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Es geht ein Ruck durchs Haus

Verabschiedung in den Ruhestand von Pfarrer Jürgen Ruck

„Es geht ein Ruck durchs Haus“ – so begrüßt er seit Anbeginn seiner Tätigkeit im Meta-Bimberg-Haus wissend, dass er damit sofort die volle Aufmerksamkeit auf die gerade stattfindende Begegnung lenkt.

Seit fünf Jahren ist er als Pfarrer im Meta-Bimberg-Haus tätig, in einem Umfang von 75 %. 

Wie Hausleiter Nicolai Heinle zu Beginn der Veranstaltung anmerkte, in einem besonderen Haus. Denn seine Bewohner können ihre Aufmerksamkeit oft nur eingeschränkt aufrechterhalten. Dieser über Jahre verwendete Begrüßungssatz hat also hier seine besondere Funktion. (Dieser von hinten geschmetterte Satz funktionierte sogar sofort bei der Autorin dieses Beitrages, die nicht gehört hatte, dass direkt nach ihr noch jemand eingetreten war. Und so waren sie gleich im Gespräch miteinander.)

Die Reihen füllten sich. Bewohner, Angehörige und Mitarbeiter wollten den Pfarrer verabschieden.     

Verabschiedung bitte in „meinem“ Meta-Bimberg-Haus

Er hatte sich seine Verabschiedung ausdrücklich hier im Haus, in seiner Wirkungsstätte gewünscht und diese heute den Bedürfnissen der Bewohner angepasst. Gemeinsam mit ihm hielten Einzug der Superintendent des Kirchenkreises Iserlohn, Oliver Günther und Pfarrerin der ev. Gemeinde Hennen Christine Grans.    

Das erste Lied „Bis hierher hat mich Gott gebracht“ spiegelte den Dank und die Zuversicht von Pfarrer Ruck wider, der im Leben immer wieder gespürt hatte, er wird getragen und wird auch künftig geleitet.

Rituale prägen den Gottesdienst

Psalm 23 ist der „Haus-Psalm“ dieser Einrichtung. Viele Bewohner „kennen“ ihn noch aus ihrer Konfirmandenzeit und sie wissen, er gibt ihnen heute und künftig Zukunftsperspektive und Halt.

Pfarrer Jürgen Ruck begann seine Predigt, indem er ein großes Foto hochhielt, „auch dies ein Ritual hier im Hause, um an die Gefühle der Bewohner, also der Gottesdienstbesucher, zu gelangen“, erläuterte er.

Heute zeigte er ihnen eine alte, gepflegte Frau, die hinreißend- und mitreißend- lacht, sogar ihre Augen lachen mit! Ein entwaffnend charmantes Bild. 

Sarah lachte

Er erinnerte an eine andere alte Frau aus der Bibel, 90 Jahre alt sei sie laut der Bibel gewesen, ihr Mann Abraham sei hundert Jahre alt gewesen. Bislang war ihnen ihr Kinderwunsch nicht erfüllt worden. Und nun sagt einer der drei Besucher voraus, in einem Jahr kämen sie wieder, dann habe Sarah einen Sohn. Ihr Lachen daraufhin bot schon Generationen Interpretationsansatz. Pfarrer Ruck gab zu bedenken, war es ein spöttisches Lachen oder ein Lachen der Zuversicht und Hoffnung? Lachen sei wichtig. Vor allem Ostersonntag am Ende des Gottesdienstes.

Ein fröhliches Haus, das Meta-Bimberg-Haus

Lachen sei auch hier im Meta-Bimberg-Haus ganz wichtig. Dies sei ein fröhliches Haus. „Auch die Menschen, die hier arbeiten, tun dies mit dem nötigen Humor“, fasste Pfarrer Ruck das gute Miteinander zusammen.  

Superintendent Oliver Günther hatte den Worten des scheidenden Pfarrers aufmerksam zugehört und hob drei Aspekte explizit hervor, indem er sie zitierte:

1„Menschen freuen sich, wenn ich komme.“

2„Ich nehme selber viel mit aus diesem Haus,“-der Superintendent ergänzte „Freude und Freundlichkeit sind ansteckend.“   

3„Im Alter ist nicht alles vorbei.“ Superintendent Günther ergänzte: „Jede Lebensphase hat ihren Wert.“ Nun gäbe es Zeit für den Garten, zum Lesen, für ein vierbeiniges Wesen. Niemand wisse, wie viele Tage er habe, deshalb empfehle Superintendent Günther, die Freiheit im Hier und Jetzt zu genießen.   

Im Anschluss an die Verabschiedung und Segnung sang man nach Tradition des Hauses als letztes Lied „Weißt du, wieviel Sternlein stehen“. Musikalisch hatte Torben Flashove die Feierstunde begleitet. 

Vorgängerin Helga Dietz und Nachfolgerin Almuth Gärtner gehören dazu

Pfarrer Ruck beendete den Gottesdienst mit einem weiteren Ritual: Er klopfte 3 x gegen eine Klangschale und berichtete: Diese Traditionen habe ich von meiner Vorgängerin Helga Dietz übernommen.“- Und bat seine Nachfolgerin Almuth Gärtner nach vorne. 

Superintendent Oliver Günther, genauso spontan und herzlich, fasste seinen Eindruck der Verabschiedungsfeier zusammen: „Er hat die Bewohner auch heute in seinen Bann gezogen.- Ein echter Ruck!“

Text und Fotos: Bettina Pelters