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Be-sinnlich und sinnlich

Be-sinnlich und sinnlich durch den sinnlichsten aller Tänze, den Tango: Nach einer langen Pause, die der Pandemie und personellen Veränderungen im Kirchenkreis geschuldet war, gab es in der St. Viktor-Kirche Schwerte am Abend des 21. Mai endlich wieder eine Lydiamesse. Vorbereitet wurde dieser besondere Gottesdienst wieder vom ökumenischen Team „Lydiamesse“ – unter dem Titel:  LEICHT.SINN.LEBEN.

In der in sanften Orange- und Gelbtönen malerisch illumierten Kirche, kreiert von Georg Tschorn, fanden sich denn auch viele Frauen und Männer ein, um gemeinsam durchzuatmen, sich zu besinnen, Sinnlichkeit zu tanken. Sie lauschten der Klaviermusik von Wakako Yamanaga, sangen gemeinsam Lieder und genossen nicht zuletzt den sinnlichen Tangotanz von Jenny und Jan Michele, Karin und Randolf Wünsch und Gerlinde und Henner Wulff. Die drei Paare von „todotango“ Dortmund boten ihre Tanzkunst während der gut zweistündigen Lydiamesse eingestreut zwischen Liedern und Textbeiträgen dar – innig und wunderbar harmonisch aufeiander abgestimmt bewegten sie sich leichtfüßig durchs Kirchenschiff und durch den Altarraum.

Dazu gab es Gottesgeschichten voller Zukunftsmusik, Salbung, duftenden Tee. „Mit all dem begibt sich die Lydiamesse auf die Suche nach dem, was dem Leben Sinn gibt und es leicht macht“, beschreibt das ökumenische Vorbereitungsteam sein Bestreben.

Denn Leichtigkeit, ein bisschen wenigstens, ist so wichtig in dieser aktuellen Zeit. Als wären die vergangenen zwei Jahre der Coronapandemie noch nicht anstrengend und belastend genug gewesen, als drückten nicht zusätzlich die globalen Herausforderungen des Klimawandels immer schwerer, herrscht jetzt obendrein noch Krieg mitten in Europa hinzu, in unserer unmittelbaren europäischer Nachbarschaft.

Kann man bei all dem noch für „Leicht-Sinn“ werben? Ja, vielleicht gerade jetzt, beschloss das Vorbereitungsteam. Es blieb bei seinem Thema „LEICHT.SINN.LEBEN“. Blendete Krieg, Trauer und Tod dabei nicht aus und ließ alles in die Worte Jesu münden, die da schlicht lauten; „Sorgt euch nicht.“

Denn „leichten Sinnes“ sein heißt nicht leichtsinnig sein, erläuterten die beiden Pfarrerinnen in ihrer Dialogpredigt. Nur „leichten Sinnes“ und auch Herzens können wir uns letztlich gestatten, Hoffnung zuzulassen und darauf zu vertrauen, dass es gut wird, auch wenn wir im Moment nicht wissen, wann und wie das geschehen soll.

 Der Bibeltext des Evangelisten Matthäus (Matth 6, 25-34) fasst den Gedanken zusammen: „Sorgt euch nicht ängstlich um euer Leben, was ihr essen oder was ihr trinken sollt… Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht und ernten nicht, sammeln auch keine Vorräte in Scheunen – und Gott, Vater und Mutter für euch im Himmel, ernährt sie.  … Könnt ihr eurem Lebensalter auch nur eine kurze Strecke hinzufügen, indem ihr euch Sorgen macht?“ Es reicht, so schließt der Evangelist, „wenn jeder Tag seine eigene Belastung hat.“ Der morgige Tag wird für sich selbst sorgen.

Und was das alles mit Lydia zu tun hat? Erinnert wird in der Lydiamesse an eine Purpurhändlerin aus dem heutigen Griechenland, erste Christin auf europäischem Boden. Sie war eine offene, zugewandte und unerhört gastfreundliche Frau, die ihr Haus für alle Menschen ihrer Stadt öffnete – und, so erzählt die Apostelgeschichte, auch ihr Herz öffnete für alles Neue und Unerwartete in ihrem Leben. Im Vertrauen darauf, dass es gut werde.

von Silvia Rinke