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Das Märchen vom Leben im Ortlohnpark

Es gibt keine Zufälle! Da ist sich Klaus Stinn ganz sicher. Denn als sich der „Arbeitskreis Teepavillon und Kapelle“ im Ortlohnpark ein Vor-Ort-Treffen mit Herrn Ulf Schlüter – Theologischer Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW), Bielefeld und Frau Stefanie Salder – Geschäftsführerin Landeskirchenamt, Bielefeld vereinbart hatte, entdeckte Klaus Stinn das Märchen in seinem Archiv, das er im Jahr 2015 geschrieben hatte: „Das Märchen vom Leben im Ortlohnpark“. In diesem Moment passte es genau.

„Grünes Licht“ der Landeskirche

Der Arbeitskreis erhielt bei dem Gespräch am Ortlohnpark im April dieses Jahres „grünes Licht“ von der EKvW als Eigentümerin des Areals und des Gebäudes. Sogleich planten die Ehrenamtlichen die Auftaktveranstaltung für den 3. Juni 2023. Der Tee-Pavillon war binnen eines Jahres aus dem „Dornröschenschlaf“ wachgeküsst worden und wurde nun repräsentativ gestaltet für die offizielle Vorstellung. In liebevoller Feinarbeit wurde eine Triptychon-Einladungskarte gestaltet, um aus der Evangelischen Akademie Ortlohn, von der Stadt Iserlohn und aus den Familien, die dem Ortlohnpark durch ihre Geschichte verbunden sind, interessierte Gäste willkommen zu heißen.  

Zahlreichen Sponsoren sei gedankt

Designer Stefan Lange gestaltete die Altarkarte und den Flyer. „D &S“ Matthias Schulte druckte. Ehemals Druckerei Lange stiftete das wertige Gästebuch für den Auftakt und immer wieder Material aus ihrem Bestand. Inge Lange fertigte kunstvolle Blumengestecke, die am Tag selbst gegen Spende von den Besuchern des Tee-Pavillons zur Erinnerung mitgenommen werden konnten. Das Blumengeschäft am Nußberg hatte dafür Material bereitgestellt. Gartendesign Koch hatte die Flächen beidseitig der Wege nochmals frei gemäht für den großen Tag. Die neue Leitung des Seniorenhauses, Frau Klein, lud alle Besucher zu Kaffee und Waffeln ein auf die Terrasse. Ihre Mitarbeiterinnen kredenzten mit offensichtlicher Freude die Stärkungen.  

Viele weitere Unterstützer hatten dem Arbeitskreis den Beginn erleichtert.

Gegen 11 Uhr trafen die Gäste, die hübsch dekorierten Wege durch den Park entlanggehend, am Tee-Pavillon ein. Dieser war bis auf den letzten Platz gefüllt. Weitere Gäste setzen sich davor oder stellten sich beidseitig des Weges.

Harfe-Spielerin verzauberte

Theresa Hill, frischgebackene Abiturientin und bereits zum Praktikjahr auf dem Sprung nach Bolivien befindliche junge Frau, hatte die Einladung des Arbeitskreises angenommen und spielte ehrenamtlich auf ihrer Harfe vier Stücke, die verschiedenen Wortbeiträge musikalisch umrahmend. Oberstudiendirektor i. R. Gunther Kingreen hatte für diesen Tag das Gedicht „Papilio = der Schmetterling“ geschrieben und trug es vor. Dabei stand der fast komplett anwesende Arbeitskreis im wahrsten Sinne des Wortes hinter ihm und bekräftigte damit den Ernst des Inhalts. Archivar i. R. Götz Bettge machte in seiner Einführung Appetit auf die Parkführung später am Tag.

Historischer Rückblick

Durch ihn erfuhren die Besucher in seiner Einführung beispielsweise, dass der Bauherr Dr. h. c. Friedrich Kirchhoff 1859 geboren wurde. Um 1905 ließ er auf diesem Areal die Villa im Landhausstil bauen und den Teepavillon. Kirchhoff war Miteigentümer der Nadelfabrik Stefan Witte und einer chemischen Fabrik in Iserlohn. Seine Einnahmen erlaubten ihm ferner, den Park anlegen zu lassen.

Der östliche Teil des Gartens Richtung Baarstraße war ein Landschaftsgarten mit alten Bäumen und geschlängelten Wegen. Kirchhoff ließ nun den Garten nach Süden und Westen anlegen in der Art eines Reformgartens mit einem großen Rundweg. Damit bekannte er seine Aufgeschlossenheit für die Moderne. Die britische Armee nutzte die Villa in den 1940-er Jahren als ihr Offizierscasino.

