„Kaiserwetter“ nannten die älteren Besucher den festlich blauen Himmel und die wärmende Sonne, die diesen besonderen Ostersonntag-Gottesdienst umrahmten. Es war ihr letzter Oster-Gottesdienst im Amt als Superintendentin. Dies war ganz sicher einer der Gründe, warum die Bauernkirche voll besetzt war.
Ein weiterer Grund war die ungewöhnliche Besetzung des Posaunenchores unter Leitung von Stefan Beumers: Das Blechbläserensemble war an diesem Feiertag deutlich verjüngt durch die Unterstützung der „Ehemaligen“, die an den Feiertagen ihre Heimat besuchten und gerne musikalisch mitwirkten. Gemeinsam mit Hanns-Peter Springer an der Grenzing-Orgel begleiteten sie den Gottesdienst. Den meisten Besuchern war der theologische Hintergrund zu der Ostergeschichte und ihre Bedeutung für uns Menschen vertraut. An diesem Ostersonntag konnte man während der Predigt jedoch eine Stecknadel fallen hören. Denn Martina Espelöer brachte Aspekte in ihre Predigt ein, die wahrlich manchem Trost waren und Anregung, nochmals einen neuen Versuch in das aktive Leben zu starten. Die Gläubigen sind aufgerufen, die Lebenden nicht bei den Toten zu suchen. Martina Espelöer ging in ihrer Predigt einige Schritte weiter: Der Mensch solle bitte bewusst in das Leben zurückkehren, genau an die Stelle, an der ein Jeder / eine Jede gebraucht werde.
Brunnen mit frischen Blumen verziert
Sie verwies auf die Tradition in Süddeutschland, Brunnen mit frischen Blumen zu verzieren an Ostern.
Am Ostermorgen solle der Mensch zum Brunnen gehen, dort solle die alte Sicht abgewaschen werden. Der Tod und das Leben sollen an dieser Stelle einen Perspektivwechsel erfahren und mit frischen Augen gesehen werden. Jesus fragte Maria zwei Mal am leeren Grab: „Maria, warum weinst du?“
Perspektivwechsel
Er fragt bewusst nochmals nach. Denn er möchte eine ehrliche Antwort. Er möchte hören, hin-hören (nicht „zu-hören“ und die Lösung schon parat haben). Er fragt wirklich mit aufgeschlossenem Herzen nach, ohne gleich alles besser zu wissen. Das Hören in der Begegnung erreicht ihr Herz. Bereichert um die Erkenntnis: Aus dem Ende erwächst etwas Gutes; die ihn loswerden wollten, stehen nun da „wie begossene Pudel“, so die Superintendentin. Dies sei der Beginn des Osterlachens gewesen: Wir fürchten uns nicht vor dem Tod. Wir wollen ihm mit Humor begegnen. Hier war der Lebendige, der uns lebendig gemacht hat. Marias Geschichte ist auch unsere Geschichte. Wohl deshalb sprechen die Menschen am Grab. Martina Espelöer berichtete von den neuen Angeboten am Eingang zu Friedhöfen, von Schildern wie: „Wir begleiten Sie zu Ihrem Angehörigen, zum Grab, wir hören Ihnen zu“.
Selbständig werden
Einerseits ist Jesus Maria ganz nah. Andererseits bittet er sie, ihn nicht anzurühren. Den Auferstandenen kann man nicht berühren, schon gar nicht festhalten. Dies möge den Gläubigen Zeichen sein, selbständig zu werden, im Glauben auf eigenen, festen Füßen zu stehen. Maria erhielt die Aufgabe, die Auferstehung bekannt zu machen bei den männlichen Jüngern und in der Welt. Jesus gibt ihr damit eine Zielperspektive, weil leben sterben ist, sterben aber auch leben ist. Durch seine Wunden sind wir geheilt, gab Martina Espelöer zu Bedenken und verknüpfte damit eine Einladung: Steh auf, geh zurück ins Leben, dahin, wo du gebraucht wirst. In heutiger Zeit z. B. ins Ehrenamt. Nicht, dass man sich diese Situation gewünscht hätte, aber sie diene der Rückkehr ins aktive Leben. Die besonders verzagten unter ihnen finden ihre Heilung. Im „unmöglichsten“ Moment gewinnen sie die Kraft, aufzustehen und von ihrem Glauben zu sprechen. Dies sei der Beginn des Christentums und seines Erfolges gewesen, so die Superintendentin.
Ihr Versprechen einlösend: Osterlachen
Und zum Schluss löste sie ihr Versprechen aus der Predigt ein, gab „praktische Beispiele“ für das „Osterlachen“, das ebenfalls eher in Süddeutschland und in katholischen Gegenden bekannt und beliebt ist. Sie fragte: „Ein Keks unter einem Baum- was ist das?“- „Ein schattiges Plätzchen“.
„Noch einer“, schmunzelte Martina Espelöer:
„Die Mutter weckt am Morgen ihren Sohn. Er mag nicht aufstehen und begehrt Gründe zu erfahren, warum er es dennoch tun solle. Die Mutter antwortet: Erstens- du bist 44 Jahre alt, zweitens- du bist der Schulleiter.“
Ein letzter: Dem Papst gefällt der Saunabesuch so gut, dass er seinen Vertrauten vorschlägt, am folgenden Tag nochmals gemeinsam in die Sauna zu gehen. Diese raten jedoch ab, am Folgetag sei „gemischt“. Der Papst: „Das macht nichts, mit den wenigen Evangelischen werden wir doch fertig.“