Iserlohn-Dahlsen. Lange nicht mehr hatte die Auferstehungskirche in Iserlohn-Dahlsen solch einen starken Besuch erlebt. Höchstens am vergangenen Heiligabend lag die Anzahl der Besucherinnen und Besucher höher als bei der Gemeindeversammlung der Christus-Kirchengemeinde am Montag, 24. März 2025, zu der das Presbyterium eingeladen hatte.
Was wird?
Gut 80 Personen konnte Pfrn. Bettina zu Beginn der Versammlung begrüßen. Sie wollten endlich wissen, was aus ihrer Auferstehungskirche, gleich neben dem Friedhof in Dahlsen, wird. Es ist ihre Kirche, in der viele von ihnen getauft, konfirmiert, getraut wurden oder auch Angehörige zu Grab getragen haben und die soll ihre Türen für immer schließen? Ein recht brisanter Anlass, der für einige ein echtes Reizthema war, denn niemand sollte ihnen ihre Kirche nehmen!
Doch die wachsenden Probleme und die zu erwartenden Maßnahmen, waren bereits in der Gemeindeversammlung am 12.11.2023 vom Presbyterium erläutert und im Gemeindebrief im Dezember 2023 angekündigt worden. Schon damals war die finanzielle und personelle Entwicklung der Kirchengemeinde mit ihren drei Kirchen in drei Bezirken thematisiert und die Gemeinde um Ideen gebeten worden.
Was ist?
Nun steht fest, die Auferstehungskirche in Dahlsen wird vom Kirchenkreis als sogenanntes „Abschiedsgebäude“ geführt und nicht nur die, sondern alle drei Kirchen der Christus-Kirchengemeinde stehen als sogenannte Vielleicht-Kirchen zur Disposition und müssen einer Zukunftsbestandsaufnahme unterzogen werden. Doch die Auferstehungskirche in Dahlsen hat einen sechsstelligen Sanierungsbedarf in allernächster Zeit und ist die am wenigsten frequentierte Kirche, was alle Nutzungen anbelangt.
Wie der gegenwärtige Stand ist, berichtete Johannes Schulte, der Vorsitzende des Presbyteriums und beschrieb die Entwicklungen im Kirchenkreis Iserlohn und der Christus-Kirchengemeinde in den vergangenen Jahren.
Alles wird weniger
So hat sich die Anzahl der Gemeindeglieder im Zeitraum von 1970 bis 2025 im Kirchenkreis auf 50 % halbiert und es wird weiterhin ein Rückgang auf dann nur noch 40 % im Jahr 2030 erwartet. Die Folge ist ein enormer Rückgang der Kirchensteuereinnahmen, wodurch die Finanzierung der Gemeindeaufgaben stark geschrumpft ist. Die Ausgaben können zurzeit nur noch zu ca. 80 % aus den Steuereinnahmen gedeckt werden. Weitere 10 % werden durch die Spenden gedeckt, die der Gemeinde u.a. durch ein freiwilliges Kirchgeld und Einzelzahlungen zufließen. Die restlichen 10 % müssen aus den Rücklagen entnommen werden. Doch die Entnahme wird voraussichtlich bei zurückgehender Spendenbereitschaft und dem weiteren Rückgang der Kirchensteuerzuweisung erhöht werden müssen und somit ist auch die Rücklage in wenigen Jahren aufgebraucht. Das zwingt dazu dauerhafte Ausgaben zu reduzieren.
Hinzu kommt, dass das stete Absinken der Gemeindegliederzahl auch zu einer Absenkung der Pfarrstellen, die der Gemeinde zustehen, geführt hat. Mit dem Weggang von Pfarrer Volker Horst steht ihr nunmehr nur noch eine halbe Pfarrstelle zu, die von Pfrn. Bettina Roth-Tyburski ausgefüllt wird. Die nächste Veränderung wird die Gemeinde hinnehmen müssen, wenn im kommenden Jahr auch Pfr. Bernd Neuser in den Ruhestand gehen wird, ohne dass eine neue Pfarrperson diese Lücke füllt. Und mit nur einer halben Stelle ist die Fülle an Gottesdiensten und der bisher erbrachten Seelsorgearbeit nicht mehr zu leisten, so dass die personelle und finanzielle Lage zu grundlegenden Veränderungen in der Gemeindestruktur führen muss.
