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Abschied von Pfarrer Rolf Neuhaus: Ein Tango-Tänzer verlässt die große Bühne

Zum 30. April tritt Pfarrer Rolf Neuhaus in den wohlverdienten Ruhestand. Daher fand jetzt in der Sundwiger Christuskirche die feierliche Verabschiedung und Entpflichtung durch Superintendentin Martina Espelöer statt.

Der 65-Jährige stammt gebürtig aus Bochum. Lange Zeit war er mit seiner Ehefrau Sonja Timpe-Neuhaus, die ebenfalls Pfarrerin ist, in Gelsenkirchen tätig. Weggefährten von damals wohnten selbstverständlich dem Abschied nunmehr auch bei.
Von dort zog es sie im Februar 2020 in die Felsenmeerstadt, wo sie sich eine Pfarrstelle teilten. Ihn reizte seinerzeit besonders die Mitarbeit in der Stadtkirchenarbeit mit ihrem Kulturprogramm. Der Wechsel erfolgte zu Beginn der Corona-Pandemie, mit der auch leider das Gemeindeleben streckenweise zum Erliegen kam.

„Drei Jahre Hemer – die sind aus der Sicht von heute wie im Fluge vergangen, liebe Gemeinde“, brachte Superintendentin Martina Espelöer auf den Punkt, was viele der anwesenden Gemeindemitglieder dachten. Den Wechsel nach Hemer beschreibt Neuhaus durchweg als Gewinn. Hier ist das Leben seiner Ansicht nach schöner, ruhiger, erholsamer und entspannter. „Beruflich erwarteten uns hier nicht so viele soziale Probleme“, so Neuhaus, der aber auch vorher gerne in Gelsenkirchen-Rotthausen gearbeitet hat. In Hemer hat Kirche laut Neuhaus mehr Selbstverständlichkeit.

„Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen“ aus dem Matthäus-Evangelium Kapitel 6, Vers 33, ist der Lieblingsbibelspruch von Neuhaus und zugleich auch der Trauspruch vom Ehepaar Neuhaus. Der Spruch begleitet ihn sein ganzes Leben. Im Festgottesdienst zum Abschied ging es aber um den guten Hirten. Neuhaus definierte was diesen überhaupt ausmacht und hinterfragte, ob das Bildnis heute noch aktuell ist. In seine Predigt bezog er die Konfirmanden mit ein und ließ sie ihre Erwartungen an den guten Hirten aufzählen. Die Menschen verglich Neuhaus mit Schafen, die nicht immer dem guten Hirten folgen wollen. „Können Schafe über Mauern springen?“, fragte Neuhaus, der sich selbst als unsportlich bezeichnete. Aber mit Gottes Hilfe sei alles schaffbar. Er wünschte sich ein gutes Miteinander zwischen Schafen und dem guten Hirten.
Dass er gar nicht so unsportlich ist, wie er behauptet, zeigte Neuhaus im weiteren Verlauf, als er zu den argentinischen Klängen vom Trio Jupp rundum Michael Flamme mit seiner Ehefrau im Kirchraum Tango tanzte. Musikalisch wurde der Abschiedsgottesdienst ansonsten von der Kantorei unter Leitung von Kantorin Meike Pape untermalt.

Wenn Neuhaus jetzt aus dem Dienst ausscheidet, hinterlässt er trotz seiner kurzen Dienstzeit in der Felsenmeerstadt Spuren. Neuhaus Impulse hat gesetzt. „Sie waren ein nahbarer Pfarrer, immer bei den Menschen mit ihren Ecken und Kanten – immer bereit, Ihre eigenen Ecken und Kanten mit einzubringen“, lobte Superintendentin Martina Espelöer.

Seine neugewonnene Freizeit möchte Neuhaus fürs Tischtennisspielen, das er für sich entdeckt hat, und für die Pflege des Pfarrgartens in Sundwig nutzen. Und das Kochen will er auch erlernen.

Sicherlich wird er auch das eine oder andere Mal nochmal in Erscheinung treten. So ist es denkbar, dass er vertretungsweise Gottesdienste übernimmt. „Ich kann mich nicht zurückhalten, wenn ich mitmache“, betitelt Neuhaus eine vermeintliche Schwäche. Er verspricht aber sich nicht in die Arbeit der verbleibenden Kolleginnen einzumischen. Weiterhin wird er aber die Homepage betreuen und beim Erstellen des Gemeindebriefes helfen. Auch haben die Konfirmanden schon angefragt, ob er noch eine Freizeit mit ihnen macht. Ebenfalls wird er, da er an den bisherigen Überlegungen zur Quartiersentwicklung beteiligt war, auch hierbei weiter mit Rat und Tat zur Seite stehen. Mit dem Ausscheiden von Rolf Neuhaus übernimmt seine Ehefrau nunmehr eine ganze Pfarrstelle.

Beim anschließenden Empfang gab es noch das eine oder andere Grußwort. So sprach auch Bürgermeister Christian Schweitzer. Wer Rolf Neuhaus kennt, der schätzt seine spontane, humorvolle Art und so hatte er als Schlusspunkt noch eine Überraschung parat. Seine Abschiedsworte präsentierte er als Rap und ließ die Gemeinde gleich mitmachen beim Sprechgesang.

Anstelle von Abschiedsgeschenken wünschte sich Pfarrer Rolf Neuhaus Spenden für Ashadeep, ein Projekt für Kinder und Witwen in den Slums von Mumbai in Indien.

Annabell Jatzke

Annabell Jatzke

Autorin