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„Ist da jemand“ – Holy Days für Konfis

„Ist da jemand“

24-Stunden-Aktion der Konfis vierer Gemeinden in Iserlohn

Samstag um 12 Uhr nahmen sie das Gemeindehaus in Besitz. 24 Stunden war es fest in der Hand von den Konfirmanden der Erlöser-, Johannes-, Maria-Magdalena- und Versöhnungsgemeinde Iserlohn.   

Gemeindediakon Daniel Stadie hatte ein spannendes Programm zusammengestellt zusammen mit seinen Teamern. Damit traf er in diesen unruhigen Zeiten wirklich genau den Nerv der Jugendlichen.

„Holy Days“

Die einmal jährlich stattfindenden „Holy Days“ sind eine 24 Stunden-Aktion, in denen zentrale Fragen aus dem Lebensumfeld der Jugendlichen einen neuen Blick erfahren.  Viele Jugendliche haben viele Kontakte, aber wenig tiefgehende Freundschaften. Viele sind Suchende, wünschen sich ernsthaftes Interesse an ihrer Person, Bestätigung, Bestärkung, Halt.

Die eigene Biographie ihres Glaubens betrachtend tasteten sie sich an hilfreiche, unterstützende Ansätze heran.

Workshop nach eigener Neigung aussuchen

Sie durften aus einer Palette Workshop-Angebote auswählen, einige Beispiele: Die Musik-Band erarbeitete sich Beiträge für den Abschluss-Gottesdienst. Bei den Jugendlichen seit Jahren „hoch im Kurs“ das Lied „Lighthouse“. Jesus ist das Licht, gibt Kraft. – Und diese Kraft, diesen Schwung legten sie bei der Aufführung dieses Songs in ihren Abschluss-Gottesdienst. Da blieb kein Zweifel.

Im Paper-Clip-Workshop setzten sie die Lesung von Lukas 14, 7-11 zeichnerisch prägnant um in einen kurzen Video-Film, der im Abschluss-Gottesdienst am Sonntag vorgeführt wurde. Die Kernaussage auf den Punkt gebracht: „… wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden.“

Theater-Workshop mit Theaterpädagogin Miriam Engelmann

Einen Teilgedanken daraus hatten wiederum andere in dem Theater-Workshop umgesetzt, den die Theaterpädagogin und Kulturvermittlerin des Parktheaters Miriam Engelmann angeboten hatte: „Die Neue“ wurde „gemobbt“. Verletzende Fehlkommunikation auf Nicht-Augenhöhe. Ganz sicher haben diese Workshop-Teilnehmenden künftig einen sensiblen Blick auf beginnende derartige Situationen im eigenen Alltag und Umfeld.

Der Survival-Workshop hatte Glaubenssymbole gestaltet wie Holzkreuze, Boote, auch kleine Kärtchen mit Bibelversen. Letztere wurden nach dem Gottesdienst am Ausgang an die Besucher verschenkt.  

„Ist da jemand?“

Die Performance-Gruppe hatte die „Illustration“ des Liedes „Ist da jemand?“, 2017 veröffentlicht von dem Pop-Sänger Adel Tawil, für den Gottesdienst vorbereitet. Passend zum Stichwort im Lied „schnellten“ sie hinter der blickschützenden Decke auf und reckten das soeben besungene Stichwort, gemalt als Plakat, in die Höhe. Die Visualisierung des Textes machte schnell klar: Ist hier zu Beginn ein Suchender, der seiner Sehnsucht nach einem verlässlichen Begleiter auf seinem Lebensweg Ausdruck verleiht, so ändert sich dies im Laufe des Liedes, da er diesen zuverlässigen Weggefährten nun gefunden hat.   Die Frage „ist da jemand?“ wird ersetzt durch die Aussage „da ist jemand.“

