wird. Auch diesem Beschluss stimmte die hohe Synode zu.
Zum Abschluss der finanziellen Fragen ging es um die Verteilung der Kirchensteuermehreinnahmen. Aus dem Jahr 2020 stehen 700.000,92 Euro zur weiteren Verwendung zur Verfügung. 200.000 Euro davon sollen dem synodalen Baufonds zugewiesen werden, 500.700,92 Euro werden den Kirchengemeinden zugewiesen. Pfarrer Burckhardt Hölscher äußerte Zweifel an diesem Vorgehen. KSV-Mitglied Jörg Freiburg, verantwortlich für Finanzangelegenheiten, erläuterte, wie wichtige die Unterstützung aus dem Baufonds ist. Historische Kirchen der Gemeinden in Hemer, Schwerte, Hennen und der Versöhnungskirchengemeinde bekamen allein im vergangenen Jahr Hilfe aus dem Fond, wobei es sich angesichts der Gesamtkosten zur Instandhaltung nur um „einen kleine Tropfen“ handele. Die Superintendentin ergänzte: „Wir möchten ein Kirchenkreis sein, der wirkliche Unterstützung gibt, nicht nur Darlehen“. Es sei eine gemeinsame Aufgabe, optimal dafür zu sorgen, die Immobilien zu bewirtschaften. Bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung wurde der Beschlussvorschlag durch die hohe Synode bestätigt.
Interprofessionelle Pastoralteams als Chance
Im nächsten Tagesordnungspunkt ging es um die bereits angesprochenen IPT. Das Konzept sieht vor, auch andere Berufsgruppen als Pfarrer für Aufgaben der Verkündigung einzusetzen. Mindestens eine ordinierte Person ist aber in jedem IPT dabei, deshalb sei das Konzept auch eine Würdigung des Pfarramts, erklärte Martina Espelöer. „Dabei werden wir viel lernen müssen“, kündigte die Superintendentin an, besonders die Kommunikation auf Augenhöhe sei wichtig, der Kirchenkreis sei an vielen Stellen aber auch bereits sehr weit.
Ursprünglich sah der Beschlussvorschlag vor, dass das die Gemeinden das Konzept in erster Linie mit dem Jugendreferat entwickeln sollen. Andere Berufsgruppen seien damit aber keinesfalls ausgeschlossen. Dennoch sprach sich Pfarrer Hartmut Görler für eine Streichung dieser Formulierung aus. Pfarrer Thomas Gössling sagte, bei der Zukunftsdiskussion fehle ihm massiv das Vertrauen in die Ehrenamtlichen. Darin liege eine Chance, den Pfarrerinnen und Pfarrern mehr Raum für Geistliches zu geben. Auch Pfarrerin Dr. Tabea Esch sprach sich für eine offenere Formulierung aus, um alle Kompetenzen zu würdigen. „Wir stehen am Anfang des Prozesses“, sagte die Superintendentin, deshalb sei genau diese Debatte sehr wichtig. Der Kirchenkreis müsse in die Planung schon vor dem Abbau des Pfarrstellenüberhangs einsteigen.
Die hohe Synode beschloss bei einigen Enthaltungen und Gegenstimmen zunächst die Änderung des Beschlussvorschlags, um diesen anschließend auch zu fassen. Die Kreissynode möchte auf die Umsetzung des Konzeptes Interprofessionelle Pastoralteams zugehen, Personen aus allen Berufsfeldern sind willkommen. „Gegenstimmen und Enthaltungen sind bei solchen Aufbrüchen äußerst wichtig“, sagte die Superintendentin und lud dazu ein, die vom Beschluss abweichenden Meinungen als Anregungen an den KSV weiterzugeben.
