Anfang April wurde Gemeindepfarrerin Brigitte Zywitz im Rahmen eines Familiengottesdienstes in der Kalthofer Jakobuskirche aus dem aktiven Dienst in den Ruhestand verabschiedet. Sowohl für die Pfarrerin selbst als auch für Gemeinde ein sehr emotionaler Moment. Der Gottesdienst wurde gemeinsam von Pfarrerin Christine Grans, Pfarrer Martin Heider und natürlich Superintendent Oliver Günther sowie Pfarrerin Brigitte Zywitz mit den Gläubigen gefeiert.
Dabei übernahm Pfarrerin Christine Grans die Begrüßung. So wie sie Brigitte Zywitz kennengelernt habe, würde das nichts mit dem Ruhestand, würde sie doch sicherlich beweglich und lebendig bleiben. Pfarrerin Grans war bewusst, dass mit solch einem Abschied auch ein großes Maß an Traurigkeit mitschwingt, sie hoffte aber auch auf Fröhlichkeit und die war deutlich im Gottesdienst zu spüren.
Ein letztes Mal in ihrem aktiven Dienst hielt Pfarrerin Brigitte Zywitz an diesem Sonntagnachmittag die Predigt, diesmal zu Johannes 12, 20-24. In ihrer Predigt ging sie darauf ein, dass Menschen oftmals nur das glauben, was sie sehen und so teilweise Schwierigkeiten haben, Gott zu finden. Wobei sie betonte, dass sie auch manchmal angesichts von Kriegen und Katastrophen Mühen habe. „Das Heilvolle des Glaubens geschieht im Verborgenen“, so Zywitz. Auch ging die scheidende Pfarrerin auf die zukünftige Situation in den Gemeindebezirken ein. Da die Stelle in Kalthof nicht neu besetzt wird, werden Jakobus- und Johannesgemeinde zukünftig noch mehr gemeinsam unterwegs sein. Bei all den Sorgen, wie es weitergehen wird, gilt es zu bedenken, dass nur Gott ewig ist.
Dann war schließlich der große Moment im Gottesdienst gekommen: Die Entpflichtung und Segnung. „Liebe Gemeinde, die Zeit ist gekommen“, ergriff Superintendent Oliver Günther das Wort. Für Pfarrerin Brigitte Zywitz sei nun die Zeit für einen neuen Lebensabschnitt gekommen, die Zeit, das Dienen und Arbeiten im Weinberg ruhen zu lassen. Der Verlust der Pfarrstelle sei nicht so einfach, erst recht, wenn es wie bei Brigitte Zywitz so erfüllend war, die Menschen als Dorfpfarrerin zu begleiten.
Gottesdienstbesucher, Presbyter sowie die anwesende Pfarrerin und Pfarrer sprachen Brigitte Zywitz für den folgenden Lebensabschnitt Gottes Segen zu. Danach brandete Applaus auf und die Gläubigen erhoben sich von ihren Plätzen. Mit Tränen in den Augen war Brigitte Zywitz die Rührung anzumerken.
Nach dem Gottesdienst hatten die Besucher bei einem Imbiss und Getränken im Rahmen eines Empfanges die Gelegenheit, sich persönlich von Pfarrerin Brigitte Zywitz zu verabschieden, Erinnerungen zu teilen und ihr für die gemeinsame Zeit zu danken.



Anstelle von persönlichen Geschenken hatte die frischgebackene Pfarrerin im Ruhestand um eine Spende für die Kinder- und Familiengottesdienst in der Gemeinde, insbesondere für die Kirche Kunterbunt, die ihr sehr am Herzen lag, gebeten.
1959 wurde Brigitte Zywitz in Dortmund geboren. Nach dem Abitur folgte das Theologiestudium in Münster, Bochum und Marburg, wo sie auch noch ein Grundstudium der Diplompädagogik absolvierte. Ihr Vikariat verbrachte Brigitte Zywitz dann von 1984 bis 1986 in Bochum-Wattenscheid. Nach der Hochzeit mit ihrem Mann Paul-Gerhard, ebenfalls Pfarrer, ging es zum gemeinsamen Hilfsdienst in den Iserlohner Norden. Während der Gatte mit einer halben Stelle für Kalthof zuständig war, übernahm sie eine halbe Stelle in Hennen. 1988 begann dann für Brigitte Zywitz die Familienphase mit den Kindern Jakob, Clara und Kristin und das ehrenamtliche Pastorinnenamt, während ihr Mann 1988 eine Pfarrstelle in der Iserlohner Heide antrat. Bis 2017 war Brigitte Zywitz Pfarrerin im Ehrenamt in der Maria-Magdalena-Kirchengemeinde mit den Schwerpunkten Kinder- und Familiengottesdienst, Familienfreizeiten sowie Erwachsenenbildung. Während dieser Zeit übernahm sie zudem verschiedene andere Aufgaben wie beispielsweise als Religionslehrerin oder als Altenheimseelsorgerin. Hinzu kam auch die Leitung des Kirchenarchivs, die Pflege der Varnhagenschen Bibliothek an der Obersten Stadtkirche – welche sie im Übrigen weiterhin betreuen wird. 2017 übernahm sie schließlich die halbe Pfarrstelle in Kalthof. Blickt sie auf ihren bisherigen Werdegang zurück, so resümiert sie: „Ein aus familiären und persönlichen Gründen etwas kurvenreicher Lebenslauf – aber ich habe in allen Bereichen viele wichtige Erfahrungen gemacht!“
So abwechslungsreich wie ihre Lebensphasen waren, so sieht es auch mit den Bibelversen aus, die sie von Phase zu Phase begleiteten. Einerseits hat sie 1. Mose 12,12 „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein“ begleitet, war er doch Ermutigung und Trost in schwierigen und dürre Zeiten, wie es sie ja in jedem Leben gibt. Andererseits hat es Brigitte Zywitz die diesjährige Jahreslosung 1. Thessalonicher 5,21 „Prüft alles und das Gute behaltet“ angetan und das schon länger. „Denn dieser Satz ist tatsächlich der von mir am meisten zitierte Bibelvers“, so Brigitte Zywitz im Pressegespräch und fährt fort: „Das ist für mich eine tolle und lebendige Lebenshaltung aus dem Glauben heraus, dass Gott es gut mit uns Menschen meint trotz so vielem, was schief läuft auf dieser wunderschönen Erde.“
Hält Brigitte Zywitz eine Rückschau auf ihre Zeit in Kalthof, so sind es drei Punkte, die sie am meisten berühren. Einerseits waren da die Mitarbeitenden, die sich mit viel Liebe und Engagement eingebracht haben, andererseits schätzte sie aber auch das Miteinander allgemein im Dorf, sei es Gastfreundschaft oder Hilfsbereitschaft. In den Gemeindebezirken Hennen und Kalthof, die immer stärker zusammenrückten, war so manche Herausforderung zu meistern. Mit einem engagierten Presbyterium und Kollegin Pfarrerin Christiane Grans klappte dies jedoch sehr gut.