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Ergster Exkursion zur Johanneskirche in Hennen

St. Johannis heißt die evangelische Kirche in Schwerte-Ergste, die damit an Johannes den Täufer erinnert. Die viel ältere evangelische Kirche im 7 km entfernten Dorf Hennen heißt Johanneskirche und bezieht sich auf denselben Namenspatron. Der Männerkreis Ergste hatte in seinem Jahresprogramm geplant, diese Kirche zu besichtigen. Für die Führung konnte Friedhelm Arno Berthold aus Hennen gewonnen werden, welcher tief in die Erforschung dieser Kirche involviert ist. 

Unabhängig davon hatte der Frauenkreis Ergste dieselbe Idee. Herr Berthold schlug vor, beide Gruppen, Frauen- und Männerkreis, gemeinsam am 15. August zu führen.

Nach der Anreise per Fahrgemeinschaft oder (E-)Rad begann für insgesamt 32 Teilnehmer pünktlich um 15 Uhr die Kirchführung. Draußen vor dem Kirchportal erklärte Herr Berthold seinen Ergster Besuchern zunächst, dass sie hier die Möglichkeit hätten, eine Kirche zu sehen, wie sie auch in Ergste bis zum großen Brand vor 200 Jahren (am 28.11.1821) stand. Tatsächlich handelt es sich bei der Hennener Kirche um ein besonders wertvolles Exemplar einschiffiger romanischer Dorfkirchen aus dem 12. Jahrhundert. Besonders wertvoll deshalb, weil aufgrund der Armut der Bevölkerung zu keiner Zeit genügend Geld vorhanden war, um den Bau nachträglich an Gotik, Renaissance oder Barock anzupassen. 

Herr Berthold betonte mehrfach: Bei der Betrachtung solch alter sakraler Gebäude sei immer daran zu denken, dass die Bevölkerung damals weder schreiben noch lesen konnte. Deshalb sei die Symbolik so wichtig gewesen. Deutlich machte er dies am Beispiel der zwei alten Kirchenportale: Man betrat die Kirche von der angenehmen, sonnigen Südseite her und verweilte im Kreuz(-grundriss) des Kirchenschiffs, geschützt durch die dicken Mauern. Der Nordausgang dagegen war die Totenpforte, die zum umliegenden Friedhof führte.

Die Existenz dieses Nordausganges, vermauert und von Efeu überwuchert, war bis vor 50 Jahren völlig in Vergessenheit geraten. Erst im Wissen um diese, von anderen Kirchen her bekannte Symbolik, fand man ihn, nachdem man den Efeu an der richtigen Stelle entfernt hatte. 

Ein anderes Beispiel für die Bedeutung der Symbolik sind die Auferstehungsmotive in den uralten Schmuckflächen (Fachwort „Tympanon“) im Bogenfeld der Portale. Eines, im vermauerten alten Haupteingang, zeigt das Lamm Gottes mit zwei Engeln; das andere recht verwitterte im heutigen Querschiffeingang zeigt das offene Grab Jesu mit dem beiseitegeschobenen Stein.

Beeindruckend war die Vielfalt der Themen, die Herr Berthold in seinem Vortrag berührte und die gar nicht alle aufgezählt werden können. Beispiele sind die Deckenbemalung mit Rankenbäumchen und exotischen Tierformen, welche sich ähnlich auch in Soest wiederfindet; die Chormalerei in der Apsis mit Christus im Strahlenkranz, welche an byzantinischen Bildschmuck erinnert; die getrennte Nutzung der Kirche durch Reformierte und Lutheraner seit 1726 bis zur Bildung einer gemeinsamen unierten Gemeinde im Jahr 1948. Wir erfuhren, welche Kirchen im Mittelalter zwei Türme haben durften (Bischofskirche) und welche nur einen (Bürgerkirche). Gestreift wurde schließlich auch die Geschichte der erloschenen adeligen Gründerfamilie, der Herren auf Haus Hennen mit ihrem großen Totendenkmal in der Kirche. 

Zum Abschluss stimmte Herr Berthold mit den Besuchern „Lobet und preiset Ihr Völker den Herrn“ an und dirigierte diesen Kanon. 

Die Johanneskirche benötigt und erlebt zurzeit eine Restaurierung, welche von den Fundamenten bis zum Dachstuhl reicht. Hierzu werden auch die Spenden beitragen, die am Ausgang eingesammelt wurden. Das Abschlussfoto der Gruppe mit Herrn Berthold vor dem Querschiffportal zeigt nur strahlende Gesichter nach dieser von sehr tiefem persönlichen Engagement getragenen Kirchenführung. 

Text und Foto: Dr. Mathias Dubke