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Alles hat seine Zeit – Abschied von Pfarrer Thomas Gössling

„Alles hat seine Zeit, und jede Erfahrung hat ihren Augenblick“ unter diese Worte aus dem biblischen Buch des Predigers 3,1 hatte Pfarrer Thomas Gössling am letzten Sonntag im Oktober seinen Abschied gestellt. Voll wurde es in der St. Johannis-Kirche, alle wollten sich von „ihrem Dorfpfarrer“ verabschieden. Als Ehrengäste konnten Superintendent Oliver Günther und Fürst Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg als Schutzpatron nebst Gattin begrüßt werden.

Die Besucher erwartete ein musikalischer und lebendiger Gottesdienst, der nicht hätte besser das Wirken von Thomas Gössling widerspiegeln können. Organist Johan-Ardin Lilienthal, die Kirchenband und der JohannisChor – sie alle bereicherten den Gottesdienst musikalisch und natürlich griff Thomas Gössling höchstpersönlich in die Saiten. Mit dem Hit „Ein Kompliment“ von den Sportfreunden Stiller setzte die Kirchenband ein Highlight zum Abschluss.

Nach 35 Jahren in Ergste stand Thomas Gössling ein letztes Mal als Gemeindepfarrer im aktiven Dienst auf der Kanzel. „Es braucht auch Zeit, zu realisieren, dass seine Zeit gekommen ist“, so der scheidende Pfarrer über seinen Abschied in den Ruhestand. Dann ließ er seine Zuhörer an den Gedanken teilhaben, die ihn und seine Ehefrau Bärbel seinerzeit beschlichen, als sie das erste Mal in Ergste waren. Im ersten Moment abgeschreckt, wollte man lediglich ein bis zwei Jahre durchhalten. Aber vielmehr ist Ergste kein Zwischenstopp geworden, sondern Heimat – was Familie Gössling zunächst niemals gedacht hätte. Natürlich haben es auch die Menschen vor Ort zu einer Heimat werden lassen. „Manche Familie habe ich durch ganz unterschiedliche Lebensphasen begleitet“, so Gössling. „Ich habe versucht viel zu geben“, beschrieb Gössling seinen Anspruch. Am Ende seiner Zeit stand ein ganz großes Dankeschön an alle, die ihn während seines Dienstes begleitet und ihm begegnet seien.

Superintendent Oliver Günther oblag es dann Gössling von seinem aktiven Dienst zu entpflichten und eine Ansprache im Gottesdienst zu halten. Er beschrieb Gösslings Zeit in Ergste unter anderem mit den Worten: „Eine Brücke des Vertrauens bauen, die trägt – das könnte vielleicht beschreiben, was Ihre Zeit hier als Pfarrer ausgemacht hat“.  In Gösslings Dienstzeit kam es laut Superintendent Günther zu „Momenten, in denen es zu echten Begegnungen mit Menschen kam.“ Gössling selbst hatte im Vorgespräch mit dem Superintendenten erwähnt, dass er sich wünsche, dass er sich das Staunen bewahren könne. Nach reiflicher Überlegung schloss sich dem auch Superintendent Günther selbst an. Das Staunen würde der Beter des achten Psalms zum Ausdruck bringen, welchen Superintendent Günther dem scheidenden Pfarrer mit auf den Weg gab.

Ein tosender Applaus, der nicht aufhören wollte, zeigte wie beliebt Pfarrer Gössling in Ergste war. Er selbst verstand sich als Dorfpfarrer, der viele Kontakte knüpfte. So auch zu Freiwilligen Feuerwehr Ergste, die es sich nach dem Gottesdienst nicht nehmen ließ, Gössling und Gattin in Feuerwehrauto ins Gemeindehaus zu chauffieren.

Im Gemeindehaus gab es dann nach einem Sektempfang und einer Stärkung diverse Grußworte. So verabschiedeten sich unter anderem die verschiedenen Gremien und Gruppen der Gemeinde mit herzlichen Worten von Thomas Gössling, für den das Programm des Empfangs bis zuletzt eine Überraschung war. Etwas Besonderes hatte sich auch der CVJM überlegt. Mit den Jugendlichen „zockte“ der scheidende Pfarrer eine Runde „Mario Kart“ an der Videospielkonsole.

Anstelle von Geschenken hatte sich Pfarrer Gössling angesichts seiner Verabschiedung Spenden für das Projekt „Streetwork Stadtpark“ gewünscht, was zeigt, wie verwurzelt er mittlerweile in Schwerte ist.

Die Sorge mancher Gemeindemitglieder, dass es zukünftig keine Gottesdienste mehr in Ergste gibt, hatte übrigens Michael Krabs, Vorsitzender des Presbyteriums, bereits allen im Gottesdienst zuvor genommen. „Wir werden jeden Sonntag einen Gottesdienst haben“, so Krabs, der ergänzte: „Ein Kapitel geht zu Ende, aber nicht unsere Geschichte!“. Vorerst wird das pastorale Vertretungsteam in Ergste einspringen. Verbindliches zur Nachfolge-Regelung über die Zeit ab dem 1. April 2025 kann momentan noch nicht gesagt werden.

Annabell Brock

Annabell Brock

Autorin