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Das war deutlich – Einführung von Anthea Haacke

„Endlich kommt wieder Leben in das Gemeindehaus“ hörte man am Rande des Einführungsgottesdienstes immer wieder. Die Kirche war fast vollständig gefüllt mit Besuchern. Die Gemeinde hatte „alles aufgeboten“, um „ihre“ neue Pfarrerin in Vollzeit willkommen zu heißen.

Aus persönlichen Gründen war Superintendentin Martina Espelöer verhindert, sodass Pfarrer Tom Mindemann aus dem Kreissynodalvorstand sie kurzfristig vertreten hatte.

Beschlossen am 31. Mai 2023

Nach der Verlesung des Presbyteriumsbeschlusses in der Urkunde vom 31. Mai 2023 und der Berufungsurkunde stellte Tom Mindemann zunächst dem Presbyterium und dann der Gemeinde die wichtige Frage, ob sie hinter der neuen Pfarrerin stehen und sie unterstützen werden.
Beide Male war mit Inbrunst und kräftiger Stimme zu hören: „Ja, mit Gottes Hilfe.“ „Das war deutlich“ stellte Pfarrer Mindemann erfreut fest. 

Pfarrerin Anthea Haacke wurde mit diesem Akt zum 01. August 2023 in das Pfarrverhältnis auf Lebenszeit aufgenommen. Anthea Haacke wurde geboren am 05. Juli 1991. Mutter und Vater sind Pfarrer. Anthea Haacke weiß also genau, was ihren Beruf ausmacht. Aufgewachsen ist sie in Iserlohn in der Versöhnungsgemeinde. Ihr Probedienst in Schwerte endete gerade. Sie wünschte sich ihre berufliche Zukunft in Iserlohn. Nun wird sie mit ihrem Ehemann Tim Haacke in das Pfarrhaus der Evangelischen Kirchengemeinde Letmathe einziehen und ihre erste verantwortliche Pfarrstelle antreten. Vielleicht mit einem anderen spirituellen Dialekt.

Nicht allein

Pfarrkollege Tom Mindemann signalisierte ihr in der Einführungsrede: Sie ist nicht allein. Die Gemeinde und das Presbyterium stehen ihr zur Seite mit zahlreichen hochmotivierten und engagierten Ehrenamtlichen. Zudem gibt es im Kirchenkreis Iserlohn viele Personen in ähnlicher Rolle an anderen Orten. Und: „Da ist zuallererst Gott“. Hier griff er die Worte der von ihm zu vertretenden Superintendentin auf mit dem Psalm 22,5, der Tageslosung für den 6. August 2023: „Dir haben unsere Väter vertraut, sie haben vertraut und wurden gerettet.“

Das Erbe der Hoffnung, das hält, das trägt.- „Hoffen wir?“, so ließ Superintendentin Espelöer fragen und die Antwort folgte sogleich: „Natürlich, ich halte doch fest an der Hoffnung, u. a. für den Kirchenkreis, die Ökumene. Das Schwere wird überstanden sein Futur II“. Der Text von Martina Espelöer weiter: „Unsere Mütter und Väter hofften und deswegen zeigte Gott ihnen den Weg. Nur deshalb können wir heute diese Einführung feiern.“

„Himmelwärts“

Es folgte ein Vortragslied, das ihr Ehemann Tim Haacke getextet und komponiert hatte. Seit ihrer Jugend sind sie ein Paar. „In vielen selbstgeschriebenen Liebesliedern habe ich um Anthea geworben. Sie hat mich geheiratet.“ Für diesen Gottesdienst hatte er sich einem Vers aus dem Predigttext zugewandt: „Himmelwärts“ lautete der Titel seines Liedes. Im Text ernst gehalten, spiegelt es seine Gedanken und Gefühle dazu wider. „Also richte ich meinen Blick himmelwärts und bete: Schenk mir ein weises und verständiges Herz. Schenk mir ein weises und hörendes Herz.“ Der für den 6. August 2023 empfohlene Predigttext steht geschrieben in 1. Könige 3,5-15: 

„Salomos Bitte um Weisheit“

Pfarrerin Anthea Haacke begann ihre Predigt dazu mit einer Frage an die Gemeinde: „Kennen Sie das Sams noch?“ Die Hauptfigur in der Kinderbuchreihe von Paul Maar wurde 1973 bekannt mit Erscheinen des ersten von 11 Buchbänden. Das Sams trägt einen Taucheranzug, ist erkennbar an der Rüsselnase, roten Borstenhaaren, Froschfüßen, prallrundem Trommelbauch und das Wichtigste an ihm: Die blauen Wunschpunkte. Aus ihrer Kindheit kennt Pfarrerin Haacke alle Bände. Und hat damals über die seltsamen und unsinnigen Wünsche von Herrn Taschenbier gelacht. In dieser Predigt fragte sie sich und die Gemeinde, welchen einen Wunsch wohl jeder hat. Denn wie im Predigttext König Salomon einen Wunsch frei hat an Gott wird erkennbar, dass dieser eine Wunsch eines Jeden zum „Charaktertest“ wird, gab die Pfarrerin zu bedenken. 