Mitte der fünfziger Jahre wurde die Villa an die Westfälische Landeskirche verkauft. Somit ergab sich die Chance, die vormals gegründete und im Haus Hemer sehr beengt untergebrachte Evangelische Akademie endlich in großzügige Räume zu verlegen. Immer wieder wurde angebaut. Später wurde das Gästehaus errichtet. 2007 wurde die Evangelische Akademie nach Schwerte verlegt in das Haus Villigst.  Im Folgenden blieb der Tee-Pavillon 15 Jahre lang verschlossen. Bis- ja, bis der Arbeitskreis vor gut einem Jahr die Türen aufschließen durfte nach Freigabe durch die Landeskirche.

Dem stellvertretenden Bürgermeister Michael Scheffler hatte die Triptychon-Einladungskarte so gut gefallen, dass er allein schon deshalb kommen „musste“, denn er wollte nach seinem Grußwort die Menschen kennenlernen, die auf solche Ideen kommen und die sich so liebevoll dem großen Projekt „Tee-Pavillon und Kapelle“ widmen. Als Gastgeschenk überbrachte er eine Spende der Stadt Iserlohn an den Arbeitskreis.  

Teekanne mit besonderer Verwendung

Das Stichwort gleichsam aufgreifend nahm Karin Schimmel, Sprecherin des Arbeitskreises, eine bauchige und wertige Teekanne von der Glasplatte und reichte sie Michael Scheffler. Denn natürlich bewahrt der Tee-Pavillon kein Sparschwein, sondern eine zweckgemäße edle, bauchige alte Teekanne als Spendensammler.

Karin Schimmel fasste zusammen, wie der Arbeitskreis sich vor 1 ¼ Jahr gebildet und sich in der gemeinsamen Arbeit entwickelt hat. Das Ziel ist die Neunutzung von Tee-Pavillon und Kapelle und Ortlohnpark. Regelmäßige Veranstaltungen werden den Tee-Pavillon und den Park beleben. „MiP“ „Mittwochs im Park“ oder „Miteinander im Pavillon“, wie einer der Besucher ausrief, dem sind keine Grenzen gesetzt. Beginnen wird diese Reihe am Mittwoch, den 21. Juni. Um 19 Uhr wird Detlef Murzik mit seiner Frau Julia für Klangschalen-Erlebnisse im Teehäuschen sorgen.

Die erste angemeldete Gruppe im Tee-Pavillon

Später am Tag kam die erste angemeldete Gruppe „Freunde aus der Klopstockstraße“. Dr. Michael Laska hatte für diesen Tag zum 13. Treffen geladen. Sie wurden von Götz Bettge als erste Gruppe aus dem Tee-Pavillon zur Parkführung eingeladen.

Für Tag II der Auftaktveranstaltung, für Sonntag, den 4. Juni, hatte sich die Märchenerzählerin (Erika Strübli) angesagt, um im Tee-Pavillon Groß und Klein in ihren Bann zu ziehen. Besonders erfreut waren die Bewohner*innen des Seniorenhauses von dieser willkommenen Abwechslung am Sonntag.

Nußberger erkunden den wieder geöffneten Tee-Pavillon

Angezogen durch den Artikel im IKZ am Samstag, machten sich viele Nußberger auf den Weg zu dem Pavillon. Barrierefrei konnten rollstuhlfahrende Bewohner des angrenzenden Seniorenhauses ebenso einfach hinüber kommen wie Rollator unterstützte Senioren aus den umliegenden Straßen.

Sie alle wollten doch sehen, wie es nun dort aussah, wo sie seit langen Jahren keine Bewegung mehr beobachten konnten. Sie brachten Erinnerungen und Geschichten mit. Und so entwickelten sich gleich Ideen und Vereinbarungen für die ersten Veranstaltungen „mittwochs im Park“. Alle 14 Tage soll am Nachmittag dann ein Angebot sein, bereits geplant ist dies für die zweite Jahreshälfte bis Nikolaus.

Blick nach vorn

So entwickelte sich quasi von selbst der Beginn dessen, was in dem Märchen von Klaus Stinn wie Träumerei, wie Vision klang.  Der Arbeitskreis hat seine Ziele fest im Blick und plant neben den Veranstaltungen im zweiten Halbjahr die Gründung eines Förderkreises. Das nächste große Ziel ist dann die Wiederbelebung der Kapelle. Auch dafür ist die Landeskirche von Westfalen aufgeschlossen. Manchmal werden Märchen auch wahr……

Bettina Pelters

Bettina Pelters

Autorin