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Christen als Brückenbauer

Landrat Marco Voge, Superintendentin Martina Espelöer, Dechant Andreas Schulte, Dekanatsreferentin Gaby Iserloh und Katja Pischke, Leiterin des Jugendreferats, teilen Sorgen aber auch Hoffnung, wie im Pressegespräch deutlich wurde. Foto: Annabell Jatzke

Von langer Hand war der Jahresempfang des Evangelischen Kirchenkreises Iserlohn im großen Saal des Varnhagenhauses geplant, alle Beteiligten hatten sich auf den Gesprächsaustausch und die Begegnung gefreut – umso bedauerlicher war letztendlich die Absage, die mittlerweile zweite. Die Corona-Pandemie lähmt das gesellschaftliche Leben. Auf einen Gesprächsaustausch in kleinem Rahmen wollte Superintendentin Martina Espelöer dennoch nicht verzichten und so lud sie die katholischen Glaubensbrüder und Landrat Marco Voge stattdessen zu einem Gespräch mit der Presse ein. Von katholischer Seite nahmen daran Dechant Andreas Schulte sowie Gaby Iserloh, Jugend- und Familienreferentin des Dekanats Märkisches Sauerland, teil. Außerdem war die evangelische Jugendarbeit mit der neuen Leiterin des Jugendreferats Katja Pischke vertreten.

Superintendentin und Gastgeberin Martina Espelöer unterstrich zu Beginn bei ihrer Begrüßung, wie wichtig ihr die Pressekonferenz sei. Man habe sich entschlossen dennoch mit den gemeinsamen Themen wie Corona-Pandemie, Flut und Ökumene an die Öffentlichkeit zu gehen. Kirche, Gesellschaft und Politik sitzen in einem Boot.

„Wir als Kirche stehen für Verständigung und Frieden“, so Espelöer. In diesen schwierigen Zeiten sei es mehr denn je wichtig, einander zu zu hören und der Spaltung der Gesellschaft entgegenzuwirken. Bei der Flut habe sich gezeigt, wie groß der Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft vor Ort ist.

Landrat Marco Voge, selbst bekennender gläubiger Christ, war für den Jahresempfang als Gastredner eingeplant. Beim Pressegespräch umriss er, was eigentlich vor großem Auditorium thematisiert hätte. Seinen Ausführungen gab er den Titel „Brücken bauen“, auch in Anspielung an die marode Brücke der Autobahn 45. Aber auch in Bezug auf Corona, Hochwasserkatastrophe und die Situation der Kinder und Jugendlichen gilt es Brücken zu bauen. Ohne Brücken, ganz gleich in welchen Sinn, sind viele Prozesse schwieriger. Die Krisen der Vergangenheit hätten dazu beigetragen, dass die Menschen dünnhäutiger würden. Dem gilt es mit Solidarität entgegenzuwirken. Aber nicht nur vor Ort sei die Zerrissenheit der Gesellschaft spürbar. Diese Kluft gilt es mit Brücken und sich aufeinander zu zu bewegen zu schließen.

Dechant Andreas Schulte knüpfte an diesen Gedanken an und sprach von einer Vielfalt, die zur Einigkeit zusammengeführt werden möchte. Zusammen mit Dekanatsreferentin Gaby Iserlohn führte er aus, was die Katholiken vor Ort derzeit bewegt. Die beiden stellten das „Zielbild 2030+“ des Erzbistums Paderborn vor, denn auch nach der Corona-Pandemie muss es schließlich weitergehen. Trotz aller anstehenden Herausforderungen gilt es dabei, den Menschen nicht aus den Augen zu verlieren. „Kirche muss bei den Menschen sein und bleiben“, so Schulte, der sich auch erhofft, dass Frauen zukünftig in der katholischen Kirche eine Chance haben, Veränderungen in die Hand zu nehmen. Der Missbrauchsskandal und die Diskussion um queere Menschen in der katholischen Kirche wurde auch am Rande gestreift.

Katja Pischke als Leiterin des Jugendreferats ging auf die aktuelle Situation ein. Mitten in der Pandemie gilt es auch die Langzeitfolgen für Kinder und Jugendliche nicht zu unterschätzen. Die nachwachsende Generation hat es laut Pischke derzeit schwer, sich zu entwickeln, fehlen doch soziale Kontakte. Psychische Erkrankungen unter der Jugend nehmen momentan merklich zu. In solchen Krisen ist es wichtig, auch Hoffnung zu säen und dass alles versucht werde, im Sommer Freizeiten anzubieten.
„Es stimmt froh, dass wir das tun, was wir tun können“, resümierte Superintendentin Martina Espelöer, die unterstrich, dass sich die Konfessionen viele Probleme teilen. „Schön, dass wir am selben Strang ziehen“, so Espelöer hoffnungsvoll.

Nach der Premiere des Gesprächsaustausches in diesem Kreis soll es auch zukünftig solch einen Meinungsaustausch geben und ein Netzwerk entstehen, das nicht nur sprichwörtlich über Gott und die Welt redet. Beide Kirchen verstehen sich als Ort der Begegnung, wo Frieden und Respekt vermittelt werden soll. Gemeinsam kann man ein Zeichen der Solidarität setzen und sich gegen eine Spaltung der Gesellschaft einsetzen.

von Annabell Jatzke