Das Wetter am Nachmittag der Finissage war keinen Deut besser als fünf Wochen zuvor bei der Vernissage: Dunkelgrau, sehr windig, diagonaler „Sauerländer Landregen“. In der strahlend erleuchteten Reformierten Kirche in der Fußgängerzone von Iserlohn saßen die Besucher schon fast andächtig beisammen und lauschten der ersten Darbietung von Annika Mengelkamp an der Harfe.
Währenddessen streiften die Augen nochmals über die farbfrohe Glaskunst, die der in Dortmund gebürtige und in Iserlohn lebende Künstler Christian Weniger- Espelöer hier die vergangenen fünf Wochen ausgestellt hatte.
Viele hundert Besucher hatte das Team der Reformierten Kirche seit der Vernissage begrüßen können, Konzerte hatten in der Zwischenzeit hier stattgefunden. So war es nicht verwunderlich, dass an den Objekten viele rote Punkte klebten. Das sichtbare Zeichen dafür, dass dieses jeweilige Kunstobjekt einen Liebhaber gefunden hatte. Zur Finissage waren sie nun eingeladen, ihre „Schätze“ abzuholen.
Superintendentin Espelöer stellte in ihrer Begrüßung dann doch einen wesentlichen Unterschied fest: In der Ausstellung hing ein Objekt, das mit Wasser gefüllt eine hängende Vase darstellte. Hatte der Künstler, ihr Ehemann, zur Vernissage für diese Vase einen Forsythien-Zweig aus dem Garten geholt und vorgezogen, so konnte er für die Finissage in den Garten gehen, den blühenden Zweig abschneiden und frisch mitbringen. Martina Espelöer berichtete, sie sei in diesen Wochen wiederholt in der Ausstellung gewesen und hätte an den Kunstführungen teilgenommen. Sie zeigte den Besuchern ein Objekt mit leuchtend rotem Kreuz. Um diese rote Farbe im Glas zu erhalten wäre Kupfer vor der Verarbeitung in Säure eingelegt worden. Sie zeigte ein weiteres Kunstobjekt und erläuterte, dass der Abbruch eines Holzstückes der Beginn gewesen wäre. Es waren Abdrücke erforderlich, um diese Struktur des Holzes im Endprodukt Glas sichtbar werden zu lassen.
Martina Espelöer brachte ein anderes Ausstellungsstück an das Podium und erläuterte: „Dieses Kreuz ist aus geschnittenem Glas, mehrere Schichten übereinandergelegt und geklebt. In der Mitte sehen Sie eine klare Glasscheibe und darunter ein Stück Natur. Dies ist kein kleiner Ast, wie man meinen könnte, sondern ein Wurzelhaar. Der Wurzelzweig lässt ahnen, was aus ihm werden wird.“ Dieses Glaskreuz hatte also im Gegensatz zu vielen anderen Objekten im Kirchraum den Ofen nie gesehen.
Glaskünstler Weniger-Espelöer erläuterte anschließend, wie er es schafft, Produkte aus der Natur zu verwenden mit der Absicht, dass sie ihre sichtbaren Spuren im Glas hinterlassen. Denn ohne verschiedene Zwischenschritte würden diese Naturprodukte bei 800 Grad Celsius im Ofen einfach nur verbrennen. Die Herausforderung bei der Glasverarbeitung liegt vor allem in der richtigen Vorgehensweise, denn das Glas darf beim Erhitzen und Abkühlen nie unter Spannung stehen. So dauert ein „Durchlauf“ im Ofen bei 800 °C in der Regel 30 Stunden.
Superintendentin Espelöer und Künstler Christian Weniger-Espelöer dankten den zahlreichen Besuchern und den Kunstfreunden, dass sie sich in den vergangenen Wochen darauf eingelassen und sich haben mitnehmen lassen, eine neue Kunstform kennenzulernen. Wie man hörte wird die nächste Ausstellung in Lüdenscheid gerade geplant.
Annika Mengelkamp rundete die Finissage auf besonderen Wunsch einer anwesenden Person an der Harfe ab mit dem schwierigen aber sehr souverän gespielten Stück „Baroque Flamenco“ und erhielt dafür begeisterten Applaus des Publikums. Von dieser 16-jährigen Gymnasiastin und Schülerin der Musikschule Iserlohn wird bestimmt noch viel zu hören sein. Für diesen besonderen Auftritt zur Finissage hatte das Gymnasium sie extra vom Unterricht freigestellt.
Nun war Aufbruchstimmung angesagt, denn der Regen zeigte eine Lücke und jeder wollte sein erworbenes Kunstobjekt trockenen Fußes heimbringen.