Außerordentliche Gemeindeversammlung zur Zukunft in Ihmert
Die Evangelische Kirche in Ihmert ist ein Abschiedsgebäude. Diese Nachricht überbrachte Superintendent Oliver Günther gemeinsam mit Pfarrerin Gabriele Bach und Kirchmeisterin Heidrun Brucke am Dienstag, 11. März, bei einer außerordentlichen Gemeindeversammlung in eben jenem Gebäude. Zu schwer fallen die sinkenden Einnahmen und Mitgliederzahlen bei gleichzeitiger Explosion der Kosten ins Gewicht. Deshalb lassen sich weder die ursprünglichen Pläne des Projekts „Kirche im Quartier am Haßberg“, noch eine kleinere Variante oder der langfristige Erhalt der Kirche realisieren.
Gaby Bach zeichnete noch einmal die Geschichte des Projekts seit dem Einsturz der Vorplatzmauern 2017 nach bis zu dem Punkt, an dem klar wurde, dass es so nicht weitergehen könne. Heidrun Brucke stellte offen und ausführlich die finanzielle Situation der Gemeinde dar. Beide ließen keinen Zweifel daran, dass sie die Enttäuschung der Gemeindemitglieder, die zahlreich zu der außerordentlichen Versammlung erschienen waren, nachvollziehen können und teilen.
Handlungsspielräume nutzen
Superintendent Oliver Günther schilderte dann die Situation aus Sicht des Kirchenkreises und ging im einzelnen auf die drei Optionen ein: Den ursprünglichen Projektplan, eine kleinere Variante oder den Erhalt der Kirche. Alle drei seien finanziell nicht darstellbar und nicht genehmigungsfähig. „Wir fahren auf die Wand zu, doch noch gibt es Handlungsspielräume“, stellte der Superintendent klar. Diese müssten nun genutzt werden.

Mit diesen Problemen steht die Evangelische Kirchengemeinde Ihmert nicht alleine dar. Alle Gemeinden im Kirchenkreis Iserlohn und auch an anderen Orten stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Im Rahmen eines Transformationsprozesses müssen voraussichtlich die Hälfte aller Gebäude abgegeben werden. Mit der Bildung der pfarramtlichen Verbindung mit der Kirchengemeinde Hemer sei Ihmert bereits „vorbildlich zukunftsorientiert aufgestellt“, so der Superintendent.
„Die Kirche lebt von den Menschen“
Wie es nun weitergeht, müsse im Verbund mit der Stadt, der katholischen Kirche und anderen ortsansässigen Vereinen und Institutionen geklärt werden. Deshalb war auch Hemers Bürgermeister Christian Schweitzer bei der Versammlung. Er lobte das Herzblut, mit dem die Verantwortlichen sich dem Projekt und überhaupt der kirchlichen Arbeit widmen. Für die Entscheidung zeigte er Verständnis. „Es sind gesellschaftliche Entwicklungen eingetreten, die nicht vorhersehbar waren“, so der Bürgermeister. Die Stadt stehe diesen Themen genauso gegenüber.
„Die Kirche lebt von den Menschen“, stellte er fest. Die Stadt möchte nun alle Akteure an einen Tisch bringen, um gemeinsam eine Lösung für die Zukunft zu finden. Konkrete Aussagen könne er noch nicht tätigen, doch er nannte das Dorfgemeinschaftshaus in Ispei als positives Beispiel und mögliches Vorbild. Dort werden Gottesdienste, aber auch Veranstaltungen wie Hochzeiten und Schützenfeste gefeiert.
Natürlich zeigten sich viele Gemeindemitglieder enttäuscht über die Nachricht, doch sie reagierten ebenfalls mit Verständnis – und Hoffnung für die Zukunft. Der Quartiersgedanke könne und müsse unabhängig vom Gebäude weitergedacht werden, äußerte eine Presbyterin. Bei weiteren Überlegungen und dem Umgang mit der Kirche wird das Presbyterium vom externen Berater Detlef Lachmann unterstützt. Auch er machte der Gemeinde Mut und betonte, dass mit der endgültigen Entscheidung bereits ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung getan sei.


