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„dem Himmel nähern und deine Kinder werden“ – Ordination von Pfrn. Schwäbe

Was für ein Tag! Ein erster Advent, den die versammelte Gemeinde in der Lutherkirche in Altena noch lange im Gedächtnis behalten wird.

„Komm, o mein Heiland Jesu Christ“

Das Mittelschiff ist schon voll besetzt, doch es strömen immer mehr Menschen hinein und nehmen in den Seitenschiffen Platz. Dann füllt die Orgel mit mächtigen Klängen den Raum. Die Menschen erheben sich von ihren Bänken. Erwartungsvoll und freudig schauen alle auf die Einziehenden, die ihre neue Pfarrerin, Mara Schwäbe, hereinführen. Sie soll in diesem Gottesdienst für das Amt als Pfarrerin der Evangelischen Kirche von Westfalen, offiziell durch die Superintendentin Martina Espelöer, ordiniert werden.

Pfarrerin Mara Schwäbe

„ach zieh mit Deiner Gnade ein, Dein Freundlichkeit auch uns erschein“

Noch im Stehen, erklingt das Lied „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“. In seiner Sangesfülle, glaubt man der Gemeinde die Sehnsucht und vor allem die beginnende Gewissheit abzuspüren, dass der über die vergangenen Jahre ablaufende Prozess der Umstrukturierung und des Neuanfangs durch die Besetzung der Pfarrstelle im Inter-Pastoralen-Team (IPT) seinen Ankerpunkt gefunden hat. Es ist der „Heiland aller Welt zugleich, der Heil und Leben mit sich bringt“, auch für diese Gemeinde.

„O wohl dem Land, o wohl der Stadt, so diesen König bei sich hat“

„Altena ist der Nabel, wenn nicht der Welt, so doch der Evangelischen Kirche von Westfalen. Und das ist durch ihre Bereitschaft geschehen, Doppelstrukturen abzugeben, aus drei eine Gemeinde zu schaffen und als erste Gemeinde in der EKvW ein Inter-Pastorales-Team zusammen mit ihrer Gemeindeschwester aufzubauen und einzuführen. Und mit ihrem ersten IPT sind sie anderen ein Beispiel geworden.“ Auch wenn diese Worte der Superintendentin erst in ihrem Grußwort von ihr gesagt worden sind, so nehmen sie doch auf, was bei dieser Ordination mitschwingt.

Denn einiges ist, gerade auch mit und durch Pfrn. Mara Schwäbe gemeinsam im Team mit Nina Wetzstein und Pfr. Wolfgang Kube und in der Zusammenarbeit mit der Gemeindeschwester Claudia Sauer, neu entstanden und im Werden begriffen.

Dabei war sie sich nicht sicher, ob sie wirklich das Zeug hat, Pfarrerin zu werden. „Ich habe meinen damaligen Pfarrer gefragt, ob er sich vorstellen könne, dass ich Pfarrerin werde?“, erklärt sie in ihrer Predigt. Auch in der Jugendarbeit in der Creativen Kirche Witten, aus der sie kommt, hat sie diese Frage einigen Weggefährt*innen gestellt und auch dort die Antwort bekommen: „Ja, Du kannst das und Du wirst das gut machen!“

„eu’r Herz zum Tempel zubereit“

Begegnungen mit vom Glauben erfüllten Menschen, die gelebte Liebe und Hoffnung in der Gemeinde, haben sie bestärkt und sind ihr Motivation und Vorbild geworden. Und dann die sich immer wieder neu eröffnenden Worte der Bibel, die die Hoffnung auf die Botschaft der Versöhnung, der Barmherzigkeit und des Friedens genährt haben, sind zur Grundlage ihrer Entscheidung geworden. Vielleicht hat ihr Konfirmationsspruch dazu beigetragen, ein Satz, den Gott zu Josua, dem Anführer der Israeliten, sagt, als dieser seine Aufgabe antritt und ist für Mara Schwäbe Zuspruch und Anspruch geworden: „Siehe, ich habe dir geboten, dass du getrost und unverzagt seist. Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.“ Jos. 1,9

