Aus der Praxis kommend, für die Praxis da sein und sie beratend unterstützen. So könnte man das Arbeitsmotto der neuen Fachberaterin für evangelische Tageseinrichtungen für Kinder im Evangelischen Kirchenkreis Iserlohn umschreiben. Seit gut einem halben Jahr arbeitet Frau Johanna Schäfer nun alleine in dem neu zugeschnittenen Arbeitsfeld der Fachberatung. Mit dem Ausscheiden von Frau Wand (wir berichteten) hat sich der Zuschnitt der Aufgaben in diesem Fachbereich erneut verschoben. Bis dahin wurden die Kirchenkreise Iserlohn und Lüdenscheid/Plettenberg gemeinsam von einer Fachberaterin betreut. Im neunen Zuschnitt des Aufgabenfeldes ist Frau Schäfer nun ausschließlich für die 31 Einrichtungen im Ev. Kirchenkreis Iserlohn zuständig. Hinzugekommen ist dafür der vormals selbstständige Bereich der Inklusion für Tageseinrichtungen für Kinder. Gerade in der Beratungstätigkeit gibt es hier viele Berührungspunkte und Überschneidungen, so dass eine inhaltliche Verknüpfung der Arbeitsfelder nur konsequent erschien. Ist die räumliche Größe des Gebietes und die Anzahl der Einrichtungen einerseits kleiner geworden, so ist die Arbeit andererseits umfangreicher, vielschichtiger und in ihren Aufgabenstellungen komplexer. Da sind auf der einen Seite die Begleitung der Kindertagesstätten bei allen pädagogischen Fragen, die Vorbereitung von fachlichem Input, Angebote der Fortbildung und auf der anderen Seite, Vermittlerin und Mittlerin zwischen Praxis und den rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Aspekten zu sein.
Eine Herausforderung, die Frau Schäfer mit Engagement und großer Freude angeht. Als gelernte Erzieherin, mit Leitungserfahrung, kommt sie aus der Praxis mit einer großen Leidenschaft für den Elementarbereich. Sie kennt den Alltag in den Einrichtungen, deren Bedürfnisse und Probleme. Sie weiß was vor Ort von den Leitungen der Tageseinrichtungen für Kinder, deren Personal, aber auch von den Kindern und deren Eltern gebraucht wird und findet es durch ihre kommunikative Art immer wieder neu heraus. Ihre zusätzliche Ausbildung zur Heilpädagogin befähigt sie, besonders auch im Bereich der Inklusion, kompetent tätig zu sein.
Denn der Beratungsbedarf ist groß. Gefragt nach den drei gegenwärtig größten Herausforderungen antwortet sie zunächst kurz: „Die Rahmenbedingungen, die sich stetig verschlechtern.“ Und nach einer kleinen Pause fügt sie an: „Da ist erstens die ständig wachsende Bürokratie. Alles muss von den Erzieherinnen und Leitungen dokumentiert werden. Immer neue Konzepte für verschiedene Aufgabenbereiche müssen entworfen und geschrieben werden.
Und dann als zweites schlägt der Fachkräftemangel bei höherer Aufgabenkomplexität und steigenden Anfragen nach Kitaplätzen immer stärker durch und bringt die Erzieherinnen an ihre Grenzen.
Als drittes muss man sicherlich den erhöhten Förderbedarf der Kinder in den Einrichtungen erwähnen, die mehr Zuwendung, Aufmerksamkeit und fachliche Begleitung benötigen. Das ist auch durch den Wegfall der Finanzierung der Heilpädagogischen Kindergärten und die Streichung der Finanzierung der Sprach-Kitas durch das Land NRW bedingt. Und wenn das umgesetzt ist (im Dezember 2022 die Sprachkitas und 2026 die Umstellung der heilpäd. Kitas), sehe ich das Problem zukünftig noch deutlicher und der erhöhte Förderungsbedarf mit all seinen Begleiterscheinungen wird nochmals ansteigen. Denn dadurch kommen immer mehr Kinder mit Unterstützungs- und Förderbedarf in die Regeleinrichtungen.“
So negativ die erste Analyse vielleicht auch klingt, so stehen den Herausforderungen ganz viele engagierte Erzieherinnen und Leitungen der Tageseinrichtungen für Kinder gegenüber, denen sie in ihrer Arbeit alltäglich begegnet und die mit hoher pädagogischer Kompetenz, mit Liebe und mit großem Engagement für die Kinder da sind. Zur ihrer Unterstützung nehmen sie die Beratung und die pädagogischen Angebote von Frau Schäfer gerne in Anspruch.
„Ich biete in diesem Jahr fünf Fortbildungen, mit pädagogischen und religionspädagogischen Schwerpunkten an z.B. zu den Themen „Basiswissen“ und „Tod und Trauer“, darüber hinaus regelmäßige Arbeitskreise für die Mitarbeiterinnen und Konferenzen mit den Leitungen. Aber besonders wichtig sind mir die Beratungen und die direkten Begegnungen mit den Mitarbeiterinnen und Kindern in den Einrichtungen. Z.B. in Bezug auf verhaltensauffällige Kinder, lasse ich mir eine Anamnese geben, beobachte eine Zeit das Kind im Kita-Alltag und erarbeite ein Konzept wie das Kind begleitet und gefördert werden kann und berate mit den Mitarbeiterinnen und der Leitung was die Einrichtung verändern könnte oder wer noch hinzugezogen werden sollte. Mir ist wichtig, dass die Kinder sich in den Einrichtungen wohl fühlen. Dazu brauchen die Erzieherinnen aber eine gute pädagogische Beratung und Begleitung.“
Doch alles beginnt mit dem christlichen Glauben. Er ist auch für Frau Schäfer die alle Arbeit umfassende und tragende Grundlage der evangelischen Tageeinrichtungen für Kinder. Denn „die christlichen Werte sind das Kernstück unserer pädagogischen Arbeit, die alle Bereiche durchdringen“, sagt sie. Und zwei Inhalte stehen dabei für sie ganz oben: „Unsere Arbeit und was wir weitergeben ist Herzensbildung und eine Gemeinschaft, die trägt, in der wir uns aufgehoben und geborgen fühlen.“
Auch für die Fachberaterin ist die Aus- und Fortbildung noch nicht zu Ende. Begleitend zu ihrer beruflichen Tätigkeit studiert sie Soziale Arbeit an der Universität Siegen um ihre fachlichen Kompetenzen weiter auszubauen.
Text und Foto: Bernhard Laß