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Schalom – Jesus bringt uns Frieden

Schwerte. Ein bisschen aufregend war es schon: Der Friedensgottesdienst am Ostermontag wurde vom WDR live als ARD-Fernsehgottesdienst übertragen. Drei WDR-Trucks an der Brückstraße und der Ü-Wagen links neben der Eingangspforte deuteten schon an, dass die Vorbereitungen zu diesem besonderen Ereignis „nicht ohne“ waren. In Gesprächen mit Produktionsleiter Dirk Piepenbring und Aufnahmeleiter Mark Freuer und Mitarbeitern aus den unterschiedlichen Teams und wurde deutlich, wie aufwändig und hochprofessionell die Organisation der Übertragung war, die dem Laien vor dem Bildschirm so einfach und „wie von selbst laufend“ erscheint. Neben dem Vorbereitungsteam der Evangelischen Kirchengemeinde Schwerte waren rund 55 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des WDR rund drei Tage lang damit beschäftigt, die Osterbotschaft in die bundesweiten Haushalte zu bringen. Neben der Koordination von Kameraführung, Licht, Hintergrundtechnik und der Live-Übertragung aus dem Ü-Wagen, mussten die musikalische Begleitung einstudiert, Genehmigungen bei der Stadt Schwerte eingeholt und der Ablauf im Ganzen abgestimmt werden. Pfarrer Tom Damm gestaltete mit Ilona Noss-Behler Liturgie, Gebete und Predigt. Die kirchliche Leitung auf der Medienseite hatte die Evangelische Rundfunkbeauftragte des WDR, Landespfarrerin Petra Schulze. Musikalisch unterstützt wurden die Mitwirkenden von der versierten Schwerter Kantorin Clara Ernst, Antigoni Chalkia (Sopran), Robin Grunwald (Tenor) und einer Band des WDR unter der Leitung von Mark Wiedersprecher und Torsten Reinbott, die nicht nur mit den bekannten Klassikern „Imagine“ von John Lennon und Yoko Ono und „Da berühren sich Himmel und Erde“ von Thomas Laubach und Christoph Lehmann bewegende Impulse gaben.
Ein entzündetes Lichtkreuz im Altarraum setzte als Friedenszeichen einen besonderen Akzent; ebenso wie der Vortrag von Nele Blase, Sprecherin des Schwerter „Bündnis gegen Rechts“, die sich mit einer Rezitation des Songtextes „Grenzen“ von Dota Kehr einbrachte.

Der gesamte Ablauf wurde minutiös in einem Drehbuch festgehalten, um den Gottesdienst so authentisch und ausdrucksstark wie möglich an die Menschen in ganz Deutschland auszustrahlen. Dies ist mehr als gelungen, wie sich aus Rückmeldungen einiger Besucherinnen und Besucher ergab, die sichtlich bewegt waren.

Zentrales Thema war die Bedeutung der österlichen Friedensbotschaft vor dem Hintergrund des derzeitigen Weltgeschehens. Pfarrer Damm und Ilona Noss-Behler sprachen die Zerrissenheit, die im Moment sicherlich viele Menschen beschäftigt, offen an: „Wir tun uns heute schwer, einfach nur fröhlich miteinander Ostern zu feiern. Denn wir sind mitten in einem Krieg, der Ost und West zerreißt.“ Die Parallelen der Ereignisse vor 2000 Jahren zur momentanen politischen Lage machen mehr als deutlich, wie aktuell Ostern immer noch ist: „Wir sehen verstörende Bilder von Kämpfen, von Raketen, die Wohnhäuser in Schutt und Asche legen und Menschen in Not und Angst zurücklassen. – Wir denken daran, wie es damals war: Die Verhaftung, Folterung und Hinrichtung Jesu hat seine Freundinnen und Freunde in Angst und Schrecken versetzt. Sie haben sich in einem Haus verschanzt und Todesangst gelitten.“ Einfühlsam machte Pfarrer Damm in seiner Predigt deutlich, was es bedeutet, diese Angst aushalten zu müssen und alles verloren zu haben: das Zuhause, den Alltag, den Beruf, die Familie. Und er lenkte den Blick auf die Hoffnung, die uns Jesu Auferstehung verheißt, gerade im Angesicht von Schrecken und Angst – „auch wenn sie nach Karfreitag klingt“, wie er es treffend formulierte: „Denn Ostern wird es dann, wenn in die Dunkelheit ein Licht fällt. Wenn in die Angst ein Hoffnungsfunke dringt. Wenn in Unfrieden hinein ein Friede spürbar wird.“ Dieses Licht sieht er in Gesichtern von Frauen, die ukrainischen Helfern mit Medikamenten und Essen nach der Belagerung um den Hals fallen; in Hilfsaktionen und der Dankbarkeit der Menschen, die davon profitieren; in Menschen, die Flüchtlinge aufnehmen und mit ihnen teilen. Auch heute komme der Auferstandene in unsere Mitte, durch das Licht der Osterkerze: „Jesus kommt in unsere Angst und Depression, er kommt in unseren Unfrieden und spricht Friede sei mit Euch!“ Ein umfassendes Schalom – auf diese Verheißung dürfen wir uns verlassen, auch heute.

Text & Foto von Heike Kiefer