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Raus in die Natur – Kinder sollen die Umwelt entdecken

Anette Peschel, bei der Stadt Iserlohn zuständig für Kindertageseinrichtungen, Undine Heidenreich, stellvertretende Leiterin des Jugendamtes, Pfarrer Tom Mindemann,  Andreas Beutler, stellvertretender Geschäftsführer vom Trägerverbund für evangelische Kindertageseinrichtungen im Kirchenkreis Iserlohn, und Projektassistentin Gudrun Köster (v.l.n.r.) verschaffen sich beim Betrachten der Pläne einen Überblick.

Raus in die Natur – Kinder sollen in der zukünftigen Park-Gruppe am evangelischen Kindergarten Ortlohnstraße die Umwelt entdecken

Iserlohn. Zwischen Linden, Kastanien, Buchen und Ahornbäumen entsteht an der Ortlohnstraße in Iserlohn jetzt ein besonderes Projekt: Der evangelische Kirchenkreis Iserlohn als Trägerbund für Kindertageseinrichtungen errichtet vor Ort eine Park-Gruppe am evangelischen Kindergarten.
Ende November fand der symbolische Spatenstich statt. Mit der Rodung des Geländes begannen die Arbeiten, wobei explizit unterstrichen wird, dass nichts groß verändert oder gebaut wird. Die Kinder sollen in der puren Natur betreut werden.

Das 620 Quadratmeter große Gelände angrenzend an den Ortlohnpark gehört der Kirchengemeinde. Bislang ist es Brachfläche beziehungsweise wird übergangsweise als Parkplatz genutzt. Als nun im Umfeld der Iserlohner Kindergärten nach Erweiterungsmöglichkeiten geschaut wurde, da es in Iserlohn ein deutliches Platzdefizit gibt, kam der Träger auf die Idee, eine Park-Gruppe zu errichten. So kann schnelle Hilfe beim Platzmangel angeboten werden, da bereits zum 1. August 2023 der Betrieb aufgenommen werden soll. Auch die Landeskirche freut sich, dass die Fläche und der angrenzende Park nun einen sinnvollen Nutzen haben. 

In Kooperation mit dem städtischen Jugendamt werden in der Park-Gruppe 20 Ü3-Plätze für Kinder zwischen drei und sechs Jahren geschaffen. Im Iserlohner Stadtgebiet handelt es sich um die erste naturbezogene Betreuungsform, die einer Waldgruppe ähnelt.

Den Schützlingen werden in der Natur vielfältige Erfahrungsräume geboten. Sie entwickeln so ein nachhaltiges Gespür für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur und Umwelt und bewahren letztendlich die Schöpfung. „In und von der Natur zu leben, zu spielen und zu lernen, kann die Kinder dazu bringen, auch in ihrem weiteren Leben bewusst mit Gottes Schöpfung umzugehen“, heißt es in der Projektbeschreibung.
Konsum, Überreizung und Lärm bleiben in der Park-Gruppe außen vor und die Kinder erleben ein paar Stunden Natur pur. Dabei lernen sie die Natur in ihrem Jahresverlauf kennen. Flora und Fauna im Frühling, Sommer, Herbst und Winter können noch einmal ganz anders entdeckt werden. Die Kinder können Erfahrungen, Eindrücke und Wahrnehmungen sammeln, die sie sonst im normalen Kindergarten-Alltag nicht in den Maßen vorfinden. Studien belegen, dass das Spiel in der Natur verschiedene Kompetenzen der Heranwachsenden wie beispielsweise Motorik, Sprachentwicklung, Problemlösung und Kreativität fördert. Hinzukommt, dass die Abwehrkräfte gestärkt werden.
Auch wenn die evangelische Kirche der Träger der Park-Gruppe ist, sind dort alle Kinder gleichermaßen willkommen, unabhängig von ihrer individuellen Entwicklung, geografischer, religiöser oder sozialen Herkunft, ihres Geschlechtes oder ob sie eine Behinderung haben.
Der Ursprung Waldkindergärten liegt in Dänemark. Dort verbrachte eine Mutter seinerzeit gerne mit den eigenen Kindern und Nachbarskindern Zeit im Wald. Seit Anfang der Siebziger Jahre gibt es nach diesem Vorbild in Skandinavien deshalb Waldkindergärten. In Deutschland entstand ein erster Waldkindergarten bereits 1969, Anfang der Neunziger Jahre erfolgte dann auch die staatliche Anerkennung und dies zog eine wahre Gründungswelle mit sich. Momentan gibt es bundesweit etwa 300 Waldkindergärten.
Bei Wind, Sonne, Regen oder Schnee werden sich die Schützlinge montags bis freitags von 7.30 bis 14.30 Uhr im Freien aufhalten. Wie sagt bereits das Sprichwort: „Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur die falsche Kleidung“. Matschhose, Regenjacke, festes Schuhwerk und „Zwiebellook“ zum Ausziehen sind daher gängige Kleidung in der Park-Gruppe. Ihr Frühstück, Snacks und Getränke zur Verpflegung bringen sich die kleinen Entdecker, die zusammen mit zwei pädagogischen Fachkräften und einer Ergänzungskraft die Natur erforschen, selbst mit.
Sollte das Wetter bei Sturm, Gewitter, Eisregen, Temperaturen unter -5 Grad oder anderen Gefahren, einen Waldbesuch nicht zulassen, bezieht die Wald-Gruppe Quartier in einem Not-Raum im Souterrain des Kindergartens, der jetzt im Dezember umgebaut wird. Dort befinden sich auch die sanitären Anlagen für die Wald-Gruppe.
Neben der Natur spielt in der Wald-Gruppe natürlich auch der christliche Glaube eine Rolle. Als christliche Einrichtung hat die religiöse Bildung für die bestehenden Gruppen des evangelischen Kindergarten Ortlohnstraße, mit denen eng zusammengearbeitet wird, und somit auch für die Park-Gruppe einen hohen Stellenwert. Den Kindern soll bewusst gemacht werden, dass Gott die Natur erschaffen hat. Mit verschiedenen religiösen Angeboten wird dies untermauert.
Alle Beteiligten freuen sich, wenn die Wald-Gruppe endlich startet. „Auch die Erzieher freuen sich“, weiß Andreas Beutler, stellvertretender Geschäftsführer vom Trägerverbund für evangelische Kindertageseinrichtungen im Kirchenkreis Iserlohn, zu berichten. Einiges ist noch zu tun, bevor dann die Schützlinge die Wald-Gruppe mit Leben füllen. Im Frühjahr wird das Gelände noch eingezäunt und außerdem wird derzeit noch beraten, ob es einen Unterstand, eine Hütte oder einen Bauwagen auf dem Gelände geben wird.

Annabell Jatzke

Annabell Jatzke

Autorin