„meins Herzens Tür dir offen ist.“

Es braucht schon ein echtes Durchhaltevermögen und Menschen, die einen ehrlich und offen auf dem Weg begleiten, beraten und tragen. Vor allem braucht es Kraft und den Zuspruch, den man sich nicht selber geben kann. Viele Türen müssen geöffnet werden, vor denen man mit Hoffnung und manchmal mit Aufregung und ggf. auch Zittern wartet. Denn es ist ein langer Weg bis zu diesem Tag, der Ordination zur Pfarrerin in der Evangelischen Kirche von Westfalen. 10 Jahre sind vergangen bis zu diesem Tag, an dem die Superintendentin und eine Gruppe von Vertreter*innen aus dem Synodalvorstand des Kirchenkreises, dem Bevollmächtigten-Ausschuss der Ev. Trinitatis-Kirchengemeinde Mark, Freund*innen und Weggefährt*innen Mara Schwäbe die Hände zur Einsegnung in das Amt als Pfarrerin auflegen können. Ein heiliger Moment, in dem Unverfügbares geschieht, der ihr vor allem zusagt: „Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, die niemand zuschließen kann; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet.“ Off. 3,8

„Dein Heilger Geist uns führ und leit …“

Nach Abschluss von Studium und Vikariat kann man sich zwar auf eine freie Pfarrstelle bewerben, doch die Wahl trifft nach Vorstellung in der Gemeinde und Begutachtung verschiedener Aufgaben, das Presbyterium. Und wenn es zu dem Schluss gekommen ist:  Sie soll für uns diesen Dienst übernehmen, beantragt das Presbyterium auch die Ordination, die durch die Superintendentin geleitet wird.

„Ich habe heute die Freude und die Ehre, Sie in den Auftrag der lebenslangen Wortverkündigung der Hoffnung, Freude und Barmherzigkeit, die durch Jesus Christus uns gegeben ist, zu ordinieren.“ Mit diesen Worten begann die Superintendentin die öffentliche Beauftragung zur Verkündigung und Durchführung von vielfältigen Amtshandlungen, wie Taufe, Trauung, Beerdigung etc..

Doch es war wohl die besondere Beauftragung in der Stellenausschreibung, die Mara Schwäbe bewogen hat, sich hier nach Altena auf diese Pfarrstelle zu bewerben. Neue Formen und Anlässe für Kasualien soll sie entwickeln und ausprobieren über die „big four“ (Taufe, Konfirmation, Trauung und Bestattung), wie die Superintendentin sie nannte, hinaus. Möglichkeiten Menschen auf ihrem Lebensweg an entscheidenden Weichenstellungen zu begleiten und zu stärken, denn da wo Segen gespendet wird, finden Menschen auch Heimat.

„Er ist die rechte Freudensonn, bringt mit sich lauter Freud und Wonn.“

Mara Schwäbe hat als Pfarrerin ihre neue Heimat gefunden. Das ist an der zahlreichen Teilnahme der Gemeinde und dem großen Zuspruch im Gottesdienst zu spüren, der feierlich vom Projektchor unter der Leitung von Uwe Schiemann mit mehreren Beiträgen bereichert wurde, der Gitarrenbegleitung von Elias Wick, sowie die liturgische Gestaltung durch Nina Wetzstein, Claudia Sauer, Noelani Gasso-Romero,  Pfrn. Gudrun Vogel, Pfr. Bernd Langejürgen und der Superintendentin Martina Espelöer.

Noch deutlicher wurde der Zuspruch und die Freude über die neue Pfarrerin dann beim anschließenden Empfang im Gemeindehaus. Außer der Grundaussage Vieler: „Wir freuen uns, dass wir Dich haben!“, häuften sich viele schöne Beschreibungen aus einer Umfrage unter Gemeindegliedern und in den Grußworten, die auf eine lebendige Zukunft einer, wenn auch schrumpfenden Gemeinde hoffen lassen. Pfrn. Schwäbe zeichnet sich aus durch: Freundlichkeit, Offenheit, Unbekümmertheit, lebhafte und bildreiche Predigten, ist eine echte Teamplayerin, hat Ideen und Visionen, ist herzlich, großzügig, empathisch, motiviert und motivierend, hat Durchhaltekraft, Mut und hält die Flamme am Brennen!

„Dem Namen dein, o Herr, sei ewig Preis und Ehr.“

Da wundert es nicht, dass alle gemeinsam zum Abschluss aus tiefstem Herzen das Lied mit gegenseitigem Handauflegen sagen: „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein“, bevor die Einladung zum Festessen ausgesprochen wurde. Um die Speisen ganz nach Art einer „Ruhrgebietsfrau“ anzurichten, war auf dem Vorplatz zwischen Gemeindehaus und Kirche ein extra Küchenstand aufgebaut und es gab: Currywurst (auch vegetarisch) mit Pommes.

Bernhard Laß

Bernhard Laß

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