Die Musikfirma beschrieb den Inhalt und die Intention des Liedes im April 2017 selbst so unter www.universal-music.de: „Ist da jemand beschreibe das Lebensgefühl einer ganzen Generation, deren Welt aus den Fugen geraten zu sein scheint. Es gehe um eine Welt, die mehr Fragen als Antworten und mehr Probleme als Lösungen bereithalte und das in einer Zeit, in der nichts mehr sicher sei und menschliche Bindungen nur noch losen Bekanntschaften zu Gleichen scheinen. Unverbindlich und oberflächlich. Das Lied beschreibe aber auch die Hoffnung, die dann entstehe, wenn die Not am größten sei und die Lage am aussichtslosesten erscheine. Tawil singe von der Kraft der inneren Stimme und von der Zuversicht, die in jedem von uns liege, auch dann, wenn man den Glauben an sich selbst schon längst verloren habe. Er singe vom Glauben, der uns weiter gehen lasse; vom Glauben daran, dass die Zukunft eine bessere sein werde und vom Glauben an die Menschheit.“

„Me, myself and I“- Politik

Diakon und Jugendreferent Daniel Stadie hatte nicht nur die Leitung der „Holy Days“, sondern fasste im Gottesdienst die Erkenntnisse aus diesem Konfi-Wochenende prägnant zusammen: Es ginge darum, dass jeder seinen eigenen Wert erkenne, den Gott ihm zuschreibe. Es sei nicht sinnvoll, auf sich zu beharren und den eigenen Vorteil zu nutzen.  Die „Me, myself and I“-Sichtweise der Politik sei uns leider kein Vorbild. Man müsse auch mal „den unteren Weg“ gehen können. Jesus habe vor zweitausend Jahren genau dies gesagt und uns vorgelebt, erläuterte Daniel Stadie „und dies ist bis heute gültig: Jesus wurde gefoltert und getötet. Er hat uns seinen Wert vorgelebt. Er hat sich dafür sogar erniedrigen lassen. Er wusste, da ist jemand, der sein Herz versteht. Gott geht mit uns durch unsere Probleme. Er geht mit dir durch den Tunnel, geht mit Dir zum Ende des Tunnels- zum Licht.“     

Die Teilnehmer der Workshops

Nach und nach rief er nun zuerst die rund 25 Teamer nach vorne zum Dank. Einige von ihnen waren aus dem Friederike-Fliedner-Kolleg dabei, hatten ihre Mitarbeit als pädagogisches Projekt durchgeführt. Nun wurden die anwesenden Konfirmanden nach vorne gerufen entsprechend ihrer Teilnahme an den einzelnen Workshops. Die Reihen in den Kirchbänken vorne lichteten sich sichtlich. Denn Eltern und Gemeinde hatten hinter ihnen, im bildlichen Sinne, ihnen den Rücken stärkend, Platz genommen.

Das Leben gefeiert in diesen 24 Stunden

Stadie berichtete: „25 Teamer und 31 Teilnehmende haben 24 Stunden ein volles Programm erlebt. Die männlichen haben in der Kirche geschlafen, die weiblichen im Gemeindehaus. Sie haben das Leben gefeiert, das über den Tod hinaus geht.“ Ja- das war ihnen allesamt hier im Gottesdienst deutlich geworden, als der Gemeindereferent die kirchlich bestatteten Verstorbenen der Gemeinde namentlich und mit dem Alter benannte. Der zuletzt genannte war mit 16 Jahren verstorben. Ein Raunen war durch die Kirche gegangen. Den Jugendlichen wurde bewusst, wie fragil das Leben sei und wie kostbar. Dieses Wochenende war für sie alle sehr prägend gewesen oder wie der Jugendreferent das Fazit formulierte: „Ein wenig chaotisch, aber sehr lebendig.“

Nun wurden noch die „guten Geister“ aus dem „off“ in die Sichtbarkeit gerufen: Der „Rödeltrupp“, der für Stühle und Technik aller Art zuständig war und als wichtigste Person, ohne die alles nicht funktionieren würde – Silke Finkeldei als „Chefin der Küche“ und der nahrhaften Versorgung zu allen Mahlzeiten, denn – so Daniel Stadie: „Ohne Mampf kein Kampf.“   

Text und Fotos: Bettina Pelters