Nach siebenjähriger Dienstzeit in der Friedenskirche Letmathe wurde Pfarrerin Birgitt Johanning nun in den Ruhestand verabschiedet. Viele Gäste waren gekommen, um die 63-Jährige an den besonderen Tag zu begleiten. Die Entpflichtung nahm Pfarrerin und Scriba Christine Grans stellvertretend für die Superintendentin Martina Espelöer vor. Mit dabei waren auch Pfarrerin Elisabeth Pakull, Pastor Emmanuel Boango und Johannings Nachfolgerin Pfarrerin Anthea Haacke.
Letztere eröffnete den Gottesdienst. „Wir sind traurig darüber, dass du gehst, wir gönnen dir aber den Ruhestand“, so Haacke in Richtung Johanning. Am Sonntag sollte Birgitt Johanning, die selbst eher ungern im Mittelpunkt steht, noch einmal gefeiert werden.
Den Anfang machten dabei Schützenlinge der Kindertagesstätte „Arche Noah“, sie sangen das Lied „Einfach spitze“. Musikalische Beiträge gab es im Gottesdienst zuhauf. Der Posaunenchor spielte unter der Leitung von Daniel Fellmann, zudem trat Christian Otterstein unter anderem mit dem Chor der Friedenskirche und an der Orgel auf. Ebenfalls wirkten der Flötenkreis um Gerd Neumann, Hubert Schmalor am Klavier und Klaus Bergmann am Saxophon sowie Wally Jung an den Percussions mit. Die jüngste Musizierende im Bunde war Melinda Muny an der Harfe.
Pfarrerin und Scriba Christine Grans verabschiedete Birgitt Johanning in eine spannende Lebensphase, nicht aber ohne zuvor noch einmal auf das Wirken in 35 Jahren Pfarrdienst einzugehen. Während ihrer Zeit als Pfarrerin konnte sich Johanning stets der Hilfe des Herrn gewiss sein. Dazu passte auch der von Grans zitierte Psalm 121. „Ich freue mich darüber, dass ich heute hier sein und dich sogar verabschieden darf“, so Grans, die aber nicht unerwähnt ließ, wie traurig sie der Abschied stimme, kannten sich beide doch ewig. „Birgitt Johanning geht in den Ruhestand? Das kannst Du genauso wenig glauben wie alle anderen hier“, so Grans weiter, die Johanning liebevoll als Arbeitstier titulierte. Sie sei immer da gewesen und habe stets ohne lange zu fragen angepackt.
Mit einem Segen wurde Birgitt Johanning frei von allen Pflichten in den neuen Lebensabschnitt mit ihrem Ehemann Pfarrer i.R. Klaus Johanning entlassen.
Geboren als Arbeiterkind in Dortmund wurde Johanning durch die Konfirmation geprägt und stieg seinerzeit in die Kinder- und Jugendarbeit ein. Später folgte das Studium in Bochum, Tübingen, Heidelberg und Bielefeld-Bethel. Der Schwerpunkt lag dabei auf dem Alten Testament. Nach dem Vikariat in Gütersloh und dem Hilfsdienst in Rheda kam Johanning im Oktober 1991 in den Kirchenkreis Iserlohn. Zunächst hatte sie halbe Stelle als „Pfarrerin für Kindergottesdienst im Kirchenkreis Iserlohn“ inne. Angebunden war sie in dieser Zeit, auf die sie sehr gerne zurückblickt, an die reformierte Gemeinde in Hohenlimburg.
Es folgten zwischenzeitliche Vakanzvertretungen. Von 2010 bis 2016 war sie angebunden an die Evangelische Kirchengemeinde Hemer, bis sie dann mit halber Stelle nach Letmathe wechselte. Erst im Juni 2022 wurde die Stelle dort auf eine ganze aufgestockt.
Viele Jahre war sie im Vorstand des Westfälischen Verbandes für Kindergottesdienst und Mitglied im landeskirchlichen Ausschuss „Gottesdienst und Kirchenmusik“. Des Weiteren ist Johanning Mitbegründerin des kreiskirchlichen Ausschusses „Gottesdienst und Kirchenmusik.“ Außerdem war sie einige Jahre Mitglied beim „Runden Tisch der Religionen Iserlohn“.
Kinder- und Jugendarbeit lag ihr stets am Herzen. So war sie unter anderem auf 15 Kinder- und Jugendfreizeiten in Deutschland, Schweden, Dänemark, Italien, Niederlande und den USA mit jungen Christen unterwegs. Zudem nahm sie zweimal an der ECCE (European Conference on Christian Education) in Helsinki und London teil.
Daneben galt ihr Hauptaugenmerk immer der Sprache, manch einen Liedtext schrieb sie selbst. Ebenso verfasste sie Ausarbeitungen für unterschiedliche Zeitschriften für Mitarbeitende im Kindergottesdienst.
Und die sieben Jahre in Letmathe wird sie auch stets im Herzen behalten. Am liebsten widmete sie sich dort auch den Kindergottesdiensten und Gottesdienste in anderer Form wie beispielsweise Kirmesgottesdienste, scheute sich aber auch nicht vor Sterbebegleitungen und Beerdigungen. In Erinnerung bleiben wird auch die gute Zusammenarbeit mit dem Familienzentrum, unter anderem bei der Planung und Umsetzung des Spielplatzes.
„Aber all dies wäre ohne das große Engagement des Presbyteriums und der Mitarbeitenden der Gemeinde nicht möglich gewesen. Dafür bin ich sehr dankbar“, so Birgitt Johanning an ihr Team.
Die Predigt übernahm sie aber noch ein vorläufig letztes Mal. Und predigte von Schuld und Vergebung und dass Gottes Güte jeden Tag neu sei. Dabei ging sie auf den Film „Die Sünderin“ aus dem Jahr 1951 ein und verglich das Szenario mit der Bibelstelle aus dem Lukas-Evangelium Kapitel 7, Vers 36 bis 50. Die Bibelstelle liefere laut Johanning auch erstklassigen Filmstoff und Gott präsentiere sich als guter Regisseur.
Nach dem Gottesdienst gab es vor dem gemeinsamen Imbiss im Gemeindehaus noch zahlreiche Grußworte, die zeigten, wie beliebt die Pfarrerin war. Seitens der Gemeinde war es damals 2016 bei der Vorstellung „Liebe auf den ersten Blick“. Der stellvertretende Bürgermeister Michael Scheffler lobte sie beispielsweise als Powerfrau. Und sehr humorvoll verabschiedete sich der katholische Pfarrer Frank D. Niemeier und dankte ihr nochmals für die neu belebte, lebendig, kreative und geschwisterliche funktioniert Ökumene.



