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Mit der Obersten Stadtkirche im 21. Jahrhundert ankommen

Die „task force“ bestehend aus zwei Vertretern des Presbyteriums, Presbyterin Kathi Fritz und Pfarrer Dirk Ellermann, der Architektin Silke Naaf (Architekturbüro Harder) und der Stabstelle Struktur und Entwicklung vom Kreiskirchenamt Sauerland-Hellweg, Ralf Gütting und Julia Syre

„Glücklich die Kirche, die den Menschen neue Zuversicht schenkt (…)“, heißt es in Psalm 1 nach Diethard Zils. Als dies im Gottesdienst im Wechsel Pfarrer und Gemeinde am Reformationstag in der Bauernkirche in Iserlohn gesprochen wird, hat der Psalm neben seinem reformatorischen Charakter wohl auch Bedeutung für die benachbarte Oberste Stadtkirche. Seit dem Beschluss des Presbyteriums der Ev. Versöhnungs-Kirchengemeinde im Jahr 2019 hat sich die Oberste Stadtkirche der Herausforderung, dem Glauben einen zeitgemäßen Raum und Zuversicht zu geben, angenommen. Nun sind die ersten Baumaßnahmen umgesetzt worden und die Sanierung der Iserlohner Stadtkirche hat begonnen (Die UK berichtete bereits).

Mit einem Besuch der Baustelle und durch Gespräche mit der „task force“, dem leitenden Projektteam der Renovierung, bestehend aus zwei Vertretern des Presbyteriums, Presbyterin Kathi Fritz und Pfarrer Dirk Ellermann, der Architektin Silke Naaf (Architekturbüro Harder) und der Stabstelle Struktur und Entwicklung vom Kreiskirchenamt Sauerland-Hellweg, Ralf Gütting und Julia Syre wird deutlich: Die Oberste Stadtkirche befindet sich mitten im Wandel und ist der Herausforderung gewachsen. Schon beim Ausräumen der Kirche und der Unterbringung von Kirchenbänken oder Musikinstrumenten bewies die Gemeinde Zusammenhalt und Engagement.

Kirche in ihrer Entwicklung

Das Gerüst steht, der Altar, das Chorgestühl, die Orgel und die Kanzel sind eingepackt, und die ersten Sanierungsarbeiten des ausführenden Malerfachbetriebs sind getan. In der Kirche liegen Schmutzschwämme, Farbeimer und eben alles, was man für eine Kirchensanierung braucht. Die neueste Entwicklung ist der Durchbruch des ehemaligen Küsterraums hin zum Innenraum der Kirche. Hier ist schon die Fläche für den Eltern-Kind-Raum zu erkennen, in welchem sich die Eltern in Gottesdiensten bei Bedarf mit Kindern zurückziehen können und über einen Monitor den Gottesdienst weiterverfolgen können. Im Gespräch mit dem Kreiskantor Hanns-Peter Springer wird deutlich: „Die Oberste Stadtkirche zukunftsfähig aufgestellt und wird ihr Charisma bewahren.“ Wie das bewerkstelligt werden soll, macht die Architektin Frau Naaf bei einer Besichtigung der Baustelle deutlich: „Ich höre häufig, die Kirche werde in neuem Glanz erstrahlen. Es ist nicht eine neue Kirche mit einem neuen Glanz. Es soll authentisch sein und wir arbeiten mit den historischen Substanzen. Bewusst schauen wir bei der Sanierung darauf, wie man die Historie der Obersten Stadtkirche bewahren kann und wo man ansetzt, um Neues einzusetzen und bewusst sichtbar zu machen.“ Als Beispiel sind hier die Kirchenbänke zu nennen. Pfarrer Dirk Ellermann, und Kantor Hanns-Peter Springer erläutern, dass die klassischen Kirchenbänke zum Großteil erhalten bleiben und mit einem neuen Anstrich versehen werden. Das Neue, was hier sichtbar wird, ist die Bestuhlung der ersten Reihen im Mittelschiff und unter der Seitenempore. „Ein Freiraum für verschiedene, flexible Gestaltungsmöglichkeiten entsteht, wo vorher Bänke waren“, so Ellermann.

„Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist“ (EG395)

Was man derzeit auch schon erahnt, ist die Erneuerung der Technik in der Kirche. Was bisher mit einem mobilen Mischpult und sichtbaren Kabeln für Konzerte oder Musicals geregelt wurde, soll nun mit moderner Technik und im Boden verlegten Kabeln geschehen. So erstrahlt nicht nur der Raum mit seinem neuen Anstrich, sondern wird auch in das Licht einer energieeffizienteren und steuerbaren Beleuchtung getaucht.

Nicht neu, aber sicherlich mit einer nötigen Reinigung wird auch die Orgel 2023 mit der sanierten Kirche in Glanz und Ton erstrahlen. „Jetzt, wo die Kirche auch saniert wird, wollen wir auch die Möglichkeit nutzen, diese reinigen zu lassen. 50 zuverlässige Jahre hat die Orgel ihren Dienst geleistet und es sei ihr gegönnt, nach 33 Jahren, der Nicht-Reinigung nun Ihren Glanz zurückzubekommen.“, so der Kreiskantor. Auch betont er die einhergehende konstruktive, attraktivere und vereinfachte Arbeit in der Kirche nach der Sanierung. Die dann erreichte Flexibilität in musikalischer Hinsicht ist ein erheblicher Fortschritt und es können neue Töne in einem hellen Raum erklingen. Einen Vorgeschmack hatte der Chor RiseUp! während einer Probe in der Zeit vor dem Gerüstbau. An einem Probeabend im September ging die Chorgruppe in die Kirche und erblickte bereits den verpackten Altar und die ersten Spuren der Sanierung. Mittendrin nun der Chor mit den Klängen der Verkündigung Gottes. „Ein magischer Moment, in welchem man die Zukunft der Kirche bereits spüren konnte“, so eine Teilnehmerin.

Zusammenarbeit für den Fortschritt  

Eine Vielzahl von Aufgaben bedarf einer guten Zusammenarbeit. Die Planung, Ausschreibung und Koordinierung der ausführenden Firmen liegt beim Architekturbüro Harder aus Hagen. Absprachen mit dem Architekturbüro und dem Bauherrn, der Versöhnungs-Kirchengemeinde Iserlohn geschehen unter Leitung von Ralf Gütting und Julia Syre von der Stabsstelle Struktur und Entwicklung des Ev. Kreiskirchenamtes Sauerland-Hellweg statt. Es gilt während der Sanierung Absprachen zum Denkmalschutz einzuhalten und Abstimmungen mit der Kirchengemeinde zu treffen. „Es ist großartig und wirklich fortschrittlich, bei einer solchen Sanierung auch jemanden aus dem Kirchenkreis mit seiner Expertise zur Verfügung gestellt zu bekommen. Das ist toll“, so Naaf.

Pfarrer Ellermann und Presbyterin Katharina Fritz sind dankbar über die Unterstützung der Gemeinde beim Ausräumen der Kirche und eine Vielzahl von Spenden. Die Organisation des Fundraisings, wurde führend von Pfr. Albert Henz übernommen. Pfr. Ellermann betont: „Wie sind dem Förderkreis der Bauernkirche sehr dankbar, dass wir nun jeden Sonntag Gottesdienst in der Bauernkirche feiern dürfen und dass auch die Konzerte, die das Kantorenehepaar Springer veranstaltet, in der traumhaft renovierten Bauernkirche einen würdigen Raum gefunden haben. In dieser Kirche ist bereits das möglich, was auch bald die Oberste Stadtkirche zu bieten hat. „Wir nutzen Sie gerne und fühlen uns auch hier wohl“, so Springer.

„Begeisterung für das, was kommen wird“

Dass die Sanierung der Kirche auch in der Gemeinde Vorfreude weckt, wird durch die Presbyterin Katharina Fritz deutlich, als sie sagt: „Es ist wirklich Begeisterung in der Gemeinde da für das, was kommen wird. Eine Kirche im und für das 21. Jahrhundert.“ Übereinstimmend betont auch Springer, dass es die modernisierte Oberste Stadtkirche eine Bereicherung für die Gemeinde und die Kirchenmusik im Kirchenkreis Iserlohn sein wird.

Das ist der Stand im September 2022 auf dem Weg der Sanierung der Stadtkirche in Iserlohn. Bewahrt und Zukunftsfähig – ein Projekt, das die Oberste Stadtkirche in das 21.Jahrhundert bringt.

Julia Alfringhaus

Julia Alfringhaus

Autorin