Was den Gebäudebestand anbelangt gilt es nun in der nächsten Zeit eine Gewichtung und anhand vielfältiger Kriterien eine Bewertung vorzunehmen, welche der beiden anderen Kirchen, die Brunnenkirche in Lössel oder die Christuskirche am Roden die Zukunftskirche der Christus-Kirchengemeinde sein soll.
Zwischen Loslassen müssen und neue Ideen schmieden
Die Information, dass die Gemeindeleitung zur Abgabe der Auferstehungskirche keine Alternative mehr sieht und das Presbyterium Gespräche mit einem Träger aufgenommen hat, der aus der Auferstehungskirche einen Waldkindergarten machen möchte, führte dann aber zu einer hitzigen Debatte.
Zum einen könnte so ein Waldkindergarten zur Konkurrenz des bestehenden Kindergartens werden und dadurch würde die Region womöglich am Ende beide Kindergärten verlieren.
Zum anderen wurde der Verbleib der Kirche im Dorf als Zentrum des Glaubens angemahnt und es kam unter den Versammelten zu der Idee eines Trägervereins, der die Kirche kaufen und als Kirche mit Mehrfachnutzung weiterführen könnte.
Da diese Idee mit Vehemenz im Raum vertreten wurde, erklärten sich Pfr. Neuser, Pfrn. Roth-Tyburski und der Vorsitzende des Presbyteriums Johannes Schulte bereit, den Gemeindegliedern einen Zeitraum zur Entwicklung und zur Vorlage eines Konzeptes bis nach Ostern einzuräumen.
Die Gemeinde lebt
Am Schluss sagte Pfr. Neuser der Gemeinde im Pfarrbezirk zu, dafür zu sorgen, dass Gruppen, wie z.B. die Frauenhilfe weiter einen Ort zum Tagen bekommen und auch in Zukunft Gottesdienste in anderer Gestalt, wie auch schon praktiziert, z. B. auf dem Sportplatz, in Scheunen oder an anderen Orten gefeiert werden können.
Fest steht auch, dass es nicht die Steine sind, an denen der christliche Glaube hängt, sondern unser Leib der Tempel Gottes ist und die Christus-Kirchengemeinde zwei andere Kirchen hat, in denen Gottesdienste gefeiert werden, zu denen alle eingeladen sind.
Hervorzuheben ist auch, welch vielfältige, engagierte ehrenamtliche Arbeit in der Gemeinde in der Zusammenarbeit mit den anderen Hauptamtlichen geschieht. Sie trägt zur Aufrechterhaltung der Anzahl der Gottesdienste, der Gemeindeleitung, den unterschiedlichen Gruppen für Jung und Alt und an vielen anderen Stellen bei. Alle gemeinsam sorgen dafür, dass wir auch mit allen Veränderungen eine lebendige Gemeinde sind und bleiben.
Mit einer kleinen Hoffnung, aber auch mit Trauer, einem Hadern und etwas Unverständnis über die Entwicklung verließen die Menschen nach dem Segen durch Pfrn. Roth-Tyburski ihre Kirche. Kleine Grüppchen standen noch länger draußen vor der Tür und berieten über die Entwicklung und die neue Idee eine Kirche zu übernehmen.
Aber noch ist nicht Schluss an der Auferstehungskirche, denn am Sonntag, dem 27. April 2025, findet hier um 11.00 Uhr ein Picknick-Gottesdienst für alle statt, zu dem hiermit herzlich eingeladen wird.
Text und Foto: Bernhard Laß