150 Jahre Kirchengemeinde Letmathe – Vergangenheit feiern, Zukunft gestalten
Die Evangelische Kirchengemeinde Letmathe feiert in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen. Mit vielen großen und auch kleineren Aktionen und Veranstaltungen wurde das besondere Jubiläum bereits im Laufe des Jahres gewürdigt. Höhepunkt der Festivitäten bildete nunmehr der Jubiläums-Festgottesdienst am Reformationstag unter dem Motto „Was man nicht zählen kann, zählt oft am meisten“. Der Regionalgottesdienst wurde in der Pfarramtlichen Verbindung mit der Evangelischen Emmaus-Kirchengemeinde Oestrich-Dröschede und der Evangelischen veranstaltet und die Predigt oblag Superintendent Pfarrer Oliver Günther. Musikalisch wurde der Gottesdienst mit anschließendem Empfang im Dietrich Bonhoeffer Gemeindehaus vom Gospelchor sowie Kirchenchor und Posaunenchor untermalt.
In der Predigt erinnerte der Superintendent die Festgemeinde an die Geschichte der Kirchengemeinde und ging zugleich auf das Motto des Gottesdienstes ein. „Interessant finde ich, dass man nur die Zeit zählen kann, die hinter einem liegt. Nur vergangene Zeit ist wirklich zählbar, messbar. Kommende Zeit nicht! Weil niemand weiß, wie viel Zeit bleiben wird“, so Superintendent Pfarrer Oliver Günther. Zeit, die vergangen sei, könne man zählen. Geschichten und Erinnerungen aus vergangenen Tagen würden sich für Chroniken eignen, sie festzuhalten für die, die noch kommen. So auch, dass die Kirchengemeinde seinerzeit am 7. Juli 1875 aus der Taufe gehoben wurde. Auf Zeit, die noch bevorsteht, könne man hingegen nur hoffen. Sie könne verplant, organisiert und eingeteilt, aber keinesfalls gezählt werden. „Vergangenheit ist zählbar. Zukunft nicht. Das macht sie wertvoll, kostbar“, unterstrich Günther. Von den 150 Jahren Kirchengemeinde schlug der Superintendent am Reformationstag den Bogen zu weit über 500 Jahren Protestantismus und weit über 2000 Jahren Christentum. In jedem Gottesdienst beten und bitten Christen inständig: Dein Reich komme! In dieser Bitte, die mit jedem Vaterunser, vor Gott gebracht wird, steckt die Bitte um ein Reformations-Update. Gott solle regieren und sein Reich solle endlich kommen – darauf zähle die Kirche. Einen Wunsch äußerte der Superintendent für die Zukunft der Kirchengemeinde Letmathe. Wünschenswert sei es ihm nach, wenn in 100 Jahren rückblickend unter anderem von einer mutigen, großzügigen, gastfreundlichen sowie energiegeladenen Gemeinschaft gesprochen würde und dass ein jeder ein Teil dieser Geschichte sei.



Nach dem Gottesdienst erwartete die Besucher im Gemeindehaus noch ein Empfang mit Grußworten und Imbiss. Um mehr Zeit für die Begegnung und persönliche Gespräche untereinander zu ermöglichen, wurden die Grußworte bewusst kurzgehalten. Seitens der katholischen Glaubensgeschwister gratulierte Pfarrer Dietmar Schulte im Namen des Pastoralen Raums Iserlohn der Evangelischen Gemeinde zum 150-jährigen Bestehen. Er dankte zunächst für die Einladung und griff danach die gute ökumenische Zusammenarbeit auf. Als Beleg dafür, dass dies auch in der Vergangenheit bereits gut funktionierte, erzählte er eine Anekdote von 1978, als die Katholiken die Friedenskirche seinerzeit übergangsweise für die Vorabendmesse nutzten. Anschließend überreichte Schulte Pfarrerin Anthea Haacke eine Plakette mit dem Heiligen Kilian darauf.
Als Vertreter der Region sprach dann noch Pfarrer Uwe Schulte von der pfarramtlich verbundenen Nachbargemeinde Evangelischen Emmaus-Kirchengemeinde Oestrich-Dröschede ein Grußwort. Er unterstrich wie gut die pfarramtliche Verbindung funktioniere
und wie groß der Synergieeffekt dadurch sei. In Anlehnung an Halloween, wo es nur so vor Geistern wimmele, dürfe man laut Schulte vor dem Heiligen Geist keine Angst haben. „Gott meint es gut mit uns“, so Schulte. Die Letmather Kirchengemeinde lobte Schulte als lebendiges Beispiel dafür, wie erfüllend der Geist Gottes sei. Für die Zukunft wünschte er Kraft, Mut und Besonnenheit.
Text und Fotos: Annabell Brock