König Salomon wünschte sich ein „hörendes Herz“ von Gott. Anthea Haacke hieß ihre Zuhörer, sich für zehn Sekunden die Ohren zuzuhalten. Danach spiegelte sie: „Die meisten Gäste haben sich dabei rund gemacht und nach ihnen gekehrt. Im Alltag überhören wir manchmal gerne Dinge, blenden das „Hintergrundrauschen“ aus. Hören wir aufmerksam zu, so richten wir uns auf, nehmen eine offene Haltung ein. Das macht etwas mit uns.-

„Hörendes Herz“

Auf wen möchte Salomo hören? Naheliegend ist: Auf Gott. Er möge ihm helfen, damit er ein guter König sei“. – „Nein, ich bin nicht die neue Königin von Letmathe“, so Anthea Haacke. Seine Situation sei wie die ihre: Sie stehe am „Neu-Anfang“. Das passiere jedem von uns immer wieder im Leben, ergänzte sie. Es ginge darum, nicht nur auf Gott zu hören, sondern auch auf die Menschen, die Ratgeber, sie zu Wort kommen zu lassen. „Ich wünsche mir, dass wir einander zuhören, zusammen viel Lebenserfahrung für die Zukunft unserer Kirche einbringen. Dass wir auch auf die Natur, die Tiere, die Umwelt hören. Wir sollen hinhören, um zu spüren, wie mächtig Gott ist und die Schöpfung bewahren. 

Hinhören macht weise, vermutlich auch glücklich. Leider oder vielleicht zum Glück hat mich Gott nicht im Traum gefragt. Wer weiß, was ich geantwortet hätte. Hier stimme ich Salomo zu und bitte Gott um das hörende Herz.“  

Eva Kirchhoff, erste stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Iserlohn, hieß Pfarrerin Haacke in ihrer ersten verantwortlichen Pfarrstelle willkommen. Viele Ehrenamtliche würden sie in ihrer Verantwortung stärken und unterstützen: Eine Pfarrperson stelle sich hohen Anforderungen, solle immer „da“ sein, stets Rat wissen. Eine Person, die dies zu leisten vermag, müsse wirklich von Sinn und Wirkung überzeugt sein. Nun gelte es, das Vorgefundene auszubauen und den eigenen Stil zu finden. Die christliche Botschaft bleibe dabei unverrückbar. Eva Kirchhoff fuhr fort: „Viele wenden sich von der Kirche ab. Viele stellen sich existenziell-philosophische Fragen, suchen Spiritualität.- Kirche ist überall: Im Ehrenamt, in den Seniorenheimen, Kindergärten, Pflegeeinrichtungen, Tafeln, Beratungsstellen, …. Kirche spielt zudem eine wichtige Rolle in der Politik, z. B. mit Themen wie Toleranz, Nachhaltigkeit, Klimaschutz.“ Der Blick auf das Positive werde Pfarrerin Haacke helfen, diese Gemeinde zu halten, zu gestalten und zu lenken. „Sie als Pfarrerin begleiten das gesamte Leben: Von der Taufe über die Hochzeit bis zu der Beerdigung. Der IKZ brachte es am 1. August auf den Punkt: „Mit einer jungen und vor Tatendrang strotzenden Pfarrerin kann aus dem Gegenwind aber schnell Rückenwind werden.“     

Weitere Grußworte wurden an die neue Stelleninhaberin gerichtet, umrahmt von der hoffnungsvollen Musik des Gospelchors unter Leitung von Hubert Schmalor, an der Orgel Christian Otterstein, am Saxophon Klaus Bergmann.

Pfarrerin Birgitt Johanning versicherte Anthea Haacke: „Man kann es hier in Letmathe als Pfarrerin gut aushalten“. Sie muss es wissen: Am 20. August wird sie in den Ruhestand verabschiedet in der Friedenskirche Letmathe.

Pfarrerin Haacke sprach das Tischgebet noch in der Kirche, da die vielen Besucher im Gemeindehaus sich auf mehrere Räume und auf die Sitzgelegenheiten im Hof verteilen würden. Die Fröhlichkeit setzte sich in munteren Gesprächen rund um die Kirche fort.

Bettina Pelters

Bettina Pelters

Autorin