Drei evangelische Kirchengemeinden in Iserlohn – Erlöser, Johannes und Maria-Magdalena – machen sich auf den Weg zu einer zukunftsweisenden Zusammenarbeit. Die Presbyterien der drei Gemeinden haben jeweils einstimmig beschlossen, ab dem 1. Oktober 2023 eine „wechselseitige pfarramtliche Verbindung“ einzugehen.
Was hier in der Sprache des Kirchenrechts formuliert wird, hat Auswirkungen auf die Pfarrpersonen in den Gemeinden. Bekanntlich geht Pfarrer Dr. Gottfried Abrath zu Ende September d.J. in den Ruhestand. Pfarrerin Gabriele Watermann wird von der Maria-Magdalena- zur Erlöser-Gemeinde wechseln. Pfarrer Christian Mayer wird in der Maria-Magdalena-Gemeinde bleiben, Pfarrer Tom Mindemann in der Johannesgemeinde. Was sich für die drei verbleibenden Pfarrpersonen mit der pfarramtlichen Verbindung ändert ist, dass sie zukünftig als Team zusammenarbeiten und sich wechselseitig verlässlich vertreten. Also weg von der „Einzelpfarrstelle“ hin zum Teamwork oder wie Tom Mindemann es etwas salopp formuliert: „Ich hab Bock auf Team“.
Der Beschluss ist ein Meilenstein einer Entwicklung, die sich vor rund einem Jahr abzeichnete. Vertreter der Erlöser-Gemeinde gaben den Anstoß, wie Presbyter Ralf Micha erklärte. Mit Blick auf die zukünftige Pfarrstellensituation in der eigenen Gemeinde nahm man mit den beiden anderen Presbyterien Gespräche auf, die „freundlich, offen und konstruktiv“ geführt wurden. Ein Strukturausschuss aus Mitgliedern der drei Presbyterien wurde eingerichtet, der die pfarramtliche Verbindung vorbereitet hat. Im Gespräch betont Kirsti Bäcker, Presbyterin in Maria-Magdalena, man sei darauf zugegangen, „um selbst gestalten zu können“.
Gemeindearbeit weiter denken
Im Zusammenhang mit der pfarramtlichen Verbindung haben die drei Presbyterien einstimmig eine Kooperationsvereinbarung beschlossen haben, die ab 1.10. d.J. sowohl gemeinsame Arbeitsbereiche wie auch die für jede Gemeinde eigenen Aufgaben regeln soll. Eine Herausforderung für alle Beteiligten liegt in der Größe der zukünftigen pfarramtlichen Verbindung. Sie umfasst die Stadtteile Gerlingsen, Nußberg, Wermingsen, Iserlohner-Heide, Hombruch, Griesenbrauck und Sümmern mit rund 9.000 ev. Gemeindegliedern, eine Region, die sowohl städtisch wie auch dörflich geprägt ist.
Zu den gemeinsamen Aufgabenbereichen gehört ein Vertretungskonzept für Urlaub, Fortbildung etc. und verlässlich beerdigungsfreie Tage. An der konkreten Ausgestaltung wird noch gefeilt. Ein gemeinsames Gottesdienst-Konzept für die Sonn- und Feiertage im Sinne einer Verzahnung von Gottesdienstzeiten, so Christian Mayer im Gespräch, ist angedacht.
Gemeindearbeit weiter denken – nicht nur geographisch. Mit dieser Formel lassen sich weitere Arbeitsbereiche beschreiben, die die drei Gemeinden ebenfalls gemeinsam gestalten wollen: die Kinder- und Jugendarbeit einschl. der Konfirmandenarbeit wie auch die Arbeit mit jungen Erwachsenen. Dazu wird eine neue Stelle für einen Gemeindepädagogen oder Diakon (m/w/d) eingerichtet. Die Anstellungsträgerschaft liegt beim Kirchenkreis. Mittlerweile liegt in Absprache mit dem Jugendreferat eine Stellenbeschreibung vor. Eine Ausschreibung der Stelle erfolgt zeitnah.
Drei Gemeinden – ein Team
Wie in der Kooperationsvereinbarung beschrieben, bildet der Gemeindepädagoge mit den Pfarrpersonen das Interprofessionale Pastoral-Team (IPT). Ein vergleichbares Projekt gibt es im Kirchenkreis in der neu gegründeten ev. Trinitatis Gemeinde Mark in der Region Altena. In den drei Iserlohner Kirchengemeinden soll im IPT eine gemeindeübergreifende integrierte Konfirmanden- und Jugendarbeit entwickelt werden. Dabei sollen bestehende Arbeitsfelder nicht ersetzt, sondern ergänzt werden. Die Ausgestaltung der Arbeit mit jungen Erwachsenen gehört als Schwerpunkt zu den Aufgaben der Gemeindepädagogin. Die Arbeit des IPT wird, wie Gabriele Watermann im Gespräch betont, selbstverständlich mit den Presbyterinnen und Presbytern evaluiert.
Übrigens… die pfarramtliche Verbindung ist keine neue Gemeindegründung. Die Erlöser-, die Johannes- und die Maria-Magdalena-Kirchengemeinde bleiben eigenständig. Die drei Presbyterien werden sowohl einzeln wie auch gemeinsam tagen, die Beschlüsse werden in Bezug auf gemeinsame Arbeitsbereiche gleichlautend sein, aber kein Presbyterium kann durch andere überstimmt werden.
Text und Fotos: Karl-Heinz Struve