Zum Inhalt springen

Kirchenmusik im Kirchenkreis Iserlohn

Wer im Evangelischen Kirchenkreis Iserlohn musikalisch aktiv werden möchte, findet ein weites, vielfältiges Betätigungsfeld – angefangen bei lebendigen Kirchenchören bis zu Bands und Instrumentalensembles. Besonders groß ist die Zahl der Chöre, in die sich Sangesfreudige einbringen können, von frühester Kindheit an bis ins hohe Alter. Kirchenmusikdirektor Hanns-Peter Springer, der 2001mit Ehefrau Ute vom Gemeindeverband Iserlohn in den Kantorendienst mit Sitz an der Obersten Stadtkirche gewählt wurde und seit 2003 Kreiskantor ist, ist das Singen eine besondere Herzensangelegenheit. Allein an der Obersten Stadtkirche bietet das Ehepaar sieben Chören eine musikalische Heimstatt.

Vier Kinder- und Jugendchöre hat Ute Springer unter ihre Fittiche genommen. Überdies bietet sie Babysingen an. „Nach einem Modell aus Holland“, erzählt ihr Ehemann. Mit den Kleinen und ihren Eltern geht die Kantorin bewusst in die Kirche, um eine frühe Anbindung an die Gemeinde zu schaffen. Hanns-Peter Springer bringt seine langjährige Chorerfahrung in die Arbeit mit der Kantorei, einer Seniorenkantorei für Sängerinnen und Sänger ab 60 Jahren mit kontinuierlicher Kantorei-Erfahrung und den PopChor „Rise Up!“ ein.

Hanns-Peter Springer

Hanns-Peter Springer

Kreiskantor und Kirchenmusikdirektor

„Singen ist besser!“ lautet sein Credo. „Wer singen möchte, soll die Möglichkeit dazu haben.“ Manche der über 60-Jährigen fahren zweigleisig und singen sowohl in der Kantorei als auch in der Seniorenkantorei. Im Kirchenkreis hätte Springer am liebsten in jeder Gemeinde einen Kinderchor. Von den Chören, die er mit seiner Frau betreut, sind alle in der schwierigen Coronazeit bei der Stange geblieben, nicht zuletzt dank kreativer Ideen wie Singen im Freien und dergleichen mehr. Sich selbst versteht der gebürtige Bayer als „musikalischen Sozialarbeiter“, wie er schmunzelnd erzählt. In seinem Büro im Lutherhaus schaut jeder, der dort zu tun hat, gern vorbei – und erzählt bei der Gelegenheit oftmals, was er auf dem Herzen hat. Wenn Hanns-Peter Springer von der Kirchenmusik im Kirchenkreis erzählt, spricht er von Veränderung. „Die Arbeit hat sich verändert“, sagt er. Auf geändertes Freizeitverhalten, höhere Unverbindlichkeit, andere Bedürfnisse, Notwendigkeit der Flexibilität, den Eventcharakter von Veranstaltungen mit entsprechendem Lichtkonzept und vieles mehr kommt er zu sprechen. Die Umgestaltung und Modernisierung der Obersten Stadtkirche kommt den Anforderungen der Zeit in den alten, ehrwürdigen Mauern entgegen, findet er. Allein schon der teilweise Austausch der Kirchenbänke durch Stühle – ein Kompromiss mit dem Landesdenkmalamt – bietet mehr Möglichkeiten und Raum, intimen kammermusikalischen Konzerten einen ansprechenden Rahmen zu bieten, nah bei den Zuhörern zu sein oder Szenisches einzubauen wie der Nacht der Reformation. „Die Leute wollen etwas erleben und sehen“, sagt der Kreiskantor. „Diese Art der Spiritualität ist immer noch angesagt.“ Zugeständnisse an veränderte Bedürfnisse sind nächtliche Konzerte, deren Zahl zugenommen hat.

Im August gab es beispielsweise in der benachbarten Bauernkirche, dem ältesten Bauwerk Iserlohns, zu später Stunde Orgel-Nachtgedanken und vier Wochen später ein Benefiz-Baustellen-Nacht-Konzert zugunsten der Sanierung der Schuke-Orgel in der Obersten Stadtkirche.

Am Sonntag, 31. Dezember, verabschiedet Hanns-Peter Springer das alte Jahr an gleicher Stelle mit einem „Feuerwerk der Orgelpfeifen“. Beginn ist um 22 Uhr. Allein in Iserlohn gibt es rund 20 Orgelkonzerte im Jahr. Darunter die „OrgelGlanzLichter“ in der Bauernkirche, bei der Weltstars die Grenzing-Orgel zum Klingen bringen. Zuletzt war dort Olivier Latry, einer der führenden Botschafter seines Instruments, zu Gast. Orgel-Exkursionen, die Hans-Peter Springer unternimmt, haben ökumenischen Charakter.

Musicals der Kinderkantorei gehören zu bestbesuchten Veranstaltungen vor Ort. Nicht vergessen sei das Posaunenchorwesen, das vereinzelt noch stark im Kirchenkreis vertreten ist, allerdings nicht Kirchenkreis-, sondern CVJM-basiert. „Wir überlegen immer weiter“, sagt Hanns-Peter Springer, der sich offen für neue Ideen zeigt. Dass der Kirchenkreis Iserlohn noch vergleichsweise gut mit Hauptamtlichen ausgestattet ist und alle Städte Regionalkantorinnen und -kantoren bereithalten, kommt seiner Meinung nach der Ausbildung, die hohen Stellenwert genießt, zugute. Sein Wunsch für alle Gemeinden im Kirchenkreis: „Eine stabile Pfarrsituation und dass Kinder schnell ans Singen herangeführt werden.“ Musik sei kein Beiwerk, sondern Verkündigung. Nach wie vor macht ihm die Arbeit als Kreiskantor Freude. „Aber es ist nicht mehr so leicht wie vor 20 Jahren.“

Monika & Jakob Salzmann