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Fast wie heimkommen – OrgelGlanzLichter

Den Iserlohnern durch die Orgelsommer von Dr. Besler in der Johanneskirche bestens vertraut, kehrte Felix Hell zu seiner Fangemeinde zurück. Der Orgelsommer endete 2021 mit der 33. Ausgabe und fand in gewisser Weise mit den OrgelGlanzLichtern 414 eine würdige Fortsetzung. Der Wunsch des Stifters Dr. Sigurd Pütter war es, dass die Grenzing-Orgel in der Bauernkirche für das Musikleben der Stadt Iserlohn eine Bereicherung und ein Glanzpunkt in der Iserlohner Orgellandschaft sein sollte. Eingeweiht wurde diese vier-manualige Grenzing-Orgel am 6. Dezember 2019.
Veranstaltet und finanziert wird die Reihe „OrgelGlanzLichter 414“ durch die Firma MEDICE GmbH. Zehn Jahre lang hatte sich Dr. Sigurd Pütter mit ganzem Herzen für die Renovierung der Bauernkirche und die Anschaffung einer herausragenden Orgel eingesetzt. Ehefrau Bärbel Pütter und Tochter Dr. Katja Pütter-Ammer setzen seit seinem Tod im vorigen Jahr sein Vermächtnis fort und damit Zeichen musikalischer Glanzleistungen in der hiesigen Kulturlandschaft. Die PKW-Kennzeichen verrieten an diesem Abend: Die Veranstaltung war ein Magnet, mit großem Einzugsbereich.
Vertraut und doch neu war dieser Iserlohn-Aufenthalt für Felix Hell: Einerseits begegnete er altbekannten Menschen, die ihn freundschaftlich begrüßten, andererseits konzertierte Felix Hell erstmalig an der Grenzing-Orgel in der Bauernkirche. Wie ein frischer Wind fegte er zu Beginn aus der Sakristei, sich vor dem geneigten Publikum verneigend, hoppla-hopp sich über die Bank schwingend, eroberte er die Herzen der Gäste im Sturm.
Der Organist spielte als erstes „Präludium und Fuge Es-Dur“ von Bach. Die facetten- und farbenreiche Ausgestaltung hielt die Spannung der Zuhörer bis zum letzten Ton.

„Akatombe“ (die Rote Libelle“) aus Three Japanes Sketches war schon bei den ersten Akkorden dem fernöstlichen Land zuzuordnen. Es ist ein berühmtes japanisches Kinderlied, das 1927 komponiert wurde von Kosaku Yamada zu dem lyrischen Text von Rofu Miki. Bei Sonnenuntergang betrachtet ein Kind mit seiner älteren Schwester die rote Libelle. Guy Bovet, ein 1942 geborener Schweizer Organist hatte dieses Stück komponiert.
Im Kontrast dazu stand die folgende Komposition von Jean Langlais (1907 bis 1991): Er war im 20. Jahrhundert einer der experimentierfreudigsten Komponisten und Organisten Frankreichs. Im Alter von zwei Jahren erkrankte er an einem Glaukom und erblindete. Er studierte am Nationalen Institut für junge Blinde in Paris und unterrichte später selbst mehr als 40 Jahre dort. „Fête“ komponierte er im Jahre 1946. Kraftvoll, treibend, mit ungewöhnlichen Harmonien war „Fête“ der „Ausreißer“ im Vergleich zu den anderen Stücken des Abends.
„Adagio for strings“ (=Adagio für Streicher) von Samuel Barber (1910 bis 1981): Behaglich und ruhevoll – eine gefällige Atempause für die Zuhörer. Die Bearbeitung an der Orgel war absolut gelungen.

Die Fantasie und Fuge über den Choral „Ad nos ad salutarem undam“ war als Höhe- und Schlusspunkt des Konzertes vorgesehen. Hier zeigten Organist und Orgel die virtuose Bandbreite ihres Könnens. Manches Mal huschte bei aller Konzentration ein Lächeln durch das Gesicht des Musikers und der Zuhörer spürte dessen Begeisterung beim Spiel. So applaudierte der Künstler im Anschluss der Grenzing-Orgel. Den Stifter Dr. Sigurd Pütter hätte dies in dem Moment sicherlich gefreut.

Das Publikum und Felix Hell beflügelten sich gegenseitig durch den Applaus füreinander. Und so gab der Künstler noch zwei ausführliche Zugaben, ehe die Zuhörer beseelt die Kirche verließen und den Heimweg antraten, während er mit Freunden und Gönnern diesen fulminanten Abend ausklingen ließ.

Bettina Pelters

Bettina Pelters

Autorin