Ärger über Kumulus
Anschließend ging es um das IT-Projekt „Cumulus“ der Landeskirche. Verwaltungsleiter Bernd Göbert erläuterte zunächst Historie, Idee und Zeitplan. Bisher habe jeder Kirchenkreis seine eigene IT-Landschaft gehabt, diese soll in eine gemeinsame Struktur umgewandelt werden. Dadurch solle unter anderem ein besserer Datenschutz sichergestellt werden. Aufgrund hunderter zusätzlicher Einzelprojekte, die im Gesamtprogramm Cumulus dazugekommen sind, sei die Umsetzung ein wenig ins Stocken geraten. Das Jahr 2022 soll nun zur Konsolidierung genutzt werden, bevor die Landeskirche 2023 nach und nach die IT übernimmt.
Friedhelm Kowalski bemängelte, dass das Projekt erst vor wenigen Wochen auf dem Radar der hohen Synode erschien, obwohl es schon seit Jahren geplant ist. In der kurzen Zeit seien die vorliegenden Informationen nicht vollumfassend zu verarbeiten, die Kosten von 13 Millionen Euro pro Jahr seien angesichts der generellen finanziellen Entwicklung beachtlich. Er äußerte seinen Unmut über die Projektführung und Kommunikation. Hans-Ulrich Stoewahs kritisierte die „Selbstbedienungsmentalität“ der Landeskirche. Superintendentin Martina Espelöer forderte die beiden Redner auf, gemeinsam einen fundierten Kommentar zu verfassen, der an die Landeskirche weitergegeben wird. Der Beschluss, nachdem die Kreissynode die Ausführungen zum Projekt Cumulus zur Kenntnis nimmt, wurde außerdem ergänzt. Die Synode bittet um Prüfung, ob das Vorgehen der Landeskirche mit der Kirchenordnung vereinbar ist. Eine stringente Kostenkontrolle, marktgerechte Preise pro Arbeitsplatz, eine handlungsfähige Organisation sowie ein angemessener Zugang zum System für Ehrenamtliche, waren bereits von Anfang an als Anregungen an die Landeskirche im Vorschlag enthalten, der schließlich auch von der Synode angenommen wurde.
Gela Mund, Geschäftsführerin des Trägerverbundes für Kindertageseinrichtungen, schilderte die Situation des Verbundes. Sie bedankte sich zunächst für das klare „Ja“, das die Synode gegenüber den Kindertagesstätten in kirchlicher Trägerschaft ausgesprochen habe und konnte anschließend von einer wirtschaftlich stabilen Lage berichten. „Wir haben den Trägerverbund in einer Weise konsolidiert, die Freude macht“, sagte Superintendentin Martina Espelöer.
Anträge, Wahlen und Mitteilungen
Pfarrer Dr. Gottfried Abrath hielt im Namen des Ausschusses für Klima und Nachhaltigkeit einen flammenden Appell für den Klimaschutz. “Ich möchte meine Kirche da ganz vorne sehen,” so Abrath. Ein weiterer Antrag des Synodalbeauftragten für Friedensarbeit wurde zunächst kontrovers diskutiert, bevor die Synode dem Beschlussvorschlag zustimmte, die Sorge gegenüber aktuellen Entwicklungen auszudrücken und die neue Bundesregierung zum Frieden aufzurufen. KSV-Mitglied Dagmar Speckmann berichtete über die Arbeit im Bereich der Nachwuchswerbung für kirchliche Berufe. Michael Zimmer aus Garenfeld wurde in den Ausschuss für Klima und Nachhaltigkeit gewählt.
Superintentendin Martina Espelöer wies auf das überarbeitete “Missionsverständnis der EKvW” hin und empfahl den Presbyterien, dieses zu lesen und zu diskutieren. Auch auf das neue Konzept für das gemeinsame Schulreferat für die Kirchenkreise Lüdenscheid-Plettenberg und Iserlohn machte sie die Synode aufmerksam und erinnerte daran, dass im Zuge der Umsetzung des Kirchengesetzes zum “Schutz vor sexualisierter Gewalt” bis zum März 2022 alle für den Kirchenkreis Tätigen ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen müssen.
Zum Abschluss bedankte sich die Superintendentin noch einmal für die Gastfreundschaft der Kirchengemeinde Schwerte sowie bei allen Beteiligten an der Synode. Synodalassessor Thomas von Pavel bedankte sich bei der Superintendentin für die gute Leitung der Synode.