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Bei Erzählcafés andere Religionen entdecken

Mit einem neuen Dialogprogramm startete jetzt der Runde Tisch der Religionen. Das Erzählcafé ist eine neue Veranstaltungsreihe, in der ein interreligiöser Gast berichtet, was ihm in seinem jeweiligen eigenen Glauben wichtig, tragend und berührend ist. So können die Zuhörer bei Kaffee und Kuchen Menschen und andere Religionen in ungezwungenem Rahmen kennenlernen. Dabei werden auch die Schätze des eigenen Glaubens in einem neuen Licht gesehen und wieder neu entdeckt.

„Wir möchten mit dem Erzählcafé eine Kultur des Zuhörens entwickeln“, so Pfarrer Bernd Neuser. Die Idee dazu entstand am Runden Tisch der Religionen, wo man sich einig war, wie wichtig substanzieller Dialog und respektvoller Umgang miteinander ist.
Die Premiere des Erzählcafés fand im evangelischen Gemeindehaus Iserlohn-Oestrich statt. Als ersten Gast konnte der evangelische Pfarrer Bernd Neuser, der den Runden Tisch gemeinsam mit der Dekanatsreferentin für Jugend und Familie vom katholischen Dekanat Märkisches Sauerland Gaby Iserloh moderiert, ein Mitglied der Bahá’í-Religion begrüßen. Der Kinderarzt Dr. Amir Bahrinipour aus Witten gehört der Bahá’í-Religion an und ist Mitglied im Geistigen Rat der Bahá’í in Witten e.V..

Bahá’í ist eine weltweit verbreitete und universale Religion, die von Bahāʾullāh Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet wurde. Die Bahai-Lehren vermitteln den monotheistischen Glauben an einen allwissenden und allliebenden Gott. Bahá’í sieht die Erde als nur ein Land und alle Menschen als Bürger dieses einen Landes und als wertvoll an. Die Seele ist göttlich und Nächstenliebe kann nicht ohne bedingungslose Liebe zu sich selbst funktionieren.
Bahrinipour und Pfarrer Neuser kennen sich bereits lange und Neuser kann nur bestätigen, was für ein positiver und hoffnungsvoller Mensch Bahrinipour ist. Nachdem Bahrinipour erst Allgemeines zur Bahá’í-Religion erzählte wie beispielsweise deren Ursprung, wurde es persönlicher. Der Perser, der als Moslem geboren wurde, berichtete wie er selbst zu Gott gefunden habe. Im Leid seiner Kindheit habe er viel gebetet. Später habe er sich dann in Deutschland, wohin er mit 18 Jahren zum Studieren kam, mit allen Religionen lange auseinandergesetzt, bevor er Bahá’í für sich entdeckt.
Musikalisch wurde die gelungene Premiere, zu der viele Zuhörer kamen, von Peter Held, ebenfalls Mitglied der Bahá’í, an der Handpan mit meditativen Klängen untermalt. Neben Bahá’í waren auch eine Buddhistin und vorwiegend Christen im Publikum. Das Fehlen von Muslimen begründete Pfarrer Neuser mit dem Fastenmonat Ramadan.

Die Erzählcafés sollen mehrfach im Jahr, wahrscheinlich alle zwei Monate, immer in Oestrich angeboten werden. Sie finden in der Gemeinde Oestrich-Dröschede in Kooperation mit dem Runden Tisch der Religionen Iserlohn statt. Das nächste Erzählcafé ist für den 15. Juni um 16 Uhr geplant. Interessierte sind an der Brinkhofstraße 59 herzlich willkommen. Dann wird Barbara Samuel, engagiertes Gemeindemitglied der Jüdischen Kulturgemeinde Groß-Dortmund, über ihren Glauben erzählen.

Annabell Jatzke

Annabell Jatzke

Autorin