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Kirche als Botschafterin der Zuversicht

Jugendarbeit, Finanzen und Gebäude beschäftigen Synode des Evangelischen Kirchenkreises Iserlohn

Die Kreissynode, das höchste Gremium des Evangelischen Kirchenkreises Iserlohn, tagte am Freitag, 8. November, im Varnhagenhaus in Iserlohn. Geleitet wurde sie zum ersten Mal von Pfarrer Oliver Günther, der bei der vergangenen Synode im Frühjahr ins Amt des Superintendenten gewählt worden war. Sein erster Bericht bildete den Auftakt zur inhaltlichen Arbeit der Synode. Darüber hinaus standen die Zukunft der Jugendarbeit im Kirchenkreis, der perspektivische Umgang mit den Gebäuden, sowie – wie im Herbst üblich – die Haushaltsplanung auf dem Programm.

Bericht Superintendent

An den Anfang seines Berichts stellte Superintendent Oliver Günther den Dank für die Wahl in sein Amt und die gute Aufnahme. Er dankte auch noch einmal ausdrücklich seiner Vorgängerin Martina Espelöer und dem gesamten Kreissynodalvorstand für die sehr geordnete und vollständige Übergabe. „Die Kommunikation war und ist von großem Vertrauen und hoher Loyalität geprägt“, so Günther. Dann leitete er über zu den herausfordernden Aufgaben, die den Kirchenkreis und die Synode an diesem Tag ganz konkret beschäftigen. Die Aufgaben der Gesellschaft insgesamt und auch der Kirche seien sehr komplex. Wie gravierend die Lage ist, machte er mit einem Zitat in Anlehnung an Psalm 23 deutlich: „Wir sind längst im finsteren Tal angekommen.“

„Wir erleben einen erosionsartigen Niedergang und die Entkirchlichung ganzer Generationen“, so Günther weiter. Er wolle das Lied vom Tod der Kirche jedoch nicht anstimmen, hielt der Superintendent dagegen. Der Glaube sei zutiefst relevant für die Welt und die Menschen. Die Kirche dürfe sich in diesen Zeiten nicht nur mit sich selbst beschäftigen. Mit Blick auf die Novemberprogrome 1938 und die aktuellen politischen Entwicklungen in Amerika und in Deutschland sagte der Superintendent, dass auch die Kirche zum Schutz der demokratischen Grundprinzipien beitragen müsse: „Wir dürfen sie unter keinen Umständen den Extremisten und ihren Sympathisanten in die Hände fallen lassen.“ Die Kirche sei Botschafterin der Zuversicht. „ Unser Platz ist mit der Stimme des Evangeliums an der Seite einer verängstigen und zutiefst verunsicherten Menschheit.“ Trotzdem komme die Kirche nicht daran vorbei, realistisch und ehrlich zu sein. „Wir werden den Wandel, aus dem Kirche herkommt und auf den sie zugeht nicht aufhalten.“

Hier können Sie den gesamten Bericht des Superintendenten im Wortlaut lesen.

Zukunft Jugendarbeit

Die Zukunft der Jugendarbeit im Kirchenkreis war das nächste Thema, zu dem Pfarrer Dr. Björn Corzilius und Katja Pischke, Leiterin des Jugendreferats, für eine entsprechende Projektgruppe verschiedene Überlegungen und Szenarien vorstellten. Sollte der Status Quo beibehalten, das Jugendreferat aufgelöst oder die Jugendarbeit trotz der finanziellen Sorgen sogar ausgebaut werden, das war grob gesagt die Kernfrage. Zukunft und Jugendarbeit gehörten für ihn zusammen, unterstrich Corzilius. Bei der Arbeit des Jugendreferats gehe es darum, Jugendlichen gute Angebote zu machen, sie auch auszubilden und sie in die Gestaltung der Zukunft  der Kirche einzubinden, erläuterte Pischke.

Von derzeit fünf vorgesehenen Vollzeitstellen sind nach dem altersbedingten Ausscheiden zweier Mitarbeiter nur 4,35 Stellen besetzt. Die Projektgruppe empfahl der Synode in Abstimmung mit dem KSV nun, eine ganze Stelle auszuschreiben, sodass insgesamt das Jugendreferat mit 5,35 pädagogischen Vollzeitstellen besetzt und damit der Umfang der Arbeit sogar ausgebaut wird. Dabei gehe es auch darum, den potentiellen Bewerbern in Zeiten von Fachkräftemangel eine attraktive und verlässliche Perspektive zu bieten, so Corzilius. Dieser Beschlussvorschlag wurde von der Kreissynode einstimmig angenommen.

Einrichtung eines Stabilisierungsfonds

Die Kirchensteuereinnahmen für 2024 gehen zwar weniger deutlich zurück, als erwartet, doch sie gehen zurück und diese rückläufige Entwicklung ist auch für die Folgejahre zu erwarten. Aus den Jahren 2021 und 2022 stehen jedoch noch insgesamt ca. 1,3 Millionen Euro aus Kirchensteuermehreinnahmen zur Verteilung an die Kirchengemeinden zur Verfügung. Jörg Freiburg, Vorsitzender des synodalen Finanzausschusses, stellte das Konzept eines Stabilisierungsfonds vor, der mit diesen Mitteln gebildet werden soll, um in den kommenden Jahren die verminderten Kirchensteuereinnahmen auszugleichen. Die Einnahmen der Kirchengemeinden könnten so auf einem konstanten Niveau gehalten und damit mehr Planungssicherheit geschaffen werden. Die Synode beschloss die Einrichtung des Stabilisierungsfonds einstimmig.

Gebäude

Schon bei der Frühjahrssynode war der Gebäudebestand des Kirchenkreises Thema. Um einen Prozess in Gang zu bringen, waren die Kirchengemeinden dazu angehalten, den eigenen Gebäudebestand kritisch zu hinterfragen. Aufgrund des finanziellen Drucks „drängt die Zeit“, erläuterte Superintendent Oliver Günther. Unmittelbar nach Amtsantritt habe er wahrgenommen, dass in den Gemeinden der Wunsch nach konkreteren Kriterien zur Beurteilung der Gebäude bestehe. „Welche Gebäude brauchen wir in Zukunft und welche Gebäude können wir uns in Zukunft leisten? Der aktuelle Bestand wird definitiv nicht haltbar sein“, stellte der Superintendent klar. Die Gebäudeplanung hänge dabei eng mit der Gemeindegliederentwicklung, dem Personal, der Struktur und den Finanzen zusammen. Der Superintendent warb dafür, die Perspektive 2030 einzunehmen und einen Transformationsprozess für den Kirchenkreis Iserlohn unter dem Titel „KKIS2030“ zu starten. Dieser Initiative schloss sich die Synode bei einer Gegenstimme an.