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Unterwegs. Zuhause

Abschieds-Gottesdienst von Pfarrerin Mirjam Ellermann

„Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf all deinen Wegen“ Psalm 91 war der zentrale Text der Verabschiedung. Die Versöhnungsgemeinde verabschiedete einen „Engel“, der am 18. Oktober 2015 hier seinen Pfarrdienst begonnen hatte.

Alle waren sie gekommen, um an diesem Tage Pfarrerin Mirjam Ellermann zu verabschieden in neue Aufgabengebiete. Bürgermeister Michael Joithe mit Frau, Superintendentin Martina Espelöer natürlich, Gemeindereferentin des katholischen Pastoralverbundes Susanne Knufmann, Pfarrer Jürgen Löprich, Pfarrer Dirk Ellermann natürlich und viele andere Bekannte aus Stadt und Gemeinden. Die Kirchenmusikdirektoren Ute und Hanns-Peter Springer hatten mit dem Popchor

„Rise up“ ein abwechslungsreiches und buntes Musikprogramm zusammengestellt.

In diesem Chor singt Pfarrerin Mirjam Ellermann für gewöhnlich ebenfalls, auch künftig- doch an diesem Tag wurde sie von „ihrem“ Chor mit musikalischen Freuden „beschenkt“.

Aufbruch

Pfarrer Dirk Ellermann resümierte: Seit gut 7 ½ Jahren hatte sie die Gemeindearbeit in der Versöhnungsgemeinde mit ihrer unverkennbaren „Handschrift“ geprägt: Tauffeste, Konfi-Arbeit, kreative Gottesdienste in Kindergärten, Schulgottesdienste, Sternsinger, lebendige ökumenische Gemeindearbeit- die Liste ließe sich leicht fortsetzen.

Vertraut den neuen Wegen

Das KMD-Ehepaar Ute und Hanns-Peter Springer brachte dies musikalisch auf den Punkt mit Lied 395: „Vertraut den neuen Wegen, auf die der HERR uns weist.“

Pfarrerin Mirjam Ellermann brachte in ihrer Predigt Erfahrungen aus ihrer neuen Tätigkeit als Schulpfarrerin mit ein. Matea ist Schülerin der „Mosaik-Schule“ in Lüdenscheid. Im Klassenraum sprach sie kein Wort. Dafür erhielt Mirjam Ellermann bereits nach 45 Minuten Unterricht von ihr ein selbstgemaltes Bild, in dem die beiden davon zu fliegen scheinen.

Traum und Himmelsleiter

Jakob legte sich auf der Flucht vor seinen Eltern und dem Bruder Esau im Freien schlafen und schob sich ein Steinkissen unter den Kopf. Jakob träumte. Er sah die Himmelsleiter, auf der ohne Unterlass Engel den Weg zur Erde und zum Himmel nahmen.

Mirjam Ellermann muss manchmal raus unter den Himmel.  Dort sortiert sich für sie ganz viel.

„Meine Himmelsleiter waren Menschen, die mich im letzten Jahr „ausgehalten“ haben, obwohl ich nichts sagen durfte oder konnte. Schulreferentin Katharina Thimm z. B. hat meine ungeduldigen Fragen ausgehalten, wenn ich wieder fragte, ob dieser Stellenwechsel wohl gelinge und wann wohl eine Entscheidung zu erwarten sei. Hab herzlich Dank dafür!“

Pfarrerin Ellermann weiter: Am 7. März habe sie von ihrem Tageskalender einen Screenshot gemacht: „So schön die ersten drei Sekunden nach dem Aufwachen, bevor einem alles wieder einfällt.“

Hier wohnt Gott

Sie schaute zu Jakob: Er erkannte nach dem Aufwachen: Hier wohnt Gott. Bis dahin hatte er es nicht gewusst. Durch den Traum hatte der Stein über Nacht für ihn eine andere Bedeutung bekommen. Nun aber nahm Jakob sein „Steinkissen“, stellte ihn als Steinmal und goss Öl darauf. Dann gab er dem Ort den Namen Bet-El (Haus Gottes).    

Das „Haus Gottes“ sei überall führte Mirjam Ellermann aus: „In den Slums von Manila entdeckte ich es. Und als ich wochenlang den Weg zur Intensivstation ging zu meinem kranken Vater erkannte ich: Auch hier wohnt Gott.“ Sie fuhr fort:

Das „Haus Gottes“ bedeute Geborgenheit. Auch mitten im Aufbruch zu neuen Wegen sei es unser abrahamitisches Erbe: „Das sind wir alle, die wir unterwegs sind, deren Ziel unser neues Zuhause ist, die ewige Heimat im Reich Gottes. Unser Weg zur Zukunft. Unterwegs. Zuhause. Bitte segne unsere Schritte auf unserer Lebensreise. Amen“

Kirchenkreis übergreifend gedacht

Superintendentin Martina Espelöer berichtete, Pfarrerin Ellermann sei seit dem 1. Mai nun in zwei Schulen als Schulpfarrerin tätig: In der „Hundertwasser-Schule“ in Altena und in der „Mosaik-Schule“ in Lüdenscheid.  Zunächst galt es, Kirchenkreis übergreifend diese Anstellung möglich werden zu lassen in Zusammenarbeit mit dem Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg. Beide Kirchenkreise seien sich einig gewesen, dass evangelischer Religionsunterricht an Förderschulen notwendig ist. „Dies ist unser Beitrag zur Inklusion“, barrierefreier Zugang zu Glauben, der Brücken sprenge. Nun sei die Brücke auf der A 45 zwar gesprengt, aber es sei nach wie vor von oben zu lesen: „Brücken bauen“.

„Liebe Pfarrerin Ellermann, am 18. Oktober 2015 begannen Sie den Pfarrdienst in der Versöhnungsgemeinde“ berichtete Martina Espelöer. „Gerne lassen wir Sie den neuen Weg gehen. Gerne- naja.“ Viele in der Gemeinde würden sie nicht gerne gehen lassen, denn die Versöhnungsgemeinde hätte bereits Abschied nehmen müssen und weitere seien bereits absehbar, erläuterte die Superintendentin. Viele werden die Zuwendung der beliebten Pfarrerin vermissen, den

ganz besonderen Ton, die ganz eigene „Handschrift“.  Sie schaffe Vertrauen- gut erkennbar an Matea, die nach 45 Minuten ein selbst gemaltes Bild schenkt.

Bettina Pelters

Bettina Pelters

Autorin