Zum Inhalt springen

Pfarramtliche Verbindung als Chance für die nähere Zukunft

Ingo Figge erläuterte dem Publikum sachlich die nächsten Schritte. Foto: Annabell Jatzke

Nicht nur die katholische Kirche hat mit Kirchenaustritten zu kämpfen, sondern auch die evangelische Seite. Gemeinden verändern sich derzeit stetig und rasant. In Deilinghofen ist nachdem sich Pfarrer Manuel Janz Ende Oktober in den Ruhestand verabschiedet, die Pfarrstelle unbesetzt. Wird die Stelle in Zeiten von immer weniger Gläubigen neubesetzt? – Die Frage stellten sich die Gemeindemitglieder zuletzt. Jetzt keimt Hoffnung auf. Mit der Zusammenarbeit mit der Schwestergemeinde Balve kann die Stelle in der Stephanus-Kirchengemeinde neu ausgeschrieben werden.

Nach dem Sonntagsgottesdienst mit Pfarrer i.R. Wilhelm Gröne wurde zu einer Gemeinde-Info-Veranstaltung in den Saal des Martin-Luther-Hauses eingeladen. Das Presbyterium, allen voran der Vorsitzende Ingo Figge, wollte den interessierten Gemeindemitgliedern erläutern, was die Zukunft nun für die Gemeinde bringt.

Bereits bei der Wiederbesetzung der Deilinghofer Pfarrstelle vor acht Jahren hatte die Superintendentin Martina Espelöer mitgeteilt, dass nach dem Ruhestand von Pfarrer Janz aufgrund der Veränderungen der Kirchenmitgliedszahlen und dem schwindenden Pfarr-Nachwuchs ein Umdenken stattfinden müsse.

Im vergangenen Jahr zählte die Gemeinde noch 2200 Mitglieder, aber Prognosen für das Jahr 2035 verheißen nichts Gutes. Dann wird wahrscheinlich die Zahl der Kirchenmitglieder auf 1680 geschrumpft sein. Dies bedeutet dann, dass Deilinghofen nur noch 0,35 Pfarrstellen zustehen. Schon jetzt ist beispielsweise erschreckend, wie rückläufig die Zahl der Gottesdienstbesucher ist. An Heilig Abend waren es um 18 Uhr lediglich 45 Gläubige, die sich in der Stephanuskirche versammelten.

Durch die schwindenden Einnahmen aus Kirchensteuern und gleichzeitig steigenden Kosten für Personal und Gebäude sieht auch zukünftig die finanzielle Lage nicht rosig aus. Aber dieses Problem hat Deilinghofen nicht nur alleine. Ebenso quält alle auch die Tatsache, dass es immer weniger Theologie-Studierende gibt. Um alldem entgegenzuwirken werden interprofessionelle Pastoralteams, bestehend aus Pfarrern und Personen mit sozialkirchlichen Berufen, gebildet.

Eine Chance für Hemers Osten birgt sich in der Zusammenarbeit mit der Schwestergemeinde Balve. Wobei Ingo Figge explizit betonte, dass die Eigenständigkeit der Gemeinden erhalten bleiben soll. Der Prozess ist keinesfalls eine Fusion, sondern eine Zusammenarbeit – ein Bündeln der Kräfte. So wird es auch zukünftig ein Gemeindebüro mit Ansprechpartnern vor Ort geben.

In einer Power-Point-Präsentation wurde der Versammlung die voraussichtliche Entwicklung aufgezeigt. Das langfristige Szenario bedeutet, dass immer mehr Gemeindeglieder immer weniger Pfarrpersonen gegenüberstehen, was zu einer engeren Zusammenarbeit und später auch Fusion von Gemeinden führt. Pfarrer werden dann für mehrere Gemeinden zuständig sein.

Deilinghofen und Balve beschließen eine sogenannte „Pfarramtliche Verbindung“. Die bisherigen Einzel-Pfarrstellen in den beiden Gemeinden werden zu zwei Pfarrstellen innerhalb der pfarramtlichen Verbindung zusammengefügt. Die Personen, die die Pfarrstellen besetzen, sind dann für die pfarramtliche Versorgung beider Gemeinden zuständig. Erfreulich daran ist, dass Balve und Deilinghofen zusammen jeweils eine 100-prozentige Pfarrstelle mit einer Besetzung durch eine Pfarrperson und eine Stelle für eine für das interprofessionelle Pastoralteam befähigte Person ausschreiben und besetzen dürfen.

Als nächste Schritte sind jetzt die Ausarbeitung der Konzeption zur pfarramtlichen Verbindung sowie die Erarbeitung der Stellenausschreibungen geplant. Das Presbyterium fasst dann den Beschluss zur Verbindung, welcher von höherer Ebene genehmigt werden muss. Danach kommt es zur Personalauswahl durch ein gemeinsam besetztes Auswahlgremium beider Gemeinden und schließlich der Einführung der neuangestellten Personen. In weiteren Schritten wird dann die gemeinsame Zusammenarbeit umgesetzt. So treffen sich die Presbyterien beider Gemeinden zukünftig regelmäßig gemeinsam.

Zukünftig sind natürlich weitere gemeindeübergreifende Zusammenschlüsse nicht auszuschließen. Wenn Pfarrer in den Ruhestand gehen, ist eventuell ein Zusammenschluss mit Hemer und Ihmert fast unumgänglich. Dies wird aber frühestens 2027 der Fall sein, dann müsse erneut geschaut werden.

Nachdem Ingo Figge die Fakten erläutert hatte, blieb noch genügend Zeit für Fragen aus dem Plenum. Dabei wurde unter anderem nochmal betont, welch hohen Stellenwert die Ehrenamtlichen in der Gemeinde, gerade in solch einem Prozess, einnehmen. Ein Dank ging ebenfalls ans engagierte Presbyterium.

Figge beruhigte die Gläubigen auch: „Ein verlässliches Gottesdienst-Angebot ist beiden Gemeinden wichtig!“. Aus dem Plenum kam auch die Frage auf, was die Gemeinde als Gegensteuerungsmaßnahmen gegen die Kirchenaustritte unternehmen würde. Leider ist dies jedoch schwer zu beantworten.

„Da stecken auch Chancen drin“, so brachte es Ingo Figge zuversichtlich auf den Punkt. Er zitierte mutmachend aus dem Matthäus-Evangelium 28, 18-20. Darin heißt es, dass der Auftrag Jesu für seine Gemeinde bleibt.

Annabell Jatzke

Annabell Jatzke

Autorin